[Wikide-l] Re: Was ist Wikipedia: Enzyklopädie, Weltverbesserung, Arbeitsinstrument?

"Benedikt Zäch (Lullus)" benedikt.zaech at gmx.net
Fr Jan 7 19:58:30 UTC 2005


Ulrich Fuchs schrieb am Fr, 7. Jan. 2005, um 19:51:

>Weil genau das die eigentliche Arbeit wäre, die in der Erstellung einer 
>Enzyklopädie geleistet werden muss. Nicht, wieviel Menge an Informationen 
>drinsteht, sondern welche Informationen drinstehen und welche nicht, ist 
>wichtig. Wissen ist das, was überbleibt, wenn überflüssige Information 
>aussortiert(!) ist.
>
>  
>

...und genau das ist schwierig im Arbeitsmodell der Wikipedia. Aber das 
ist ja nichts Neues, oder? Wenn man keine verantwortlichen Redaktorinnen 
und Redaktoren für diese Streicharbeit will, dann bleibt nur eine Art 
common sense. Dieser Konflikt ist nur auf dem Weg der Verhandlung und 
des besseren Arguments lösbar. Und durch Hartnäckigkeit und Geduld; und 
mit Perspektiven über mehr als drei, vier Jahre hinaus.

>Ein Brockhaus und eine Britannica sind durchaus in wissenschaftlichen Arbeiten 
>zitabel. 
>
>  
>

Nicht nur zitierbar (weil im allgemeinen abgesichert und verlässlich), 
sondern immer noch, was die editorische Arbeit betrifft, der Wikipedia 
um Einiges voraus.

> Dann ist eine Enzyklopädie nicht das richtige Werkzeug. Eine 
> Enzyklopädie ist nicht dazu dar, Dir entlegenes Wissen für Dein 
> Spezialgebiet zu liefern,sondern das *grundlegende* Wissen auf 
> Gebieten, in denen Du *kein* Spezialist bist. Mehr kann sie nicht 
> leisten.
>
> Wikipedia sollte eine *freie* Enzyklopädie werden. DA hast Du das 
> neue. Es war nie die Rede davon, eine *neue Art* Enzyklopädie zu 
> machen (die letztlich eben keine ist, sondern ein Sammelsurium 
> zeitgeschichtlicher Stichworte,Erwähnungen von Dingen, das ganze 
> vermischt mit ein bisschen enzyklopädischerInformation). Überholen 
> ohne einzuholen? Ist schonmal kläglich schiefgegegangen.

Wikipedia ist mehr: Sie sollte das grundlegende Wissen bieten (was sie 
sie erst teilweise, aber schon erstaunlich breit tut), aber daneben 
bietet sie, mehr als alle anderen Unternehmungen - und vor allem viel 
schneller! - zusätzliches Wissen ausserhalb der 
Mainstream-Wissensströme. Das ist eben ein Teil der "neuen" Art von 
Enzyklopädie...

>
>Damit wird Wikipedia aber zu einer Ansammlung von Artikeln über Dinge, ein 
>Verzeichnis. Keine Enzyklopädie, die primär Begriffe(!) erklären sollte. 
>Diese eigentliche Aufgabe fällt mittlerweile komplett unter den Tisch.
>
>  
>
>

Das beisst sich eben oft mit dem Anspruch einer umfassenden, 
systematischen Enzyklopädie, aber es schliesst sich gegenseitig nicht aus.
Aber, wiederum: es bedingt einen über Einzelpersonen hinausgehenden 
Willen zur Qualitätsverbesserung. Und langen Atem braucht es auch...


Gruss

Lullus