[Wikide-l] Re: Antrag auf Entzug des Admin-Status
Gerhard Jahnke
Gerhard.Jahnke at gmx.de
Sa Jun 12 11:17:13 UTC 2004
Hallo,
am Fri, 11 Jun 2004 06:53:52 +0100 schrieb Timwi:
> Gerhard Jahnke wrote:
>
>> Wieso traurige Wahrheit? Es gibt viele Leute, die die Vorwürfe für
>> teilweise nicht zutreffend, für teilweise nicht so gravierend halten, und
>> deshalb gegen eine Absetzung sind. Würdest Du es für besser halten, wenn
>> jeder Vorwurf sofort zum Entzug der Adminrechte führen würde?
>
> Hm. Ich glaube, dir ist eines nicht klar (oder vielleicht liege ich
> damit auch falsch, aber das glaube ich nicht): Es geht doch vielmehr
> darum, daß die, die mit den Admins einer Meinung sind, willkommener
> sind, und die, die andere Meinungen vertreten, nicht wirklich in die
> Gemeinschaft der Wikipedianer aufgenommen werden.
Mir ist klar, dass dieser Eindruck bei manchen Leuten, so auch bei Dir,
vorhanden ist. Allerdings halte ich dies für einen Irrtum. Die "Admins" als
geschlossene Gruppe gibt es meinem Eindruck nach nicht, das
Meinungssprektum ist unter den Admins ähnlich breit wie unter allen
Nutzern.
> Auf diese Weise
> bleiben die Meinungen, die am vehementesten vertreten werden, prävalent,
> und nicht etwa die, die wirklich in der Bevölkerung prävalent sind.
Das ist aber doch in jeder Teilmenge der Gesellschaft so. Und das ist
meiner Meinung nach auch in Ordnung so. Die "Bevölkerung" wird zu den am
kontroversest diskutierten Themen innerhalb der Wikipedia genau keine
Meinung haben, weil diese Wikipedia-spezifisch sind. Dass bestimmte
Verfahrensweisen festgelegt sind und nicht immer wieder neu geändert
werden, widerspricht zwar einerseits dem anarchischen Prinzip. Andererseits
haben aber die wenigsten Leute Lust auf Grundsatzdiskussionen, daher führen
sie diese zu einem Thema nur ungern mehrfach. Das führt dazu, dass einmal
eingeführte Verfahrensweisen nur ungern wieder geändert werden.
> Das
> führt dann dazu, daß kontroverse Aktionen von anderen Admins verteidigt
> und gutgeheißen werden, und die, die versucht haben, sich dagegen zu
> wehren, frustriert gehen.
Verteidigt ja, gutgeheißen nicht unbedingt. Wenn ich versuche, umstrittene
Aktionen eines Admins zu erklären, mache ich mir seine Argumente nicht
unbedingt zu eigen. Aber ich werde ihn gegen den Vorwurf der Willkür in
Schutz nehmen, wenn ich der Meinung bin, dass er begründet handelt, auch
wenn ich seine Gründe nicht für stichhaltig halte.
> Mit anderen Worten: Es sind immer wieder neue, die sich gegen
> kontroverse Aktionen auflehnen, aber immer die gleichen, die sie
> verteidigen. Würde man alle, die jemals zu den ersteren gehörten,
> zusammennehmen (was nicht mehr möglich ist, weil die meisten nicht mehr
> da sind), würden sie wahrscheinlich die Mehrheit bilden,
Möglicherweise. Aber das ist ein altes Problem demokratischer und
anarchischer Strukturen: Die Meinung derer, die durchhalten, setzt sich
durch gegen die derer, die nicht durchhalten. Sonntag (Europawahl für fast
alle außer die Schweizer) werden auch nur die Stimmen derer mitgezählt, die
sich die Mühe machen, zu wählen.
> und dann würde
> eine Abstimmung über den Entzug der Adminrechte auch fair und gerecht
> zum Entzug der Adminrechte führen.
Warum sollte das fairer und gerechter sein? Wer sich zurückzieht, soll auch
nicht mitstimmen. Wer mitmacht, darf mitbestimmen. Das halte ich für sehr
fair. Ausgeschlossen wird niemand, wer der Meinung ist, dass er nicht mehr
mitmachen will, entscheidet dies selbst.
Gruß, Gerhard aka Gerhard