[Wikide-l] Re: Qualität, Qualität, Qualität
Andre Darmochwal
sansculotte at despammed.com
Mo Jan 17 00:25:35 UTC 2005
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> Schön, wenn wenigstens in der inneren Emigration eine Art Gruppengefühl
> entsteht! Ich verstehe zwar nicht, wie grosses Interesse an der
> Wikipedia mit dieser Art Rückzug einhergehen kann, aber das wird mir
> gewiss jemand erklären.
>
> Ich bin versucht, nochmals an "enttäuschte Liebe" zu denken. Aber von
> was für Erwartungen ging diese Enttäuschung aus? Etwa zu hohe, absolute?
>
Wir sprechen uns in einem Jahr nochmal zu dem Thema. Jeder von uns, die
die hier eifrig mitdiskutieren und auch die, die nur mitlesen, hat sich
vermutlich in seiner Anfangszeit voll Begeisterung ob des Konzepts der
Wikipedia und ihrer Möglichkeiten voll eingebracht. Viel Arbeit
investiert, noch viel mehr Diskussionen geführt, Streits geschlichtet,
Ordnung gehalten und sich Gedanken um das System gemacht, und wie man
die Wikipedia noch besser machen kann.
Dabei trifft man immer auf Leute, die zwar ebenso gute Absichten, aber
andere Ideen und Wege zur Verbesserung der Wikipedia haben. Ich denke,
damit kann ich einigermaßen umgehen, daß nicht alles nach meinem Kopf
funktionieren muß und eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Wikipedia
auch Kompromisse beinhaltet. Trotzdem kosten Diskussionen und
Kompromisse Zeit, Kraft und Nerven. Wieder und wieder führt man die
immer gleichen Diskussionen, muß sich ständig für
Selbstverständlichkeiten verantworten und leider muß man allzuoft auch
Kompromisse an Stellen schließen, wo eigentlich keine Kompromisse
erlaubt sein dürfen, weil sie die Grundlagen der Wikipedia oder die
Grundlagen sozialen Miteinanders berühren. Irgendwann (da werden mir die
meisten älteren Wikipedianer zustimmen können) kommt der Punkt wo man
sich als Don Quichotte im Kampf gegen Windmühlen und Ignoranz fühlt und
sich fragt, ob man dabei überhaupt etwas positives Bewirken kann, oder
sich nur einfach selbst aufreibt, weil man in der ständig weiter wild
wuchernden Wikipedia eh nichts mehr bewirken kann. Das ist der Punkt, wo
man feststellt, daß das Loslassen (die innere Emigration, wie Du es
nennst) die Lösung ist, die mittelfristig dem persönlichen Seelenfrieden
und der Gesundheit zuträglicher ist.
Ich finde es gut und wichtig, daß Du mit frischer Kraft hier Dinge
diskutierst, die wichtig sind und diskutiert gehören, aber den Leuten,
die vor einem halben oder einem Jahr an Deiner Stelle standen
'enttäuschte Liebe' vorzuwerfen,halte ich für ein bißchen unfair.
Andre,
müden Blicks