AW: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter und Steckenpferdreiter

Ralph Teckentrup adornix at gmx.net
Mo Jan 17 12:44:55 UTC 2005


 

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Katharina Bleuer
> Gesendet: Montag, 17. Januar 2005 12:03
> An: Mailingliste der deutschsprachigen Wikipedia
> Betreff: Re: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter und 
> Steckenpferdreiter
> Nein, entschuldigung aber ich kann absolut keinen Vorteil 
> darin finden, immer erklären zu müssen, dass 1 + 1 = 2, weil 
> dies infrage gestellt wird. 
> Es gibt in jeder Wissenschaft gewisse *grundsätzliche* 
> Übereinkünfte, die Grundlagen, auf denen das Ganze aufbaut. 
> Ich meine damit *nicht* die verschiedenen Paradigmen. Ich 
> ziehe absolut keinen Gewinn daraus, diese Grundlagen 
> rechtfertigen zu müssen. Es bringt mich nicht weiter, weder 
> fachlich noch persönlich.
 
Ich hatte nicht behauptet, daß es ein Vorteil sei, laufend die absoluten
Basics seiner Fachdisziplin erläutern zu müssen (siehe gern noch einmal die
Diskussion zu [[Walther von der Vogelweide]], das war wirklich hart), weil
irgendwer, der aus dem Bauch raus meint sich auszukennen, einen Artikel
versaut hat. Ich halte das aber für unumgehbar, insbesondere bei den
Wissenschaften, die sich nicht mehr oder weniger hermetisch gegen die
öffentliche Wahrnehmung abgeschlossen haben.

Womöglich gibt es derlei Probleme auch bei Artikeln zu mathematischen Themen
oder zur Informatik (Artikel, die ich ohnehin niemals lese), aber es sollte
Dir schon aus Deinem Studium bekannt sein, daß sozialwissenschaftliche oder
literaturwissenschaftliche Seminare voll sind von Studenten, die in ihrem
Leben niemals zu Wissenschaftlern werde können, sondern immer nur banalsten
common sense absondern und wirklich böse werden, wenn man ihnen erklärt, daß
sie Unfug reden. Das kann bei Wikipedia gar nicht besser sein, oder? Was
hier aber möglich ist, ist das Reverten solchen Blödsinns und dazu eine
kurze Erläuterung auf der Diskussions-Seite, die vielleicht den Urheber der
Verschlechterung nicht überzeugt, aber evtl. doch andere Leser. Insofern
fühle ich mich hier immer noch wohler als in einem soziologischen Seminar
(und ich habe viele besucht und habe den großen Fehler gemacht, einige als
Tutor selbst zu leiten - unglaublich, wie schnell man superautoritär werden
kann)

Du wirst bei Wikipedia nicht nur Fachdebatten mit Spezialisten führen können
und auch nicht nur mit Leuten, die zumindest zu erkennen in der Lage sind,
daß sie keine Ahnung haben. Du weißt das sicher besser als ich, hättest aber
von vornherein wissen müssen, behaupte ich mal böswillig...
Das bringt uns fachlich ganz sicher nicht weiter, kann aber Z.B. durchaus
dabei behilflich sein zu erkennen, in welchen Punkten "unsere" Artikel nicht
allgemeinverständlich sind. Unsere "social skills" (oder wie man das nennen
soll) können darunter kaum leiden, finde ich, also bringt uns das persönlich
durchaus weiter :-))

 
> >Ich würde sagen, daß man nicht darum herum kommt, relativ regelmäßig 
> >mit fachlichen Voll-Laien umzugehen, die nichts anderes 
> treibt als ihre 
> >Neurosen (männliche Frauenhasser in Deinem Beispiel) oder 
> absurde und 
> >völlig inkompetente Begeisterung (Henriette schrieb von 
> [[Walther von 
> >der Vogelweide]], der von einem begeisterten Menschen eine 
> vollkommen 
> >bekloppte Übersetzung spendiert bekam, die wir dann wieder ausbügeln 
> >mussten). Das kannst Du aber nicht verhindern und es wird mit 
> >zunehmendem Bekanntheitsgrad der Wikipedia nicht weniger werden.
> 
> Das sehe ich auch so - und das ist mit ein Grund, weshalb ich 
> mich bei vielbesuchten Artikeln zu sozialwissenschaftlichen 
> Themen vollständig zurückgezogen habe.

Wie gesagt: Da kann man sich drüber beklagen, aber nicht viel dran ändern.
Wikipedia ist keine Sammlung von Fachlexika von Spezialisten. Trotzdem (oder
gerade deshalb) enthält diese Enzyklopädie genau das Wissenswerte, nachdem
ich und viele andere Leute täglich suchen. Und ich gebrauche vor allem die
englische Wikipedia täglich, z.B. um mich über das englische Peer-System,
den Hosenbandorden oder auch über [[en:Inigo Jones]] zu informieren. Ich
lese mich regelmäßig stundenlang fest, also kann die Wikipedia gar nicht
schlecht sein, und das trotz oder wegen der mitunter furchtbar inkompetent
geführten Debatten, die auch über diese Artikel geführt wurden ;-)
 
> >Solche Diskussionen muss man ganz einfach führen oder - wenn 
> es zu sehr 
> >nervt - eben konsequent reverten. Jedes Lamentieren darüber 
> halte ich 
> >für Kraftverschwendung.
> Damit müssen wir alle leben. Trotzdem führt genau das dazu, 
> dass die Wikipedia gegen Bild strebt.


Viel zu plakativ und - ich glaube - falsch. Siehe meine Kurzrecherche zu den
"zufälligen Artikeln".

Gruß

Ralph