[Wikide-l] POVopedia.
Mathias Schindler
neubau at presroi.de
Fr Jun 25 08:56:22 UTC 2004
Beurteilung der Grenzwerte des AKW Cattenom - "Kontropedia" bietet neues
Internet-Diskussionsforum
Datum der Mitteilung: 25.06.2004
Absender: Bernd Hegen
Einrichtung: Universität Koblenz-Landau
Kategorie: überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
nicht-fachbezogen
Seit dem 24. Juni liegt eine Entscheidung der französischen Regierung
über die Grenzwerte des französischen Atomkraftwerks Cattenom vor. Die
Entscheidung regelt die Entnahme und Rückführung von Wasser in die
Mosel. Warum hat die Festsetzung der neuen Schadstoff-Grenzwerte
allerdings so lange gedauert? Und wie ist die Entscheidung, dem AKW
Cattenom keine höheren Werte für Radioaktivität und Chemikalien
zuzugestehen, zu bewerten?
"Kontropedia - die Enzyklopädie der Kontroversen" bietet im Internet
eine Diskussions-plattform zu Beurteilung der Grenzwerte. Vorbild für
Kontropedia ist die mittlerweile international bekannte interaktive
Wissensplattform Wikipedia (www.wikipedia.de). Die Kontropedia ist an
der Forschungsstelle Wissenstransfer am Institut für Germanistik der
Universität Koblenz-Landau ins Leben gerufen. Prof. Dr. Wolf-Andreas
Liebert: "Es geht in der Cattenom-Aktion darum, die Entscheidung der
französischen Ministerien zu bewerten und mit Experten und Laien
überregional einzuschätzen, inwiefern die jetzt genehmigten Werte zu
einer besseren, schlechteren oder unveränderten Gefahrenlage führen.
Generell wollen wir mit der Enzykopädie der Kontroversen neue Formen der
Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit anregen."
Was im Fall von Cattenom in der Öffentlichkeit nur als knappe, sachliche
Entscheidung wahrgenommen wird, hat eine monatelange hitzige Debatte als
Vorgeschichte. Losgetreten wurde der Streit um Ableitungswerte von der
Cattenom-Betreibergesellschaft Electricité de France (EDF), die im April
2003 unter anderem eine Erhöhung der Werte für radioaktives Tritium
beantragt hat. Der Grund: Sie will auf ein neues, wirtschaftlicheres
Brennverfahren umstellen, das einen erhöhten Ausstoß dieser Schadstoffe
zur Folge hat. Über ein Jahr dauerte die Entscheidungsfindung, begleitet
wurde sie von zahlreichen Protestaktionen deutscher und französischer
Umweltaktivisten, Anwohner und Politiker.
Wer die Argumente dieser einzelnen Positionen nachvollziehen will, um zu
verstehen, warum schließlich das entschieden wird, was entschieden
wurde, muss sich einzelne Bruchstücke der Diskussion mühsam
zusammensuchen. Diskurse wie dieser finden gewöhnlich in "Nischen der
Gesellschaft" statt. Die Mehrheit der Bevölkerung nimmt nicht aktiv
daran teil. Vielleicht weil sie sich nicht genügend informiert fühlt.
Vielleicht aber auch, weil viele Menschen gar nicht wissen, wo diese
Diskurse genau stattfinden.
Ziel der Kontropedia ist es, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Kontropedia bedeutet Enzyklopädie plus Kontroverse. Sie bietet einen
neuartigen Kommunikationsraum für Wissenschaft und Öffentlichkeit. Offen
für jeden, unmittelbar, kollaborativ und demokratisch. Eine Plattform,
auf der jeder mit jedem diskutieren, Fragen stellen oder sich einfach
nur informieren kann. Weil die Technik der Kontropedia so einfach zu
handhaben ist, kann jeder sie ohne Schulung oder spezielle Software
bedienen.
Das Kontropedia-Projekt startet zunächst mit einigen Brennpunktthemen,
aus gegebenem Anlass ist das erste der "Fall Cattenom". Interessierte -
Laien und Experten - haben unter
http://lenz.uni-koblenz.de/wiki/index.php/Cattenom die Möglichkeit in
der Zeit vom 25. bis 28.06.04 zwischen 9 und 22 Uhr, die Kontroverse um
die Entscheidung über die erhöhten Schadstoffableitungen
nach-zuvollziehen. Eine gemeinsame und kontroverse Bewertung von
Experten und Laien soll in der Kontropedia erfolgen. Der Beitrag zum AKW
Cattenom soll aber zugleich auch dazu beitragen, Informationen
kontinuierlich und verständlich auszutauschen.
Ausführliche Beschreibungen zum Projekt und Anleitungen zum Mitschreiben
finden sich auf der Hauptseite. Als Ansprechpartner stehen zur Verfügung:
Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert
Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz
Institut für Germanistik
Tel.: 0261 - 287-2052
Email: liebert at uni-koblenz.de
WWW: http://www.uni-koblenz.de/~liebert/
Und für technische Fragen:
Christian Kohl, M.A.
Institut für Germanistik
Forschungsstelle Wissenstransfer
Tel.: 0261 - 287-2180
Email: kohl at uni-koblenz.de
WWW: http://www.uni-koblenz.de/~kohl/