Beweisführung, warum obiges nötig ist:
http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Brotherhood_of_Evil_Mutants_members
Danke.
Hi Wikipedianer,
Mathias Schindler schrieb am 30.11.2005 12:28:
Beweisführung, warum obiges nötig ist:
http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Brotherhood_of_Evil_Mutants_members
Dem kann ich mich nicht anschliessen.
Ich persoenlich stoere mich an einem Artikel wie bspw. http://en.wikipedia.org/wiki/Professor_X ueberhaupt nicht.
Zwar ist er fuer mich nicht interessant, weil ich mich mit dem Thema nicht beschaeftige, aber ich bezweifle nicht, dass es eine Menge an Leuten gibt, die sich dafuer interessieren. Sollte ich ploetzlich doch einen Hang zu Marvel Comics entwickeln, wuerde mir der Artikel sicherlich weiterhelfen.
Tschuess, Tim.
Quoting Tim 'avatar' Bartel wikipedia@computerkultur.org:
Hi Wikipedianer,
Mathias Schindler schrieb am 30.11.2005 12:28:
Beweisführung, warum obiges nötig ist:
http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Brotherhood_of_Evil_Mutants_members
Dem kann ich mich nicht anschliessen.
Ich persoenlich stoere mich an einem Artikel wie bspw. http://en.wikipedia.org/wiki/Professor_X ueberhaupt nicht.
Zwar ist er fuer mich nicht interessant, weil ich mich mit dem Thema nicht beschaeftige, aber ich bezweifle nicht, dass es eine Menge an Leuten gibt, die sich dafuer interessieren. Sollte ich ploetzlich doch einen Hang zu Marvel Comics entwickeln, wuerde mir der Artikel sicherlich weiterhelfen.
bin gerade bei diesem thema etwas voreingenommen, aber ich sehe jetzt auch kein problem.
jemand der nach elementen sucht wird die artikel nie zu sehen bekommen und jemand, der nach diesen typen sucht wird sie finden.
eventuell kann man sie in einem artikel zusammenfassen, wenn es kleine artikel sind, allerdings kommt es dann halt schnell zu solchen monsterartikeln wie http://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_aus_Mittelerde , die man fast wieder aufteilen sollte.
habe uebrignes gerade den loschantragstext bei http://de.wikipedia.org/wiki/Joker_(Comicfigur) entfernt, nachdem der antrag abgelaufen ist
On 11/30/05, elvis@chan.de elvis@chan.de wrote:
Quoting Tim 'avatar' Bartel wikipedia@computerkultur.org:
Dem kann ich mich nicht anschliessen.
bin gerade bei diesem thema etwas voreingenommen, aber ich sehe jetzt auch kein problem.
Okay, mein hingeworfener Kategorielink war sehr lieblos. Sorry, aber dieses "Irgendjemand könnte es interessieren" kann doch nicht alles sein.
Mathias
Quoting Mathias Schindler mathias.schindler@gmail.com:
Okay, mein hingeworfener Kategorielink war sehr lieblos. Sorry, aber dieses "Irgendjemand könnte es interessieren" kann doch nicht alles sein.
ich finde, dass es DAS relevanzkriterium schlechthin ist.
alle anderen sachen sind bisher nur gruende gewesen etwas NICHT in die wikipedia hineinzunemen aber ich habe bisher noch nicht verstanden, warum etwas nicht hinein sollte (den grund und nicht die regeln, die habe ich verstanden)
(das ist jetzt etwas uebertrieben von mir dargestellt, aber trifft zum groesstenteil zu)
elvis@chan.de writes:
Quoting Mathias Schindler mathias.schindler@gmail.com:
Okay, mein hingeworfener Kategorielink war sehr lieblos. Sorry, aber dieses "Irgendjemand könnte es interessieren" kann doch nicht alles sein.
ich finde, dass es DAS relevanzkriterium schlechthin ist.
Ja, das sehe ich so auch. Sollten sich jetzt oder in mittlerer Zukunft 100 Menschen dafur interessieren können, dann gehört es in die Wikipedia.
alle anderen sachen sind bisher nur gruende gewesen etwas NICHT in die wikipedia hineinzunemen aber ich habe bisher noch nicht verstanden, warum etwas nicht hinein sollte (den grund und nicht die regeln, die habe ich verstanden)
In gleicherweise verstehe ich auch nicht, warum Kurzeinträge immer wieder gelöscht werden. Ich habe bislang noch jeden meiner Artikel als sog. stub begonnen und dann nach und nach ausgebaut. Bei "Katzwang" scheint das nicht mehr zu gehen und ich sehe mich nun zur en-WP vertrieben.
Unproblematische Kurzartikel werden gelöscht, aber die schlechten Langartikel, was ist mit denen?
Am Mittwoch, 30. November 2005 14:14 schrieb elvis@chan.de:
Quoting Mathias Schindler mathias.schindler@gmail.com:
Okay, mein hingeworfener Kategorielink war sehr lieblos. Sorry, aber dieses "Irgendjemand könnte es interessieren" kann doch nicht alles sein.
ich finde, dass es DAS relevanzkriterium schlechthin ist.
Ohhaa, da möchte ich doch protestieren... Nur weil sich mein Mehrschweinchen ganz bestimmt für die Körner in seiner Schüssel interessiert, hat ein Artikel über die Körner in seiner Schüssel am 30.11.2005 ganz bestimmt nichts in der Wikipedia verloren. Soll heißen: Für jeden Mist gibt es einen Interessenten! Also ist das ganz bestimmt kein Relevanzkriterium. Nach wie vor halte ich es mit: Je unwichtiger etwas scheint, desto mehr muss man drüber schreiben können, ohne zu schwafeln.
-- Ivo Köthnig
Anmerkung: Ich habe gar kein Mehrschweinchen! Aber das hättet ihr sicher leicht nachprüfen können. (Wäre Überprüfbarkeit vielleicht auch noch ein nettes Relevanz-Kriterium?).
