Zur Zeit bin ich auf dem Archivtag in Essen, wo ich morgen im Rahmen einer Veranstaltung über "Open Access" auch das Unbehagen freier Projekte wie der Wikipedia mit der Blockadehaltung seitens der Archive in Sachen Bildrechte thematisiere. Mein Text:
http://archiv.twoday.net/stories/2712317/
Danach werde ich ins Essener Studio des WDR eilen, von wo aus ich zu einer Hörfunk-Diskussion über die skandalösen Verkaufspläne von Handschriften der BLB Karlsruhe zugeschaltet werde:
http://www.swr.de/swr2/sendungen/swr2-forum/index.html
Siehe auch meine Benutzerseite(n). Ich engagiere mich im Kontext vieler anderer Wissenschaftler und Bürger, die dagegen protestieren. Wer freie Inhalte unterstützt, sollte sich auch für Kulturgut einsetzen, das durch Verkäufe in privaten Schatullen verschwindet und damit für die Wissenschaft oder z.B. Wikisource nicht mehr zur Verfügung steht.
Von daher wird es etwas dauern, bis ich mich um den Entwurf der neuen GNU FDL kümmern kann.
Klaus Graf
On 9/27/06, Klaus Graf klausgraf@googlemail.com wrote:
Danach werde ich ins Essener Studio des WDR eilen, von wo aus ich zu einer Hörfunk-Diskussion über die skandalösen Verkaufspläne von Handschriften der BLB Karlsruhe zugeschaltet werde:
http://www.swr.de/swr2/sendungen/swr2-forum/index.html
Siehe auch meine Benutzerseite(n). Ich engagiere mich im Kontext vieler anderer Wissenschaftler und Bürger, die dagegen protestieren. Wer freie Inhalte unterstützt, sollte sich auch für Kulturgut einsetzen, das durch Verkäufe in privaten Schatullen verschwindet und damit für die Wissenschaft oder z.B. Wikisource nicht mehr zur Verfügung steht.
Viel Erfolg dafür. Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler wissen, daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Mathias
-------- Original-Nachricht -------- Datum: Thu, 28 Sep 2006 00:28:56 +0200 Von: "Mathias Schindler" mathias.schindler@gmail.com An: "Mailingliste der deutschsprachigen Wikipedia" wikide-l@wikipedia.org Betreff: Re: [Wikide-l] Wichtigeres als die GNU FDL
On 9/27/06, Klaus Graf klausgraf@googlemail.com wrote:
Danach werde ich ins Essener Studio des WDR eilen, von wo aus ich zu einer Hörfunk-Diskussion über die skandalösen Verkaufspläne von Handschriften der BLB Karlsruhe zugeschaltet werde:
http://www.swr.de/swr2/sendungen/swr2-forum/index.html
Siehe auch meine Benutzerseite(n). Ich engagiere mich im Kontext vieler anderer Wissenschaftler und Bürger, die dagegen protestieren. Wer freie Inhalte unterstützt, sollte sich auch für Kulturgut einsetzen, das durch Verkäufe in privaten Schatullen verschwindet und damit für die Wissenschaft oder z.B. Wikisource nicht mehr zur Verfügung steht.
Viel Erfolg dafür. Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler wissen, daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Ich bezweifele, dass das einen möglichen Käufer abschreckt. Den Käufern von Kunst, Handschriften und ähnlichen geht es meist nicht um Inhalt oder Forschungsmöglichkeiten am Objekt ihrer Begierde, sondern mehr um einen primitiven Sammeltrieb oder Geldanlage.
Tobias
Hallo, Am Donnerstag, den 28.09.2006, 09:00 +0200 schrieb Thobias Nuesel:
Viel Erfolg dafür. Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler
wissen,
daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Ich bezweifele, dass das einen möglichen Käufer abschreckt. Den Käufern von Kunst, Handschriften und ähnlichen geht es meist nicht um Inhalt oder Forschungsmöglichkeiten am Objekt ihrer Begierde, sondern mehr um einen primitiven Sammeltrieb oder Geldanlage.
Dann wären ja beide Seiten bedient: Wir (die Welt) haben den Text und ein Einzelner hat das Original, dass er sammeln und irgendwann wieder verkaufen kann.
Tobias
Mit freundlichen Grüssen DaB.
