[Wikide-l] Wiki-Zukunft in Deutschland
Andre Darmochwal
andre.darmochwal at wikimedia.de
Do Jul 6 00:08:05 UTC 2006
Hans-Jürgen Strumpf schrieb:
> Hallo Leute!
> Unabhängig von Euren Qualitäts- und Elitediskussionen ist ja vor
> kurzem ein anderes Problem wieder mal aktuell geworden: die Steuer.
> Konkret gibt es ein Urteil, das die finanzielle Unterstützung einer
> ausländischen Körperschaft im Inland nicht steuerbegünstigt ist, da
> deren Begünstigungsvorraussetzungen (schönes Wort) nicht nachprüfbar
> sind.
> Frage: wie wollt bzw. könnt IHr (Verein) drauf reagieren? Beispiel
eigene Hardware (wie Paris-Cluster)?
> Ich weiß das über das Thema schon gesprochen wurde - ging aber unter.
>
Hallo Hans-Jürgen,
das ist eine ziemlich komplexe Materie mit der Unterstützung von
ausländischen Körperschaften und es hängt hier sehr davon ab, auf welche
Art das genau vonstatten geht. Wie schon vor einiger Zeit dargestellt,
gibt es hier keine eindeutigen, sondern zum Teil widersprüchliche
Vorgaben der Finanzverwaltung und die endgültige Beurteilung ist von
vielen kleinen Details abhängig. Man muß sich quasi immer den Einzelfall
angucken.
Einfach weitergereicht kann das Geld nicht werden, weil dann - wie Du
schon schriebst - die Begünstigungsvoraussetzungen nicht nachprüfbar
sind. Der Verein setzt sich schon länger mit dieser Problematik
auseinander und im Benehmen mit dem zuständigen Finanzamt und unserem
Steuerberater hat sich folgende Variante als die wohl geeignetste
herauskristallisiert: der Verein reicht Spendengelder nicht einfach an
die Foundation weiter, sondern schließt zuvor einen Vertrag mit einem
Handlungsbevollmächtigten, der sich darin dazu verpflichtet, dafür zu
sorgen, daß die Gelder nach Maßgabe des Vereins und im Sinne der (in
Deutschland steuerbegünstigten) Ziele des Vereins, sowie der deutschen
Gesetze verwendet werden.
Schafft der Verein eigene Hardware mit Spendenmitteln an, umgeht man
dadurch diese mit der Weitergabe von Mitteln verbundenen Probleme, dafür
muß sich der Verein dann um eigene Technik kümmern und die technische
Verwaltung der bisher weitgehend in Florida gebündelten
Wikimedia-Projekte wird erschwert. Außerdem steigt das Risiko, daß der
Verein als Anbieter oder Mitstörer für die auf den Servern angebotenen
Inhalte haften muß. Ein derartiger deutscher oder europäischer Cluster
auch von der Architektur her mit der Foundation gut abgestimmt werden,
technische Verantwortlichkeiten und Wartungsfragen sind zu klären, und
vorliegende Angebote für Hosting- und Technikspenden müssen geprüft werden.
Für den Verein sind nach gegenwärtiger Lage beide Varianten
(Mittelverwendung im Ausland unter genau definierten Bedingungen und
eigene Hardware) attraktiv. Bei der Frage, wie der Verein Spendengelder
in die Technik der Wikimedia-Projekte stecken kann, sind die
grundsätzlichen Fragen der Machbarkeit und rechtlichen Implikationen
weitgehend geklärt. Momentan werden Lösungen für die konkrete Umsetzung
gesucht und abgestimmt. Sobald es hierzu mehr zu berichten gibt, werden
wir darüber informieren.
Viele Grüße,
André Darmochwal
Wikimedia Deutschland e.V.