Quoting Ivo Köthnig koethnig@web.de:
Ohhaa, da möchte ich doch protestieren... Nur weil sich mein Mehrschweinchen ganz bestimmt für die Körner in seiner Schüssel interessiert, hat ein Artikel über die Körner in seiner Schüssel am 30.11.2005 ganz bestimmt nichts in der Wikipedia verloren. Soll heißen: Für jeden Mist gibt es einen Interessenten! Also ist das ganz bestimmt kein Relevanzkriterium. Nach wie vor halte ich es mit: Je unwichtiger etwas scheint, desto mehr muss man drüber schreiben können, ohne zu schwafeln.
ich wuerde sagen, dass die wikipedia für wesen mit einem iq deutlich ueber dem eines mehrschweinchens ausgelegt ist. (nur leider wuerden an dieser huerde die meisten menschen scheitern ;)
die anzahl der körner interessiert vieleicht(!) das mehrschweinchen, aber das war es auch schon. also waere es vieleicht bedoch besser zu sagen, dass es fuer eine bestimmte anzahl von leuten von interesse sein sollte?
nur, wie findet man das heraus? und ab welcher anzahl von interessenten ist es relevant?
dann muessten wir aber auch wieder [[Liste aller Magic-Karten]] und aehnliches zulassen. (die karten wurden inzwischen tonnenweise verkauf und es gibt in deutschland mehrere laeden, die nix anderes machen als diese karten einzeln zu verkaufen also sollten mehr als genug leute sich dafuer interessieren) (nein, ich will diese liste NICHT haben)
Anmerkung: Ich habe gar kein Mehrschweinchen! Aber das hättet ihr sicher leicht nachprüfen können. (Wäre Überprüfbarkeit vielleicht auch noch ein nettes Relevanz-Kriterium?).
[[Anzahl von Stühlen in MünchnerStr.1a]]
ist nachprüfbar, oder? (ok, sehr boeses beispiel)
finde, das es sich hierbei um ne gute idee handelt, aber auf z.B. philosophosche themen nicht anwendbar.
Mathias Schindler wrote:
Sorry, aber dieses "Irgendjemand könnte es interessieren" kann doch nicht alles sein.
Mathias, wenn Du einen Blocklaus-Klon willst, musst Du Relevanz-Kriterien entwickeln und durchsetzen (und wenn Du es mit dem Klonen richtig ernst meinst, solltest Du die Kriterien auch noch möglichst gut verstecken). Wenn Du etwas anderes (neues, besseres, ...) willst und es mit "enzyklopädischem Wissen" ernst meinst, mußt Du dir etwas anderes ausdenken.
Ich entsinne mich an eine längere Diskussion mit Uli, als wir beide noch in der Wikipedia aktiv waren; Uli forderte Kriterien für die so genannte "enzyklopädische Relevanz" und versuchte auch, welche zu entwickeln (im Wikipedia-Namespace müsßten sich noch Überreste finden). Erfolgreich war das m.E. nie; zum einen, weil die Kriterien nicht hinreichend intersubjektiv kommunizierbar waren (manch einer hält eben Artikel zu keinen Ortschaften oder biologischen Arten für relevant), zum anderen -- das ist jetzt meine persönliche Meinung -- weil es sie heute nicht mehr geben kann. Wissen im 21. Jahrhundert ist eben von anderer Art als das des 19. Jahrhunderts; was sich gegenüber "damals" fundamental geändert hat ist doch eben das Wegbrechen von verbindlichen Wahrheiten (Fortschritts-/Wachstumsglaube, Ideologie, Religion, Wissenschaft usw.), auf welcher Basis (welcher Weltsicht) sollte man da Relevanzen bestimmen?
Mit Selektionskriterien, also Denk- und Ordnungsstrukturen des 17./18. Jahrhunderts, baute man zwangsläufig ein Nachschlagewerk für das Wissen des 18. Jahrhunderts (nichts anderes ist doch Blocklaus & Co.), denn solche Strukturen schlagen sich doch zwangsläufig im dargebotenen Wissen nieder. Anders, aber nicht wirklich "neu", wären lediglich eine Handvoll Begriffe aus jüngerer Zeit und ein paar überarbeitete Formulierungen, die Strukturprinzipien blieben jedoch gleich. Was Du auch immer wieder an der Wikipedia lobst, nämlich die Existenz von "abseitigen" Artikeln, die in Blocklaus für nicht relevant gehalten werden, gehört gerade zu den Merkmalen, die Wikipedia vom Blocklaus-Konzept unterscheidet.
Das grandiose und wirklich *neue* am NPOV-Grundsatz ist doch gerade, dass das Nebeneinander von Positionen, Sichtweisen und Meinungen auf Mikroebene (= ein Artikel) abgebildet werden muß; ein entsprechender Grundsatz sollte daher auch auf der Makroebene (= gesamte Wikipedia) gelten, wenn man es ernst meint mit dem Projekt, eine Enzyklopädie für das Wissen des 21. Jahrhunderts schaffen zu wollen.
MfG -asb
Quoting "Agon S. Buchholz" asb@kefk.net:
Das grandiose und wirklich *neue* am NPOV-Grundsatz ist doch gerade, dass das Nebeneinander von Positionen, Sichtweisen und Meinungen auf Mikroebene (= ein Artikel) abgebildet werden muß; ein entsprechender Grundsatz sollte daher auch auf der Makroebene (= gesamte Wikipedia) gelten, wenn man es ernst meint mit dem Projekt, eine Enzyklopädie für das Wissen des 21. Jahrhunderts schaffen zu wollen.
also muss man wissen als gleichwertig erachten egal ob es sich nun um http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchen oder um http://de.wikipedia.org/wiki/Captain_Future handelt?
ich bin bisher noch nach dem motto gegangen, wir haben genug platz*, aber das waere dann noch ein schritt weiter
*wenn es nur um text geht
elvis@chan.de wrote:
also muss man wissen als gleichwertig erachten egal ob es sich nun um http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchen oder um http://de.wikipedia.org/wiki/Captain_Future handelt?
ich bin bisher noch nach dem motto gegangen, wir haben genug platz*, aber das waere dann noch ein schritt weiter
Platz ist immer einer der Vorwände gewesen, mit denen man unbequemes Wissen unterdrücken konnte. Unter anderem aus diesem Grund meine ich ja auch, dass Wikipedia etwas qualitativ Neues werden könnte.
Wieso jetzt aber [[München]] und [[Captain Future]] "gleichwertig" oder meinetwegen auch nicht gleichwertig sein sollen, ist mir nicht klar. Wertigkeiten hat man in sehr alten Enzyklopädien, die ja systematisch und nicht alphabetisch aufgebaut waren, an die Position des Artikels innerhalb der (hierarchischen) Systematik gekoppelt. Das Prinzip wurde schon vor etwa dreihundert Jahren weitgehend aufgelöst, als man begann, Wissen unsystematisch (nämlich mechanisch bzw. alphabetisch, also in jedem Falle nicht-hierarchisch) anzuordnen. Dass man sich vom systematischen Präsentationssystemen verabschiedete, hatte ja auch gute Gründe.
