[Wikide-l] Urheberrechtsverletzung

Ivo Köthnig koethnig at web.de
So Jan 2 01:51:57 UTC 2005


> Man kann ja durchaus darüber streiten, ob ab einem gewissen Punkt
> juristische Schritte ein geeignetes Mittel sein können, um die GFDL
> durchzusetzen - ich hoffe aber sehr, dass wir uns hier alle darüber
> einig sind, dass sowas nur das allerletzte Mittel sein darf.

Also den konkreten Fall kenne ich nicht, aber das "letzte Mittel" scheint 
viele bisher nicht abzuschrecken. Ich denke wir sind da viel zu lasch, wenn 
es um die Durchsetzung unserer berechtigten Interessen geht. Die meisten 
Wikipedia-Klone verweisen lediglich auf unsere Seite bei der Autorenliste. Da 
sollte man langsam mal eine etwas härtere Gangart einlegen. So schwer ist es 
nicht diese Informationen aus den Old-Tabels rauszufiltern. Spätestens wenn 
die Klonierer ihre Klone klonen wird das Problem nämlich noch schwerer 
handhabbar. Massenabmahnungen sind natürlich kein Mittel. Vielleicht reicht 
es auch aus mal ein Exempel bei einem besonders dreistem Kopierer zu 
statuieren. Ziel sollte aber doch sein, dass sich alle so gut es geht (ist ja 
bei der GFDL bekanntlich schwierig) an die Spielregeln halten.

> Diejenigen, die anderer Ansicht sind, möchte ich herzlich einladen, sich
> künftig um die vermeintlichen
> Urheber-/Marken-/Persönlichkeitsrechtsverletzungen innerhalb der
> Wikipedia zu kümmern. Glücklicherweise kamen bisher nur sehr wenige der
> entsprechenden Mitteilungen von Anwälten. Das könnte sich allerdings
> schnell ändern, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, "die
> Wikipedia" (auch wenn es sich formal nur um einzelne Autoren handeln
> sollte) würde ohne lange zu zögern zur juristischen Keule greifen.

Nein, zur Keule greifen wollen wir (und ich denke da spreche ich durchaus für 
die überwiegende Mehrheit unter uns) nicht. Der Eindruck, wir würden dies tun 
sollte auch durch einen Musterprozess besser nicht entstehen. Mittlerweile 
reift in der Open Source und Open Content Szene aber durchaus der Gedanke, 
dass die Rechte, die man sich mit der eigenen Lizenz zusichert, nicht viel 
Wert sind, wenn man sie im Zweifelsfall nicht auch durchsetzt.

An dieser Stelle möchte ich aber nicht vergessen all denen zu danken, die sich 
um die vermeintlichen Urheber-/Marken-/Persönlichkeitsrechtsverletzungen in 
der Wikipedia kümmern.

Im Gegensatz zu dir Arne denke ich aber, dass ein Exempel durchaus auch 
entlastende Wirkung zeigen könnte. Vermutlich existiert bei vielen Leuten der 
Eindruck, hier wäre eine Laientruppe am Werk, bei der mit juristischen Tricks 
etwas zu holen ist.

> Erst letzte Woche konnte ich dem Betreiber von maxpedia.org erfolgreich
> klarmachen, dass er sich bei Lizenzfragen nicht auf technische
> Schwierigkeiten berufen kann. Trotz eines nicht unerheblichen Aufwandes
> (bei einem WAP-Angebot fallen die von uns zwecks Autorennennung
> empfohlenen Links auf die Artikelhistorie in der Wikipedia leider aus)
> reagierte der Anbieter nicht nur freundlich, sondern auch schnell. Nach
> zwei Tagen hatte er einen Weg gefunden, um die Autoren jedes Artikels
> auf einer separaten WAP-Seite darzustellen.

Was beweist, dass es auch für alle anderen Anbieter möglich sein sollte die 
Autoren direkt zu nennen! Die Frage ist natürlich, ob wir das wollen oder 
nicht. Schließlich haben Links auf unsere Seite auch gewisse Vorteile. In 
jedem Fall nicht akzeptieren sollten wir pauschale Hinweise, wie man die 
Autorenliste finden kann wie ja kürzlich erst geschehen...

> http://www.heise.de/newsticker/meldung/54666
>
> Vielleicht findet sich ja sogar eine Truppe, die das ganze organisiert
> angeht und den gesamten E-Mail-Verkehr (nicht öffentlich) archiviert.

Das wäre sehr zu wünschen...

> Dann können wir nach ein paar Wochen oder Monaten Zwischenbilanz ziehen
> und daraus eine Pressemitteilung machen (unter Nennung besonders
> schwarzer Schafe). Wenn auch das nicht zum Erfolg führt, könnte man sich
> immernoch einen besonders gut geeigneten Kandidaten aussuchen und ein
> Exempel statuieren. Lexikonia hielte ich übrigens für einen denkbar
> ungeeigneten Kandidaten. Der Hinweis ist zwar lächerlich klein und
> unzureichend, aber immerhin ist er da. Wenn man vor Gericht zieht,
> sollte der Lizenzverstoß schon etwas deutlicher sein.

Ich merke gerade das wir mit unserer Meinung nicht so weit auseinander 
liegen... :-)

> > Letztendlich: Irgendwann wird es so oder so eine rechtliche
> > Auseinandersetzung um die GNU-FDL geben. Die Frage ist nur, ob wir
> > darauf warten wollen, angegriffen zu werden, oder ob wir das
> > initiieren wollen.
>
> Mal unabhängig davon, dass ich mit "Angriff ist die beste Verteidigung"
> noch nie viel anfangen konnte: Kannst Du mir mal ein halbwegs
> wahrscheinliches Szenario dafür nennen? Welche Art von Angriff kann uns
> (wen genau meinst Du damit?) vor welcher Art von Angriffen schützen?

Eine gerichtliche Überprüfung der GFDL hätte schon einige Vorteile. Im Notfall 
wüssten wir, welche Bestimmungen aus welchen Gründen problematisch sind. Ich 
hoffe doch stark, dass es irgendwann eine Version 3.0 der GFDL geben wird, 
auf die wir updaten können und die besser zu uns passt. Da könnten 
problematische Bestimmungen dann beispielsweise auch eher berücksichtigt 
werden. Das geht natürlich nur, wenn man weiß welche Bestimmungen in der 
Lizenz problematisch sind/sein können.

--Ivo Köthnig