[Wikide-l] Frage zur URV-identifizierung und der GNU-FDL
Agon S. Buchholz
asb at kefk.net
Fr Feb 27 14:50:50 UTC 2004
Wolfram Gothe wrote:
>> Nicht so ganz. Bei GNU GPL kann man ja beispielsweise eine
>> Applikation unter der GNU FDL freigeben, das Binary zum freien
>> Download anbieten, man muss jedoch die Sourcen nicht dazupacken.
>> Wenn jemand die Sources dann doch haben will, verpflichtet die GPL
>> allerdings dazu, diese auf Aufforderung herauszugeben.
Korrektur: Das "GNU FDL" oben muss "GNU GPL" heissen, mein Beispiel
bezieht sich natürlich auf die GNU-Lizenz für Software, nicht auf die
für Dokumentation.
> Gilt das für diese und *nur* diese Application? Es wäre doch denkbar,
> daß ich einen kleinen Programmbestandteil als eigenständiges Programm
> unter der GNU freigebe, daß ich dann auch den zugehörigen Quellcode
> zeigen muß ist mir im Prinzip klar. Da kann doch aber niemand von mir
> verlangen auch die nichtöffentlichen Teile des Programms
> herauszurücken??
Ja, ich denke, dass das so ist (aber wieder vorsichtshalber: IANAL).
Beispiel: Ein Freund von mir hat ein textbasiertes Frontend für die IMDb
geschrieben, die AMD (Alternative Movie Database), und unter die GPL
gestellt; die dazugehörige Datenbank wird in Form umfangreicher Listen
angeboten, die grösstenteils Benutzer wie die Wikipedianer
zusammengetragen haben; schuftigerweise stehen die Listen aber
mittlerweile unter einer *nicht*-freien Lizenz, man darf sie daher nur
noch privat nutzen.
Die AMD macht ohne die Datenbasis keinen Sinn, dennoch werden beide
Teile vollständig separat "vertrieben", ohne dass das Eine
lizenzrechtliche Ansprüche für das Andere bewirken würde.
Für die AMD gibt es nun wieder grafische Frontends, die die AMD-Tools
nutzen, aber nicht auf die Sourcen der AMD zurückgreifen; unter welchen
Lizenzen die angeboten werden weiss ich nicht, aber auch da bewirkt die
GPL keinerlei wechselseitige Verhältnisse bei den Lizenzen; beides sind
mehr oder minder eigenständige Applikationen mit eigenen Lizenzen. Was
zählt ist m.E. einfach nur das, und genau das, was unter der GPL
lizenziert wurde (weiteres Beispiel: das ist beispielsweise auch genau
das, was SuSE und andere Distributoren mit ihren (GNU/)
Linux-Distribution betreiben: GPL-Komponenten nehmen und eigene
nicht-GPL-Goodies dazustricken; das ist in meinen Augen zwar
unmoralisch, aber offensichtlich nicht lizenzwidrig).
(Lass' uns aber bei der GNU FDL bleiben, die GPL wollte ich nur zur
Verdeutlichung der Implikationen der Anforderungen an die Sourcen
ansprechen.)
MfG -asb