Hilfsweise wurde dann die Wertigkeit gekoppelt an den Umfang des jeweiligen Beitrags; das diente dem Benutzer als Indikator, aus dem er Rückschlüsse über die einem Lemma eingeräumte Bedeutung ziehen konnte.
Das funktioniert aber nur (a) mit einer Zentralredaktion, die verbindlich über den einem Artikel zugebilligten Platz entscheiden konnte und (b) so lange man den Vorwand des begrenzten Platzes aufrecht erhalten kann (wie sollte man bei unbegrenztem Platz Kürzungen eines umfangreichen, aber "exotischen" Artikels legitimieren?)
Das Problem von Gewichtungen von Wissen ist also m.E. eines der Präsentation; Wikipedia müßte sich überlegen, wenn man denn Indikatoren für Wertigkeiten hinterlassen wollte, wie man diese dem Benutzer vermitteln könnte.
Wenn Du das aber ernst nehmen willst, müßtest Du auch wieder mehr über den Benutzer und sein spezifisches Erkenntnisinteresse im dem Augenblick seiner Suchanfrage wissen. Für einen Captain-Future-Fan in Hamburg ist vermutlich [[Captain Future]] meistens relevanter als [[München]], vielleicht aber dann nicht mehr, wenn er seine Reise zum Captain-Future-Stammtisch in München plant. Ich wüßte jedenfalls nicht, warum man dem Benutzer vorschreiben sollte, ob [[Captain Future]] oder [[München]] "wichtiger", "bedeutender" oder "relevanter" ist. Und schon gar nicht aus einem absoluten Wissens-Vakuum über das Erkenntnisinteresse von Benutzern heraus.
Eine ganz andere Frage ist dabei übrigens, ob Wikipedia derzeit überhaupt für Benutzer geschrieben wird, oder ob Benutzer nur willkommene Nutznießer von etwas ganz anderem sind... ;)
MfG -asb
Am Mittwoch, 30. November 2005 16:08 schrieb Agon S. Buchholz:
Grundsatz sollte daher auch auf der Makroebene (= gesamte Wikipedia) gelten, wenn man es ernst meint mit dem Projekt, eine Enzyklopädie für das Wissen des 21. Jahrhunderts schaffen zu wollen.
Eine Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts, die es nicht fertig bringt, wenigstens das Wissen des 20. Jahrhunderts halbwegs vernünftig und zuverlässig aufzubereiten, kannst Du aber in der Pfeife rauchen. Sprich: Es hilft nix, wenn Gozo der Gozorianer und Frito Windbeutel über je drei Seiten in allen Details abgewickelt werden, aber der Artikel zu den sieben Weltwundern vor Fehlern nur so strotzt. Bevor man laufen lernt, sollte man erstmal krabbeln lernen. Ansonsten fliegt man nämlich schmerzhaft auf die Schnauze. Und so lange die Wikipedia im Sinne des kulturuell dauerhaft relevanten Wissens noch nicht mal krabbelt, ist alles Gerede von der "Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts" eben genau das: Nur Gerede.
Uli
Hi Wikipedianer,
Ulrich Fuchs schrieb am 30.11.2005 19:51:
Eine Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts, die es nicht fertig bringt, wenigstens das Wissen des 20. Jahrhunderts halbwegs vernünftig und zuverlässig aufzubereiten, kannst Du aber in der Pfeife rauchen. Sprich: Es hilft nix, wenn Gozo der Gozorianer und Frito Windbeutel über je drei Seiten in allen Details abgewickelt werden, aber der Artikel zu den sieben Weltwundern vor Fehlern nur so strotzt. Bevor man laufen lernt, sollte man erstmal krabbeln lernen.
Deine Meckere^WKritik in allen Ehren. Aber wir sind uns doch vermutlich soweit einig, dass es fuer die Qualitaet des Sieben-Weltwunder-Artikels vollkommen egal ist, ob ein Artikel ueber Gozo den Gozorianer oder Frito Windbeutel existiert. Ich habe oft das Gefuehl, dass einige Personen denken, dass durch Löschen von in ihren Augen irrelevanten Artikeln die Qualitaet der restlichen Artikel ansteigen würde. Unbestritten sollten schlechte Artikel zu abseitigen Themen entfernt werden - genauso wie schlechte Artikel zu Mainstrem-Themen verbessert oder entfernt werden sollten.
Tschuess, Tim.
Am Mittwoch, 30. November 2005 18:08 schrieb Tim 'avatar' Bartel:
Deine Meckere^WKritik in allen Ehren. Aber wir sind uns doch vermutlich soweit einig, dass es fuer die Qualitaet des Sieben-Weltwunder-Artikels vollkommen egal ist, ob ein Artikel ueber Gozo den Gozorianer oder Frito Windbeutel existiert.
Nein. Genau in dem Punkt sind wir uns eben nicht einig. Ich bin nämlich genau der gegenteiligen Ansicht.
Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich vorwiegend (95% der Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein obskures Hobby (ich sage zur Abwechslung mal: Eisenbahnbaureihen oder S-Bahn-Stationen) interessiert und nicht für die sieben Weltwunder. Und aus diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht für die Weltwunder. Und aus diesem Grunde wiederum ist der Weltwunderartikel auch Schrott und wird es vermutlich auch bleiben. Community und Inhalte verstärken sich in einem Wiki gegenseitig. Und bei Wikipedia führt genau dieser Verstärkungseffekt zu zunehmend mittelmäßiger Qualität von allerbestenfalls Abiturniveau. Weil Leute, die es besser könnten, eben von einem Wiki abgestoßen werden, dass sich so deutlich erkennbar vorwiegend mit Gozo und Co beschäftigt, und Leute angezogen fühlen, die sich in einem Geek-Umfeld wohl fühlen.
Es gibt ein sog. Collaboration Pattern, das heißt "Visible Pulse": Die Erkennbarkeit dessen, was die aktuellen Themen/Diskurse einer Gemeinschaft sind. In der Wikipedia ist der "Visible Pulse" die Liste der letzten Änderungen und ein paar kritische Seiten (Portal, Kurier, Löschdiskussion, Mailingliste etc.). Und der visible Pulse zeigt sehr deutlich eines: Das Thema der Wikipedia ist nicht der Inhalt einer Enzyklopädie. Das eine Thema der Wikipedia ist vielmehr das "Ich-will-mein-Hobby(Gozo, S-Bahn-Station etc.)-enzyklopädisch-adeln", das andere Thema ist "Ich finde Wikis Klasse und Wikipedia Klasse und uns alle ganz toll wichtig". Und das fällt eben zunehmend auf.