On 9/28/06, DaB. wp@daniel.baur4.info wrote:
Hallo, Am Donnerstag, den 28.09.2006, 09:00 +0200 schrieb Thobias Nuesel:
Ich bezweifele, dass das einen möglichen Käufer abschreckt. Den Käufern von Kunst, Handschriften und ähnlichen geht es meist nicht um Inhalt oder Forschungsmöglichkeiten am Objekt ihrer Begierde, sondern mehr um einen primitiven Sammeltrieb oder Geldanlage.
Dann schau dir mal das Geschäftsmodell von Corbis an.
Dann wären ja beide Seiten bedient: Wir (die Welt) haben den Text und ein Einzelner hat das Original, dass er sammeln und irgendwann wieder verkaufen kann.
Teil des Verkaufserlöses ist die Exklusivität und die Möglichkeit, durch die Verknappung des Zugangs eine gewisse Refinanzierung betreiben zu können. Darum rennen auch Nationalmuseen durch die Gegend und behaupten, sie hätten Urheberrechte auf Bildern aus dem 17. Jahrhundert.
Mathias
DaB. wrote:
Dann wären ja beide Seiten bedient: Wir (die Welt) haben den Text und ein Einzelner hat das Original, dass er sammeln und irgendwann wieder verkaufen kann.
Hi,
na, Du nimmst das ja locker :) Mittelalterliche Handschriften sind Kulturgut und keine Autos, die man mal eben so verkauft. Bei den Badischen Handschriften ist das Besondere, daß es sich dabei um über Jahrhunderte gewachsene Bestände handelt, die (noch) in ihrem Zusammenhang aufbewahrt werden. Was meinst Du, wie wertvoll das für die Wissenschaft ist, wenn man ein Ensemble von Handschriften hat, die über die Jahre in einer Bibliothek gesammelt wurden! Für die Bibliotheksgeschichte stellen solche Bestände von Bibliotheken einen unschätzbaren Wert dar. Ganz zu schweigen davon, daß man über die Untersuchung dieser Bücher hochspannende (ok, ich find das spannend ;) Dinge über frühere Benutzer dieser Bücher herausfinden kann (doch, doch: die haben damals auch schon gern mal in den Büchern herumgekritzelt: Damals sicher ein Ärgernis, heute für die Forschung sehr aufschlußreich).
Mal eben so einscannen und dann ab dafür ist echt keine Lösung. Zumal die Handschriftenforscher letztendlich dann doch immer wieder mit den Originalen arbeiten müssen: Wenn ein Original erstmal in einem Privattresor in Japan verschwunden ist, dann kannste die Forschung zu dieser Handschrift für ein paar Jahrzehnte schlicht knicken (oder für immer, wenn nämlich bei so einem Privatmenschen die Hütte abbrennt und die Handschrift auch gleich mit).
Und das waren jetzt nur die Gründe von philologischer Seite; das Ganze hat ja auch noch einen politischen bzw. merkantilen Hintergrund (oder nenn' ich das gleich mal Raffgier von Ex-Adligen??) …
Viele Grüße
Henriette
Hallo henriette, Am Freitag, den 29.09.2006, 22:34 +0200 schrieb Henriette Fiebig:
DaB. wrote:
Dann wären ja beide Seiten bedient: Wir (die Welt) haben den Text und ein Einzelner hat das Original, dass er sammeln und irgendwann wieder verkaufen kann.
Hi,
na, Du nimmst das ja locker :)
jo. jugendlicher Leichtsinn ;).
Mittelalterliche Handschriften sind Kulturgut und keine Autos, die man mal eben so verkauft. Bei den Badischen Handschriften ist das Besondere, daß es sich dabei um über Jahrhunderte gewachsene Bestände handelt, die (noch) in ihrem Zusammenhang aufbewahrt werden. Was meinst Du, wie wertvoll das für die Wissenschaft ist, wenn man ein Ensemble von Handschriften hat, die über die Jahre in einer Bibliothek gesammelt wurden! Für die Bibliotheksgeschichte stellen solche Bestände von Bibliotheken einen unschätzbaren Wert dar. Ganz zu schweigen davon, daß man über die Untersuchung dieser Bücher hochspannende (ok, ich find das spannend ;) Dinge über frühere Benutzer dieser Bücher herausfinden kann (doch, doch: die haben damals auch schon gern mal in den Büchern herumgekritzelt: Damals sicher ein Ärgernis, heute für die Forschung sehr aufschlußreich).
