[Wikide-l] Trons Eltern (war: Hacker leben nicht gefährlich)

Erik Moeller erik_moeller at gmx.de
Fr Jan 13 19:21:29 UTC 2006


Mathias Schindler schrieb:

 > Boris F. [gekürzt, E.M.] ist der Autor einer Diplomarbeit
 > "Realisierung einer Verschlüsselungstechnik für Daten im ISDN
 > B-Kanal".
 >
 > An dieser Information ist nichts verboten oder kriminalisierbar.

Ich weiß nicht, wie viel hier noch zu retten ist, aber ich versuche es 
mal. Die Diskussionsseite zum Artikel gleicht einem Minenfeld.

Es sind viele Worte gefallen. Worte wie "Hacker", 
"Verschwörungstheorien", "CCC", "Berlin", "Cryptophon", "Eltern".

Eltern. Was bedeutet dieses Wort? Es bedeutet: Vater und Mutter. 
Kindheit. Weihnachtsfeiern und Geburtstage. Mit Masern im Bett. Im 
Garten spielen. Das erste Haustier. Mama kocht Spaghetti.

Schließt die Augen und ruft Euch einmal das Lachen Eurer Mutter ins 
Gedächtnis. Und seid Euch bewusst, dass es für viele Menschen in ihrer 
irdischen Existenz nichts Wundervolleres gibt, als Kinder zu haben, und 
sie zu lieben, so sehr man nur kann -- sicherlich auch für viele von Euch.

Hier ist noch ein weiteres Wort: Tod.

Einen Menschen, den man liebt, zu verlieren, gehört zu den furchtbarsten 
Erfahrungen, die wir alle machen müssen. Ein Kind zu verlieren - 
unaussprechlich. Unvorstellbar.

Eines Tages war Boris fort, und niemand wusste, wo er ist. Schlafen 
gehen, ohne zu wissen, ob es dem Sohn gut geht. Aufzuwachen in 
Ungewissheit. Dann nach Tagen die Nachricht. Tod. Tod!

Nie wieder den Sohn in die Arme schließen, ihn nie wieder sehen, nie 
wieder mit ihm sprechen, diskutieren und lachen können, nie wieder sich 
fragen, wie er wohl aufwächst, ob er wohl die gleichen Fehler macht wie 
man selbst, ob er heiraten wird, Kinder haben wird: nie wieder, nie wieder.

Ein Speer durchbohrt die Seele, und die Schmerzen sind unerträglich; es 
ist nicht mehr möglich, klar zu denken. Erinnerungen fliegen durch den 
Kopf beim Blick auf jeden Gegenstand. Der Verlust raubt die Sinne und 
den Verstand. Der Speer wird niemals verschwinden, der Schmerz wird 
immer bleiben. Man kann sich ablenken, schließlich auch wieder lachen 
und feiern, aber der Schmerz ist unauslöschbar.

Ja, es geschah 1998. Aber es gibt keine Schonzeit für Menschenwürde.

Es geht nicht darum, weil uns jemand droht, irgend etwas zu zensieren. 
Ich habe von Anfang an gesagt, dass der Name ausgeschrieben werden kann 
und soll. Aber dank des Engagements einiger "Freunde" Trons sind nun 
seine Eltern in diese Sache verwickelt. Jetzt ist Fingerspitzengefühl 
gefragt und nicht brachialer Konfrontationskurs. Logische Argumentation 
allein genügt nicht; unser Handeln hat emotionale Implikationen.

Es wurde schon vorgeschlagen: Einen kleinen Hinweisbaustein auf den 
Artikel setzen, dass der Name nicht genannt wird, bis das Problem 
geklärt ist. Henriette und andere mit CCC-Beziehungen machen lassen. 
Warten, bis sich die Wogen glätten, und an die Vernunft aller 
appellieren. Schließlich kann dann die Entscheidung fallen, den Namen zu 
nennen oder nicht. Aber nicht per Edit-War, Flames auf der 
Diskussionsseite oder beharrlichem "Das ist doch gar nicht verboten!", 
oder "Wir sind eine Enzyklopädie!".

Wir sind eine Enzyklopädie, die Artikel schon mal monatelang als "Stub" 
einfriert, wenn ein Edit War zu heiß wird. Also bitte nicht mit 
Informationspflicht argumentieren. Denn hier geht es um Eltern, die ein 
Kind verloren haben, und deren Schmerz wir respektieren müssen. Das 
gebietet die Menschlichkeit.

Es gibt seit ein paar Monaten eine neue "Richtlinie" in der deutschen 
Wikipedia mit dem Titel: Sei grausam. Ich halte dagegen: Sei einfühlsam. 
Sei nachdenklich. Sei menschlich. Sei weise.

Erik