Gozo und Co sind nicht nur Inhalt, sie entwickeln eine Außenwirkung. Das wird immer wieder beharrlich übersehen.
Uli
Am Mittwoch, den 30.11.2005, 20:33 +0100 schrieb Ulrich Fuchs:
Nein. Genau in dem Punkt sind wir uns eben nicht einig. Ich bin nämlich genau der gegenteiligen Ansicht.
Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich vorwiegend (95% der Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein obskures Hobby (ich sage zur Abwechslung mal: Eisenbahnbaureihen oder S-Bahn-Stationen) interessiert und nicht für die sieben Weltwunder.
Und das genau weshalb schlimm? Ich persönlich empfinde das ebenfalls als ziemliche Arroganz, bewerten zu wollen, ob nun die sieben Weltwunder oder Eisenbahnen wichtiger sind. nicht umsonst gibt es im Übrigen im Ruhrgebiet eine Route Industriekultur. Wenn sich offenbar niemand deines Lieblingsthemas "Weltwunder" annimmt, dann scheint es kein Interesse zu geben.
Die Einstellung erinnert mich an einen spießigen Lehrer, der Homer für das Nonplusultra hält und von moderner kultur (inklusive Filmen) nichts wissen will. Sie ist und bleibt eins: spießig, da der eigene Geschmack als Maßstab genommen wird.
Wer soll entscheiden, was relevanter ist?
Und aus diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht für die Weltwunder.
Und wie werden diese Leute angezogen? Abgesehen davon halte ich das für arrogant, aber was solls.
Zum Thema "Weltwunder": es gibt auch diverse Bauwerke der Moderne, die diesen Status verdient hätten - ich wüßte nicht, was an den Weltwundern der Antike so besonders sein soll.
Weil Leute, die es besser könnten, eben von einem Wiki abgestoßen werden, dass sich so deutlich erkennbar vorwiegend mit Gozo und Co beschäftigt, und Leute angezogen fühlen, die sich in einem Geek-Umfeld wohl fühlen.
Für mich wirkt ehrlich gesagt Wikiweise wesentlich geekiger ("Talar", "Grüte", die ganzen seltsam verschnörkelten Bezeichnungen) - bloß auf eine etwas andere Art - genauso merkwürdig und veraltert wie so manches Verbindungsritual.
Gruß, Mark
Am 30.11.2005, 20:33 Uhr, schrieb Ulrich Fuchs mail@ulrich-fuchs.de:
Am Mittwoch, 30. November 2005 18:08 schrieb Tim 'avatar' Bartel:
Deine Meckere^WKritik in allen Ehren. Aber wir sind uns doch vermutlich soweit einig, dass es fuer die Qualitaet des Sieben-Weltwunder-Artikels vollkommen egal ist, ob ein Artikel ueber Gozo den Gozorianer oder Frito Windbeutel existiert.
Nein. Genau in dem Punkt sind wir uns eben nicht einig. Ich bin nämlich genau der gegenteiligen Ansicht.
Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich vorwiegend (95% der Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein obskures Hobby (ich sage zur Abwechslung mal: Eisenbahnbaureihen oder S-Bahn-Stationen) interessiert und nicht für die sieben Weltwunder. Und aus diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht für die Weltwunder.
Was für ein Blödsinn. Diejenigen, die ihre "obskuren Hobbys" in die Wikipedia einpflegen, haben nur erkannt, welch weiterreichende Möglichkeiten die Wikipedia im Vergleich zu "herkömmlichen" Schnarch-Enzyklopädien bieten kann. Bescheidene Artikel gibt es im "obskuren" Artikelbereich ebenso wie im "klassischen" Teil der Wikipedia. Beide Fraktionen haben viel zu kurze Artikel, und Artikel, aus denen man locker ein Buch machen könnte. Und warum "Weltwunder" nicht besser wird, liegt wohl daran, dass sich a) weniger Leute damit auskennen, und b) diejenigen, die sich damit auskennen anscheinend persönlich von Artikeln wie "Frito Windbeutel" angeekelt fühlen, und ihre Mitarbeit verweigern.
Und aus diesem Grunde wiederum ist der Weltwunderartikel auch Schrott und wird es vermutlich auch bleiben. Community und Inhalte verstärken sich in einem Wiki gegenseitig. Und bei Wikipedia führt genau dieser Verstärkungseffekt zu zunehmend mittelmäßiger Qualität von allerbestenfalls Abiturniveau. Weil Leute, die es besser könnten, eben von einem Wiki abgestoßen werden, dass sich so deutlich erkennbar vorwiegend mit Gozo und Co beschäftigt, und Leute angezogen fühlen, die sich in einem Geek-Umfeld wohl fühlen.
Das ist aber nicht das Problem der Frodorianer, sondern die Überheblichkeit der Weltwunderisten. Wärend erstere munter in ihrem "Fachgebiet" weiterarbeiten, und sich nicht von Wundern, Päpsten und Kurfürsten stören lassen, kommen die Weltwunderisten nicht zu Potte, vor lauter Gejammer über obskure Lemmas etc.
Es gibt ein sog. Collaboration Pattern, das heißt "Visible Pulse": Die Erkennbarkeit dessen, was die aktuellen Themen/Diskurse einer Gemeinschaft sind. In der Wikipedia ist der "Visible Pulse" die Liste der letzten Änderungen und ein paar kritische Seiten (Portal, Kurier, Löschdiskussion, Mailingliste etc.). Und der visible Pulse zeigt sehr deutlich eines: Das Thema der Wikipedia ist nicht der Inhalt einer Enzyklopädie. Das eine Thema der Wikipedia ist vielmehr das "Ich-will-mein-Hobby(Gozo, S-Bahn-Station etc.)-enzyklopädisch-adeln", das andere Thema ist "Ich finde Wikis Klasse und Wikipedia Klasse und uns alle ganz toll wichtig". Und das fällt eben zunehmend auf.
Gozo und Co sind nicht nur Inhalt, sie entwickeln eine Außenwirkung. Das wird immer wieder beharrlich übersehen.
