In dem von mir konzipierten Themenheft "Open Access" der Kunstchronik
heisst es am Schluss meines Beitrags "Kulturgut muss frei sein!":
"Open Access ist nicht nur für Wissenschaftler wichtig. Auch
Bürgerinnen und Bürger profitieren von freien Inhalten. Daher ist eine
strikte Abgrenzung der Open-Access-Bewegung von den Projekten, die
freie Inhalte („Open Content", eine „digitale Allmende") schaffen
möchten, oder der „Creative Commons"-Bewegung, die Urheber dazu
motivieren möchte, ihre Urheberrechte teilweise an die Allgemeinheit
abzugeben, nicht möglich. Der riesige Zulauf, den die freie
Mitmach-Enzyklopädie Wikipedia findet, oder der beachtliche Umfang des
vom gleichen Träger, der einem Bildungsauftrag verpflichteten
Wikimedia Foundation, betriebenen freie Bild- und Multimedia-Archivs
Wikimedia Commons zeigen, dass hier eine selbstbewusste Lobby für
freie Inhalte wächst, mit der die kulturgutverwahrenden Einrichtungen
zu rechnen haben werden.
Das „Digital Rights Management" befindet sich in der Musikindustrie
bereits wieder auf dem Rückzug, denn die Kunden meutern. Bei den
Verlagen haben einige wenige bereits erkannt, dass sie mit Open
Access, also kostenfreier Online-Zugänglichkeit, nachweislich mehr
gedruckte Bücher verkaufen als ohne. Von daher liegt es nahe, den
Archiven, Bibliotheken, Museen und Denkmalämtern dringend zu
empfehlen, mit Open Access ernst zu machen, die gemeinfreien Inhalte
freizugeben und freie Projekte als Partner zu gewinnen. Die auf
Verbote, künstliche Verknappung und Reproduktionsgebühren setzende
kleinliche Krämermentalität schadet erwiesenermaßen dem kulturellen
Auftrag der Institute, sieht man davon ab, dass sie auch juristisch
fragwürdig ist. Anders als „Open Access", für den es bereits
erfolgreiche Geschäftsmodelle gibt, trägt sie auch den beispiellosen
Chancen des digitalen Zeitalters nicht Rechnung: alter Wein in neuen
Schläuchen. Es bleibt zu hoffen, dass die Open-Access-Bewegung und
freie Projekte bald auch den Kulturgut-Bereich mit ihrer Dynamik
anstecken werden. Wissenschaft und Bildung werden es ihm danken."
Volltext unter
http://archiv.twoday.net/stories/4477824/
Klaus Graf