[Wikide-l] [FYI]: Heiseticker-Meldung zu chinesischer Wikipedia-Sperrung

Tim Bartel wikipedia at computerkultur.org
Do Jun 17 14:16:11 UTC 2004


Hi Wikipedianer,

Monika Ermert hat im Heise-Ticker was zu der chinesischen Filterung 
geschrieben: http://www.heise.de/newsticker/meldung/48343

---[schnipp]---

Sperrungen gegen Chinas Wikipedia-Gemeinde

Die chinesischen Wikipedia-Seiten[1] sind derzeit für Internet-Nutzer in 
China teilweise nur schwer zu erreichen. Schon seit zwei Wochen häuften 
sich die Meldungen, dass auf die Seiten der freien 
Internet-Enzyklopädie[2] von verschiedenen großen Städten aus nicht 
zugegriffen werden könne. Bei Wikipedia[3] kann jeder nicht nur Artikel 
schreiben und überarbeiten, sondern auch das bereits zusammengekommene 
Material kostenlos abrufen, beliebig verarbeiten und nach der GNU FDL 
frei weiterverbreiten.

In mehreren Postings auf chinesischen und englischen Mailinglisten wurde 
die Sperrung bestätigt. Am heutigen Donnerstag konnten Aktivisten 
erreichen, dass wenigstens ein Teil der Seiten wieder zugänglich gemacht 
wurde.

Ursprünglich waren Chinas Wikipedianer davon ausgegangen, dass der 4. 
Juni -- und damit der Jahrestag des Massakers auf dem Tiananmen-Platz[4] 
-- Auslöser für eine vorläufige Sperrung sein könnte. Auch gab es 
anfangs Überlegungen, man sei Opfer der Sperrung anderer Inhalte 
gewesen, weil man in deren gesperrtem IP-Bereich liege.

Presseanfragen hat der für China verantwortliche Sprecher in Hongkong 
bislang nicht beantwortet. Mehrfach wurde auf den Mailinglisten davor 
gewarnt, dass zu viel Wirbel die Behörden in die Ecke treiben könnte. 
Ironie des Schicksals: Gerade die zahlreichen westlichen und 
chinesischen Presseberichte über die freie Enzyklopädie könnten die 
Seiten auf den Radar der Behörden gebracht haben.

Nun schlagen einzelne Wikipedianer und chinesische Blogschreiber sogar 
vor, sich kompromissbereit zu zeigen und die zuständigen Behörden um 
Details zu beanstandeten Seiten -- etwa zur Taiwanfrage -- zu bitten. 
Andere empfehlen dagegen, in diesem Fall lieber auf die chinesische 
Ausgabe zu verzichten. Nachfragen bei den Behörden haben inzwischen 
immerhin einen Teilerfolg gebracht: Abgesehen vom Wörterbuch sind die 
Seiten von manchen betroffenen Städten aus seit heute Morgen wieder 
erreichbar.

Bei der kürzlich bei Chinas staatsnaher Internet Society eingerichteten 
"freiwilligen Selbstkontrolle" für Webinhalte, dem Internet News & 
Information Service Working Committee (INISWC[5]), werden zwar fast 
täglich Erfolgsmeldungen zu gesperrten illegalen Seiten verkündet. 
Wikipedia wird aber dort nicht genannt, eine Stellungnahme gab die 
Institution nicht ab. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat China 
rund 30 Gesetze und Verordnungen zu Telekommunikation und Internet 
verabschiedet. Derzeit feiert man gerade eine Dekade 
Telekommunikationsmarkt[6] im Reich der Mitte: Im Juli 1994 wurde mit 
der Gründung von Unicom der staatlich beschlossene Wettbewerb im 
Telekommunikationsmarkt gestartet. Internet gehört heute in den Städten 
zumindest für viele jüngere Menschen zum Alltag, von einer freien 
Informationsgesellschaft ist das Riesenland aber noch weit entfernt. 
(Monika Ermert) /
(jk[7]/c't) (jk/c't)

URL dieses Artikels:
   http://www.heise.de/newsticker/meldung/48343

Links in diesem Artikel:
   [1] http://zh.wikipedia.org/wiki/%E9%A6%96%E9%A1%B5
   [2] http://www.heise.de/newsticker/meldung/48130
   [3] http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite
   [4] http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB16/
   [5] http://net.china.cn/chinese/index.htm
   [6] http://www.cnii.com.cn/20040423/ca245517.htm
   [7] mailto:jk at ct.heise.de

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Tschuess, Tim.