Schieb das aber bitteschön nicht den Autoren von "Gozo und Co" in die Windbeutel, sondern eher denjenigen, die sich der Bearbeitung klassischer Themen verweigern (obwohl sie viel dazu beitragen könnten). Es ist doch bekloppt, wenn ein Kundiger in Sachen "klassische Themen" das Handtuch wirft wegen "Gozo und Co"!
Was die Community und die Arbeit an der Wikipedia am meisten torpediert ist, wenn Autoren in Bereichen rumwerkeln, von denen sie keine/ weniger Ahnung haben. Das müssen wir in der Wikipedia stärker trennen und kommunizieren. Wer auf Weltwunder abfährt, soll sich bitteschön in dem Bereich austoben, und nicht seine Zeit damit verplempern dauernd über "Gozo und Co" herumzulamentieren. Wenn sich das mal in die Köppe der Community einzementieren würde, könnten alle Bereiche der Wikipedia wunderbar wachsen.
Gruß, Thomas (Owltom)
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Thomas H. schrieb:
Was für ein Blödsinn. Diejenigen, die ihre "obskuren Hobbys" in die Wikipedia einpflegen, haben nur erkannt, welch weiterreichende Möglichkeiten die Wikipedia im Vergleich zu "herkömmlichen" Schnarch-Enzyklopädien bieten kann. Bescheidene Artikel gibt es im "obskuren" Artikelbereich ebenso wie im "klassischen" Teil der Wikipedia. Beide Fraktionen haben viel zu kurze Artikel, und Artikel, aus denen man locker ein Buch machen könnte. Und warum "Weltwunder" nicht besser wird, liegt wohl daran, dass sich a) weniger Leute damit auskennen, und b) diejenigen, die sich damit auskennen anscheinend persönlich von Artikeln wie "Frito Windbeutel" angeekelt fühlen, und ihre Mitarbeit verweigern.
das ist reine spekulation. ich glaube kaum, dass es menschen gibt, die alle artikel in der wikipedia lesen. warum sollte also jemenschd der sich für die 7 weltwunder interessiert, oder meinethalben generell für geschichte, einen artikel über frito w. reinziehen??? womöglich hat er von diesem typ - genauso wie ich bis vor etwa 2 stunden - noch nie was gehört. wo käme also der ekel her?
:) jetzt bin ich aber irritiert. wollt ich eben noch schnell in der wikipedia nachschauen, wer oder was dieser frito windbeutel denn nun eigentlich ist (nicht, dass ich mich noch blamiere und es sich doch um eine wichtige historische persönlichkeit handelt, über die jeder, der sich nur ansatzweise für geschichte interessiert bescheid weiss) und siehe es gibt überhaupt keinen artikel namens "frito windbeutel". wenn das mal keine peinliche wissenslücke in der wp ist....
moca
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Thomas H. wrote:
Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich vorwiegend (95% der Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein obskures Hobby (ich sage zur Abwechslung mal: Eisenbahnbaureihen oder S-Bahn-Stationen) interessiert und nicht für die sieben Weltwunder. Und aus diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht für die Weltwunder.
Was für ein Blödsinn.
Das sehe ich nicht so. Bzw. ich bin hier sogar Ulrichs Ansicht.
Und warum "Weltwunder" nicht besser wird, liegt wohl daran, dass sich a) weniger Leute damit auskennen, und b) diejenigen, die sich damit auskennen anscheinend persönlich von Artikeln wie "Frito Windbeutel" angeekelt fühlen, und ihre Mitarbeit verweigern.
Da bin ich Deiner Ansicht.
Zwar habe ich noch vor nicht ganz zwei Stunden selbst geschrieben "den Botaniker und den Geschichtsforscher wird es [Gozo-Artikel] nicht behindern und andersherum.", doch ist es eher eine Beschreibung dessen wie es sein sollte/könnte. Und da liegt wohl auch der Unterschied zwischen Dir und Ulrich: Ulrich beschreibt den Ist-Zustand und Du wie uneitle, offene Menschen (ich hoffe, ich trete mit diesen Adjektiven niemandem auf die Füße - ist zumindest nicht mein Anliegen) es sehen müssten.
Der Wikipedia wurde und wird immer wieder antielitäres Verhalten vorgeworfen. Das kann durchaus in dem Sinne richtig sein, daß Schreiber mit universitärem, wissenschaftlichem Wissen durch Nonsense und Anfeindungen Halbwissender vergrault werden. Aber ich nehme an, daß der Ruf durchaus auch aus der Aussenwirkung o.g. Artikel resultiert.
Über die Ursachen kann zumindest ich nur mutmaßen. Vielleicht ist es - ums drastisch zu beschreiben - der Kulturschock für bisher im Elfenbeinturm gleichgesinnter lebender die Bücher und Artikel fürs ausschließlich elitäre Publikum schrieben.
Wobei auch "sei mutig" wohl leider oft zu wörtlich genommen wird und "Wissen" aus Galileo und Welt der Wunder nach Ende der Sendung mal kurz in [[Weltwunder]] und Co eingetragen wird (bzw. vorhandenes überschreibt). Ist die Frage nur, ob jene zum Gozo-Publikum gehören oder nicht.
Christian
Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich vorwiegend (95% der Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein obskures Hobby interessiert und nicht für die sieben Weltwunder. Und aus diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht für die Weltwunder.
