[Wikide-l] Adminkandidaturen
Ulrich Fuchs
mail at ulrich-fuchs.de
So Jul 9 07:02:17 UTC 2006
Am Samstag, 8. Juli 2006 19:16 schrieb Thomas Koenig:
>
> Buerokratische Entscheidungen koennten sie dann umsetzen, wenn es
> buerokratische Regeln gaebe. Das ist ja eine meiner Forderungen:
> Buerokratisierung oder freundlicher genannt: Professionalisierung. Im
> jetzigen Zustand haben die Administratoren soviel
> Entscheidungsspielraum, das es notwendigerweise Willkuerentscheidungen
> gibt.
Ist richtig gedacht, aber ein bisschen zu kurz: Um bürokratische Regeln
aufstellen zu können, die wenigstens mittelfristig stabil sind, braucht es
nämlich bereits eine Bürokratie und Hierarchie, die in der Wikipedia ja
abgelehnt wird. In der Wikipedia ist ja enorm viel bürokratisiert
(Admin-Wahlen, Löschprozedere, Admin-Probleme, Benutzersperrungen etc.). Im
Moment, wo es zu einer Konfliktsituation kommt, werden diese Regeln jedoch
gnadenlos ad hoc von der Community außer Kraft gesetzt. Aus meinem Bauch raus
(und wenn sich irgendwer mal die Mühe machen würde, das zu überprüfen, wäre
ich sehr froh), gab es nicht *einen* Fall auf Administratoren/Probleme und
Benutzersperrungen, bei dem die Community konform zu den Regeln vorgegangen
ist, die zu Beginn eines solchen "Verfahrens" galten.
Wenn Wikipedie über mehr Bürokratie professionalisiert werden soll, braucht
sie auch mehr Hierarchie. Und das heißt zu akzeptieren, dass Entscheidungen
von "Vorgesetzten" eben getroffene Entscheidungen sind - ob sie gut sind oder
schlecht, dafür sind die Vorgesetzte Vorgesetzte. Aber den Weg wird die
Wikipedia sicher nicht gehen, also bleibt sie der chaotische Anarchenladen,
der sie ist.
Bürokratie ist übrigens nicht der einzige Weg zur Professionalisierung. Einer
der wichtigsten Sätze des Qualitätsmanagements ist "Qualität fängt in den
Köpfen der Mitarbeiter an". Qualität produzierende Organisationen sind
solche, bei denen die Mitarbeiter gar nicht auf die Idee kommen, zu schlampen
(nicht, weil sie's nicht dürfen, sondern weil Schlamperei eben abseits ihrer
Denke liegt). Der typische Wikipedianer ist aber ein Dauerschlamper, der
Probleme lieber unter ein Bapperl kehrt als sie zu beseitigen. Hier auf eine
Änderung des Denkens zu hoffen, dürfte wohl vergeblich sein.
Uli