Ich kann verstehen, dass für Forscher solche Bücher sehr wertvoll sind und das ihr natürlich weiterhin einen Zugang zu den Büchern haben wollt.
Mal eben so einscannen und dann ab dafür ist echt keine Lösung.
Es ist IMHO besser, als wenn die Bücher/Schriften so verkauft werden.
Zumal die Handschriftenforscher letztendlich dann doch immer wieder mit den Originalen arbeiten müssen: Wenn ein Original erstmal in einem Privattresor in Japan verschwunden ist, dann kannste die Forschung zu dieser Handschrift für ein paar Jahrzehnte schlicht knicken (oder für immer, wenn nämlich bei so einem Privatmenschen die Hütte abbrennt und die Handschrift auch gleich mit).
Welche Bibliothek für alte Handschriften ist da vor kurzem abgebrannt, weil die Brandmeldeanlage eingespart wurde? ;)
Und das waren jetzt nur die Gründe von philologischer Seite; das Ganze hat ja auch noch einen politischen bzw. merkantilen Hintergrund (oder nenn' ich das gleich mal Raffgier von Ex-Adligen??) …
*g*
Viele Grüße
Henriette
Mit freundlichen Grüßen DaB.
DaB. wrote:
Welche Bibliothek für alte Handschriften ist da vor kurzem abgebrannt, weil die Brandmeldeanlage eingespart wurde? ;)
Das war die Anna-Amalie-Bibliothek in Weimar. Und da war das Problem, daß auch die ganz alten Bücher zu großen Teilen in den Regalen standen und nicht in feuerfesten Kellern. Du kannst Dir ganz sicher sein, daß jede moderne Bibliothek die mittelalterliche Handschriften in Räumen aufbewahrt, denen auch ein Großbrand nichts anhaben kann. Ne' Neutronenbombe würden die vermutlich auch nicht aushalten, aber dann hätte man wohl auch andere Probleme, als mittelalterliche Bücher ;)
Der Punkt ist: In modernen Bibliotheken sind die Bücher einfach mal viel sicherer aufgehoben, als bei Privatleuten.
Und die Scans: Klar, ein Scan ist besser als gar kein Scan. Aber ein Scan kann niemals das Original ersetzen. Und diese Originale gehören nun mal zu unserer Geschichte und unserer Kultur. Und deshalb müssen sie in Deutschland bleiben und über eine öffentliche Institution für die Forschung bereitgehalten werden.
Ok, ok ... ich hör schon auf :)
Gruß
Henriette
Am 00:27 30.09.2006 schrieb Henriette: ....
Neutronenbombe würden die vermutlich auch nicht aushalten, aber dann hätte man wohl auch andere Probleme, als mittelalterliche Bücher ;)
Gerade die tut den Büchern nix ;-) Die tötet nur die Lebewesen, keine Bücher! (Außer sie fällt direkt auf's Buch. Da reicht aber auch ein Eimer Wasser! Ok Ok, das ist in die andere Richtung übertrieben.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Neutronenbombe#Neutronenwaffe "...Die Bauart der Waffe ist auf eine maximale Neutronenausstrahlung und einen vergleichsweise geringen Fallout optimiert. ..."
Moins KS
"Paul" skribis:
Am 00:27 30.09.2006 schrieb Henriette: ....
Neutronenbombe würden die vermutlich auch nicht aushalten, aber dann hätte man wohl auch andere Probleme, als mittelalterliche Bücher ;)
Gerade die tut den Büchern nix ;-) Die tötet nur die Lebewesen, keine Bücher! (Außer sie fällt direkt auf's Buch. Da reicht aber auch ein Eimer Wasser! Ok Ok, das ist in die andere Richtung übertrieben.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Neutronenbombe#Neutronenwaffe "...Die Bauart der Waffe ist auf eine maximale Neutronenausstrahlung und einen vergleichsweise geringen Fallout optimiert. ..."