Es stimmt sicherlich, dass bei einem Projekt über den Herrn der Ringe mehr Kinogänger als Physiker angelockt werden neue Artikel zu schreiben, aber auf der anderen Seite werden die Physiker glaube ich davon nicht abgeschreckt. Ob ich es nun richtig finde, dass die Simpsons mehr und bessere Artikel in der Wikipedia haben, als die Hochkulturen der Antike, ist doch für mich als Schreiber erst einmal irrelevant (ohne getestet zu haben ob dieser Vergleich stimmt). Ich konzentriere mich auf meinen Wissensteil, und arbeite halt nur an ganz bestimmten Portalen mit. Anders ausgedrückt: Ist mir doch egal, ob die Leute einen Artikel über Frodo schreiben, solange alle wichtigen Algorithmen der Informatik klar und verständlich in der Wikipedia zu finden sind. Und ich glaube nicht, dass "Trivialitäten" -- was jeder auch darunter definieren mag -- so abschreckend auf andere wirken. Zwar fände ich es toller wenn "mein" Gebiet das Hauptgebiet der Wikipedia wäre, aber daran kann man ja selbst arbeiten. Wenn es momentan ein Nachschlagewerk für den Herrn der Ringe ist, dann schreibe ich halt ein bisschen was über Botanik, und schon wird die Wikipedia eine Referenz für Botanik. Und wenn jemand etwas sucht, und die Wikipedia nicht kennt, bemerkt er dann überhaupt was außerhalb seines Fachbereiches los ist? Wenn ich etwas über die Antike suche und Google mich aufs Portal Antike weiterleitet, dann kann ich in diesem Bereich doch vollkommen ungestört und unbehelligt von all dem schnöden modernen Zeugs wie Informatik und Filmen arbeiten. Auch in einem normalen Lexikon gibt es für jeden Menschen Artikel die Sinnvoll sind, und jene die Sinnlos sind, und nur wertvollen Platz verschwenden. Nur, dass jeder halt die Einteilung der Artikel in eine der beiden Klassen sehr verschieden handhaben wird. "Haltet die Wikipedia von Trivialitäten sauber" ist zwar ein schönes Ziel, aber klappt aufgrund der Definition von Trivialität schlicht und ergreifend nicht. Die Wikipedia kann meiner Meinung nach sowohl ein Nachschlagewerk für miese Hollywoodfilme als auch für die Pyramiden sein. Wir müssen keine Inhalte gegeneinander abwiegen weil wir nur 30 Bücher rausbringen dürfen.
Oliver
Hallo Oliver!
Oliver Putz wrote:
Es stimmt sicherlich, dass bei einem Projekt über den Herrn der Ringe mehr Kinogänger als Physiker angelockt werden neue Artikel zu schreiben, aber auf der anderen Seite werden die Physiker glaube ich davon nicht abgeschreckt.
Es soll Physiker geben, die sich für beides interessieren. ;-) Ausserdem sind Physiker ein besonderes Völkchen, die sollte man nie unterschätzen.
Ben (promovierter Ionenquellenphysiker)
Ulrich Fuchs schrieb:
Eine Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts, die es nicht fertig bringt, wenigstens das Wissen des 20. Jahrhunderts halbwegs vernünftig und zuverlässig aufzubereiten, kannst Du aber in der Pfeife rauchen. Sprich: Es hilft nix, wenn Gozo der Gozorianer und Frito Windbeutel über je drei Seiten in allen Details abgewickelt werden, aber der Artikel zu den sieben Weltwundern vor Fehlern nur so strotzt.
naja, den leuten, die sich für gozo und frito interessieren hilft es wohl. und vielleicht werden das im 21.jahrhundert mehr menschen sein, als jene, die sich für die 7 weltwunder interessieren...
Bevor man laufen lernt, sollte man erstmal krabbeln lernen. Ansonsten fliegt man nämlich schmerzhaft auf die Schnauze.
mein sohn - mittlerweile 17 - ist nie gekrabbelt. laufen hat er trotzdem gelernt und ich denke nicht, dass er öfter auf die schnauze fliegt als andere menschen.
Und so lange die Wikipedia im Sinne des kulturuell dauerhaft relevanten Wissens noch
findest du es nicht ein bischen anmaßend darüber zu entscheiden, was kulturell dauerhaft relevantes wissen ist? ich trau mir das nicht zu.
saluti moca
___________________________________ Yahoo! Mail: gratis 1GB per i messaggi e allegati da 10MB http://mail.yahoo.it
Ulrich Fuchs wrote:
Eine Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts, die es nicht fertig bringt, wenigstens das Wissen des 20. Jahrhunderts halbwegs vernünftig und zuverlässig aufzubereiten, kannst Du aber in der Pfeife rauchen.
Wieso? Seit wann wird beispielsweise die Blocklaus als Enzyklopädie danach beurteilt, ob es "wenigstens" das Wissen des "Zedler" vernünftig aufbereitet hat? Wäre das jemals ein Kriterium gewesen, hätte niemand jemals die Blocklaus als Enzyklopädie bezeichnen können -- zwischen Zedler und Blocklaus ist einfach zu viel auf der Strecke geblieben. Manaches hat mit dem vergleichsweise reduzierten Umfang von B. zu tun, anderes mit abweichenden Priorisierungen - aber konstituierendes Merkmal war es für keine mir bekannte allgemeine Enzyklopädie, das Wissen irgendeiner vergangenen Epoche aufzubereiten.
Und so lange die Wikipedia im Sinne des kulturuell dauerhaft relevanten Wissens noch nicht mal krabbelt, ist alles Gerede von der "Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts" eben genau das: Nur Gerede.
Was ich schon damals von Dir und anderen Vertretern von so genannten "enzyklopädischen Relevanzkriterien" beantwortet bekommen wollte: Nach welchem Kriterium, also von welchem erhöhten (höheren, übergeordneten, überlegenen) Standpunkt, kannst Du beispielsweise festlegen, was "kulturuell dauerhaft relevantes Wissen" sein könnte? Das, was in anderen so genannten Enzyklopädien steht und nichts anderes? Ich bestreite nicht, dass es sinnvoll wäre, solche Kriterien oder Standpunkte zu haben, man bewegt sich dann aber zwangsläufig auf totalitären (absoluten, exkludierenden) Pfaden, und das verursacht mir Unbehagen. Aus der Weltsicht einer bestimmten Religion oder Ideologie mag es möglich sein, "kulturuell dauerhaft relevantes Wissen" zu determinieren, nicht jedoch aus einer allgemeingültigen Sichtweise heraus, die womöglich auch noch interkulturell tragfähig sein soll (und auch diesen Anspruch erhebt Wikipedia ja als internationales Projekt, dessen einzelne Sprachversionen eben nur als Sprachvarietäten eines Gesamtprojekts verstanden werden sollen).
Was Du m.E. einfach nicht sehen willst ist, dass enzyklopädisches relevantes Wissen möglicherweise genau das sein könnte, was Benutzer in der Wikipedia hinterlassen, zu hinterlassen versuchen oder eben nachschlagen. Wissen ist per Definition biografisch gebunden und kann daher nicht als absolut gültige Entität erscheinen. Platt gesagt, eine ernst gemeinte Enzyklopädie wird nicht den Anspruch erheben können, wie die zehn Gebote von einem Gott als absolutes Wissen gnadenvoll erteilt worden zu sein, sondern muß etwas mit den Wissensbedürfnissen der Benutzer zu tun haben. Wenn Wikipedia-Benutzer beispielsweise nur nach [[Sex]] nachschlagen würden (was nicht der Fall ist), wäre das m.E. ein Informationsbedürfnis, das man sehr ernst nehmen und nicht als Schmuddelkram aus der Welt reden wollen sollte.
In diesem Punkt, nämlich dass enzyklopädisch relevant nur das sein kann, was Leute auch wissen wollen, irrt sich m.E. auch Blocklaus ganz fatal; m.W. wird dort viel zu wenig Benutzerforschung betrieben, wan weiß nicht wirklich, was die Benutzer wissen wollen, und ich habe den Verdacht, dass man es eigentlich auch gar nicht wissen will -- Blocklaus will schließlich seine Weltsicht verbreiten, auch das ist seit Jahrhunderten Programmatik von Enzyklopdie, und dieses Prinzip wird erstmals in der Geschichte von Wikipedia ansatzweise auf den Kopf gestellt.
Nach welchen (m.E. sehr unlauteren und ziemlich unwissenschaftlichen) Kriterien die Konstruktion der Weltsicht à la Blocklaus geschieht, hat uns doch kürzlich erst Mathias wieder demonstriert am Beispiel der in Blocklaus-Publikationen munter mutierenden Beiträge zu "Wikipedia" und "Enzyklopädie". Was manch einer für "enzyklopädisch relevant" halten mag, ist ein Wissensverständnis, das von Akteurern wie dem BIFAB unter Ausschluß der Wissensnachfrager ankonditioniert wurde und somit nicht allzu weit vom Pawlowschen Reflex entfernt ist - weil es leider allzu unreflektiert ist.
MfG -asb
Am Mittwoch, 30. November 2005 20:23 schrieb Agon S. Buchholz:
Was Du m.E. einfach nicht sehen willst ist, dass enzyklopädisches relevantes Wissen möglicherweise genau das sein könnte, was Benutzer in der Wikipedia hinterlassen, zu hinterlassen versuchen oder eben nachschlagen.
Das sehe ich in der Tat nicht. Enzyklopädisch relevantes Wissen ist das, was Benutzer in der Wikipedia *nachschlagen* (wollen). Punkt. Und das ist nicht zwangsläufig das, was die aktuelle Community in der Wikipedia hinterlässt oder zu hinterlassen versucht. Wenn beides übereinstimmte, würde ich Dir völlig recht geben: Das wäre ja genau die Idee, warum eine Wiki-Enzyklopädie funktioniert. Was Du übersiehst, ist, dass es bestimmte Zustände gibt, in denen die Zusammensetzung der "Wissens-Hinterlasser" nicht mit der Zusammensetzung der "Wissens-Nachfrager" übereinstimmt. Dann passiert genau das, was mit der Wikipedia passiert: Der nicht-abgedeckte Teil der Nachfrager wendet sich ab und wird eben nicht Wissens-Hinterlasser. Somit stabilisiert sich das System bei dem Wissen, das zu diesem Zeitpunkt für diese Community relevant war. Wikipedia ist daher heute eine gute Enzyklopädie der Populärkultur des nerdig/geekigen Bevölkerungsanteils, und ein ganz brauchbares Nachschlagewerk für Grundbegriffe in den Bereichen Naturwissenschaften und Mathematik/Informatik. So lange man nur den jeweils ersten Absatz der Artikel liest. Für den geistes-kulturwissenschaftlichen Bereich findet sie kaum Autoren, und über die Gründe nachzudenken würde sich schon mal lohnen.
Wissen ist per Definition biografisch gebunden und kann daher nicht als absolut gültige Entität erscheinen. Platt gesagt, eine ernst gemeinte Enzyklopädie wird nicht den Anspruch erheben können, wie die zehn Gebote von einem Gott als absolutes Wissen gnadenvoll erteilt worden zu sein, sondern muß etwas mit den Wissensbedürfnissen der Benutzer zu tun haben.
Richtig. Aber jetzt stellst Du auch wieder auf die Nachfrager-Seite ab.
Wenn Wikipedia-Benutzer beispielsweise nur nach [[Sex]] nachschlagen würden (was nicht der Fall ist), wäre das m.E. ein Informationsbedürfnis, das man sehr ernst nehmen und nicht als Schmuddelkram aus der Welt reden wollen sollte.
Gebe ich Dir auch recht. Wenn Wikipedia aber - wie die englischsprachige - zu jedem Porno-Starlet eine Biografie liefert, die länger ist als die von Goethe (nicht geprüft), kommuniziert sie damit eine bestimmte Ausrichtung, wird zur Spezial-Enzyklopädie. Und damit kuckt man eben nur noch rein, wenn man wissen will, wie Knocka La Granda zu ihrem Vorbau kam. Und schreibt halt auch entsprechende Artikel.
In diesem Punkt, nämlich dass enzyklopädisch relevant nur das sein kann, was Leute auch wissen wollen, irrt sich m.E. auch Blocklaus ganz fatal;
Was wäre es sonst? Was Leute nicht wissen wollen? Brockhaus und meine Wenigkeit (und viele andere auch) sehen eine Enzyklopädie heute als Arbeitsmittel, nicht als Selbstzweck. Sogar als vom Nutzwert unabhängiges aufklärerisches Projekt verstanden müsste sich die Wikipedia an die Nase packen, wenn sie Halbwissen transportiert. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, welchen Sinn Dein Verständnis von einer Enzyklopädie als Grablege von Texten hat, die irgendwen irgendwann mal interessiert haben aber für alle anderen ohne Belang sind?
m.W. wird dort viel zu wenig Benutzerforschung betrieben, wan weiß nicht wirklich, was die Benutzer wissen wollen, und ich habe den Verdacht,
Doch, ich denke mal, man weiß das sehr genau.
dass man es eigentlich auch gar nicht wissen will -- Blocklaus will schließlich seine Weltsicht verbreiten, auch das ist seit Jahrhunderten
Nein, Brockhaus will seine Bücher verkaufen und damit Geld verdienen.
Programmatik von Enzyklopdie, und dieses Prinzip wird erstmals in der Geschichte von Wikipedia ansatzweise auf den Kopf gestellt.
Das war seit mindestens 50 Jahren nicht mehr Programmatik der Enzyklopädie, insofern hat Wikipedia da gar nix auf den Kopf gestellt.
Nach welchen (m.E. sehr unlauteren und ziemlich unwissenschaftlichen) Kriterien die Konstruktion der Weltsicht à la Blocklaus geschieht, hat uns doch kürzlich erst Mathias wieder demonstriert am Beispiel der in Blocklaus-Publikationen munter mutierenden Beiträge zu "Wikipedia" und "Enzyklopädie".
s.o. Die Programmatik ist, Bücher zu verkaufen. q.e.d. Dass dabei der fachliche Anspruch dem marketingtechnischen untergeordnet wurde, halte ich für einen schweren und leider managementtypischen Fehler.