Du hast nicht weitergelesen:
| Die höhere Tödlichkeit bei geringeren strukturellen Schäden ist | aber nur relativ zu anderen Kernwaffen zu verstehen. So wird auch | bei einer Neutronenbombe noch ca. 30 % der Energie als Druckwelle | und weitere 20 % als Wärmestrahlung abgegeben (Sonst ca. 50 % und | 35 %). Eine Neutronenwaffe wäre etwa mit der Sprengkraft der Bombe | von Hiroshima oder Nagasaki denkbar, allerdings mit weit erhöhten | Strahlungsdosen.
Außerdem enthält Papier relativ wohl mehr Wasserstoff als Gebäude (wenn auch weniger als Lebewesen), dürfte also auch durch den Neutronenbeschuss Schaden erleiden (zur Entzündung dürfte es reichen, wenn Sauerstoff in der Nähe ist).
Auch Paul
"Mathias Schindler" schrieb:
Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler wissen, daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Und dann kann man das alte Zeugs wegwerfen und viel Platz sparen? Klingt nach einer guten Idee - die auf Museen generell erweiterbar ist, in Zeiten knapper Kassen und so. Wenn dann jemand für den Müll noch Geld zahlen will: umso besser.
-thh
Thomas Hochstein wrote:
"Mathias Schindler" schrieb:
Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler wissen, daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Digitalisierung ist KEIN Ersatz für die Originale. Wer keine Ahnung von mittelalterlichen Handschriften hat, der schweige bitte.
Ich bin jetzt echt extrem sauer darüber, daß hier Leute meinen ihre unqualifizierten Kommentare abgeben zu müssen und keinerlei Ahnung haben, worum es geht.
Und dann kann man das alte Zeugs wegwerfen und viel Platz sparen?
Oh, herzlichen Dank für diese Vorlage. Genau: Warum eigentlich noch Original-Gemälde ausstellen? Scan an die Wand und gut ist!
* Sieht aus wie Original * Leute, die keinerlei Ahnung davon haben, warum ein Original wichtig ist, haben kein Problem * Leute, die geil drauf sind für irgendwelche Phantasiepreise Originale zu kaufen, sind zufrieden * kulturlose Ignoranten haben sich einen neuen Porsche nebst Sonderausstattung finanziert
Wo bin ich hier eigentlich?
On 9/30/06, Henriette Fiebig Henriette.Fiebig@snafu.de wrote:
Thomas Hochstein wrote:
"Mathias Schindler" schrieb:
Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler wissen, daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Digitalisierung ist KEIN Ersatz für die Originale. Wer keine Ahnung von mittelalterlichen Handschriften hat, der schweige bitte.
Das habe ich nirgendwo geschrieben. Wer keine Lust zum Lesen hat, der schweige bitte ebenso.
Mathias
Mathias Schindler wrote:
Ich hoffe, die betroffenen Wissenschaftler wissen, daß sie den Verkauf der Handschriften effektiv dadurch verhindern können, dass sie die Texte "mal eben" digitalisieren und in hoher Auflösung als PD online stellen...
Digitalisierung ist KEIN Ersatz für die Originale. Wer keine Ahnung von mittelalterlichen Handschriften hat, der schweige bitte.
Das habe ich nirgendwo geschrieben. Wer keine Lust zum Lesen hat, der schweige bitte ebenso.
Lust zu lesen habe ich immer. Zum Beispiel auf einen gut begründeten Text, warum Digitalisierung den Verkauf von mittelalterlichen Handschriften verhindert.
Gespannt
Henriette
Henriette Fiebig wrote:
Lust zu lesen habe ich immer. Zum Beispiel auf einen gut begründeten Text, warum Digitalisierung den Verkauf von mittelalterlichen Handschriften verhindert.
Keine Antwort?
Schade. Ich hatte erhofft, daß so ein Ausweg aus der Misere gefunden werden könnte.
Henriette
On 10/1/06, Henriette Fiebig Henriette.Fiebig@snafu.de wrote:
Henriette Fiebig wrote:
Lust zu lesen habe ich immer. Zum Beispiel auf einen gut begründeten Text, warum Digitalisierung den Verkauf von mittelalterlichen Handschriften verhindert.
Keine Antwort?
Ja. Hatte andere Dinge zu tun und habe es nicht vergessen. Tschuldigung, wenn du jetzt darauf gewartet hast, es könnte sich noch ein wenig hinziehen.
Mathias