Was manch einer für "enzyklopädisch relevant" halten mag, ist ein Wissensverständnis, das von Akteurern wie dem BIFAB unter Ausschluß der Wissensnachfrager ankonditioniert wurde und somit nicht allzu weit vom Pawlowschen Reflex entfernt ist - weil es leider allzu unreflektiert ist.
Da magst Du sicher Recht haben. Man muss durchaus aufpassen, dass man nicht die Zeit verschläft. Dennoch glaube ich, dass man einen Themenraster bauen kann, bei dem unterschiedliche Bereiche unterschiedlich detailliert abgehandelt werden. In dreißig Bänden kriegt man viel unter, im Web noch mehr. Nur eben auch dort nicht unbegrenzt viel: Das Wissen hat immer ein Findeproblem. Und das kriegt man nicht mit Technik in den Griff, die aus einem großen Textkorpus das richtige rauszieht (auch google wird zunehmend unbrauchbar), sondern nur mit unterschiedlichen Textkorpi für unterschiedliche Zwecke. Und somit stellt sich für jedes Textwerk, auch die Wikipedia, die Frage, für welchen Zweck sie denn da ist. Die Frage hat sie meines Erachtens bis heute nicht richtig beantwortet.
Uli
Guten Morgen!
Ulrich Fuchs wrote:
Enzyklopädisch relevantes Wissen ist das, was Benutzer in der Wikipedia *nachschlagen* (wollen).
Dazu habe ich eine Frage. Gibt es eigentlich ein log, was die User nachschlagen. Daraus koennte man doch die Stichworte extrahieren, die oft nachgeschlagen werden, ohne bisher zu existieren. Somit koennte man den Usern entgegenkommen.
Ben
Detlef Kuechler schrieb:
Guten Morgen!
Ulrich Fuchs wrote:
Enzyklopädisch relevantes Wissen ist das, was Benutzer in der Wikipedia *nachschlagen* (wollen).
Dazu habe ich eine Frage. Gibt es eigentlich ein log, was die User nachschlagen. Daraus koennte man doch die Stichworte extrahieren, die oft nachgeschlagen werden, ohne bisher zu existieren. Somit koennte man den Usern entgegenkommen.
Ben
Es gibt seit 2003 diesbezüglich keine Aufzeichnungen mehr. siehe [[Wikipedia:Relevanzkriterien]]
Heinz
Uli hat in einigen Punkten schon Recht:
Zum einen kann ich natuerlich durch Lemmaselektion die Klientel der Benutzer steuern, wenn ich Artikel zu Mathematik oder Comics einfach nicht mehr zulasse, aendere ich die Menge der Leute die sich fuer Wikipedia interessieren. Teilweise tun wir das ja auch, bsp. ist es Konsens, dass wir Leute die einfach Werbung machen wollen, nicht dulden. Hier ist also ein Ziel, dass bei allen Konsens ist: "Wikipedia soll keine Werbeplattform sein". Darueberhinaus wird es allerdings direkt schwierig.
Gleichzeitig hat er Recht mit seiner Analyse von Internetcommunities, diese tendieren dazu, homogen zu werden, weil sich gleich und gleich eben gern gesellt. Anders ausgedrueckt, ich mache in meiner Freizeit natuerlich gerne Sachen die mir Spass bringen und beteilige mich entsprechend an einem Projekt, wenn es so aussieht, als ob es mir Spass machen koennte.
Seine Analyse mit den 95% Fans von Banalem wird allerdings durch die alternative Benutzerstatistik direkt ad absurdum gefuehrt. Nichtsdestotrotz kann man in Teilbereichen der Wikipedia beobachten, dass dort eben keine lesenswerten/exzellenten entstehen. Es fehlen die Vorbilderartikel, es fehlen die guten Autoren, es fehlen die Leute die formulieren koennen und wirklich was auf dem Kasten haben. Hier greift eben wirklich der "Das kann ich auch"-Mechanismus, gepaart mit "Aber hier darf doch jeder mitmachen, wieso ich nicht?".
Es taucht also die Frage auf, ob man was dagegentun kann/will. Eine Moeglichkeit ist die oben genannte Lemmaselektion oder auch Formatvorlagen (ein derartiger Vorstoss in Bereich Serien ist uebrigens spektakulaer gescheitert). Dies ist aber bestimmt nicht die einzige.
Insgesamt kann ich mich auch nur wiederholen: Wir sollten [[Wikipedia:Sei grausam]] staerker beachten. Staerker auf die [[Wikipedia:Richtlinien]] hinweisen, weniger Mitmach-Enzyklopaedie sondern Enzyklopaedieprojekt sein. Sollten wir das nicht tun, fuerchte ich persoenlich dass der Tag kommt, an dem die Leute die ernsthaft an einer Enzyklopaedie arbeiten wollen, wirklich in der Minderheit sind.
Viele Gruesse
Philipp
Mathias Schindler wrote:
bin gerade bei diesem thema etwas voreingenommen, aber ich sehe jetzt auch kein problem.
Okay, mein hingeworfener Kategorielink war sehr lieblos. Sorry, aber dieses "Irgendjemand könnte es interessieren" kann doch nicht alles sein.
Ich fürchte doch. So wenig ich auch von Fernsehserien (oder gar Episodenlisten), Figuren aus Comics usw. in der Wikipedia halte, so wenig mehr als dieses subjektive Gefühl kann ich dagegen anführen.
1. Wie elvis schon schrieb, den Botaniker und den Geschichtsforscher wird es nicht behindern und andersherum. 2. Wie die Leser so sind auch die Schreiber der verschiedenen Bereiche unterschiedliche und das Argument "der könnte was besseres in seiner Zeit schrieben" zieht deshalb nicht.
Und die Meinung von Kritikern, die glauben in einem Werk in dem Comicfiguren vorkommen auch Artikel über Marie Curie oder die Völkerwanderung nicht ernstnehmen zu können? Sollte die den Inhalt bestimmen?
Also muß wohl der Inhalt des Artikels, bzw. der mögliche Inhalt und nicht das Lemma selbst über die Relevanz entscheiden. Im falle fiktiver Figuren pflichte ich da [[Wikipedia:Artikel über Fiktives]] bei.
Christian