Hallo,
derzeit findet in Tunis das zweite Treffen des World Summit on the Information Society und Begleitprogramm statt (bzw. der Teil, der nicht von tunesischen Sicherheitskräfen geplättet wird). Für die Details empfehle ich eine Mixtur aus den Wikipedia-Artikeln, aus Markus Beckedahls Weblog netzpolitik.org und aus der Webseite der Heinrich-Böll-Stiftung, die dieses Thema seit einiger Zeit schon beackert.
Es ist vorgesehen, daß dort in Tunis Nicholas Negroponte einen (funktionierenden) Prototypen des US$ 100-PCs vorstellen wird. Details finden sich ebenso in der Wikipedia, beispielsweise unter http://en.wikipedia.org/wiki/%24100_laptop.
Im Gegensatz zu dem [[Simputer]] stehen die Chancen beim OLPC-Projekt deutlich besser, auch wenn sie sogar noch deutlich weiter gehen als bei den Indern. Eine Reihe von seriösen Gruppen und einige Staaten unterstützen das Projekt und die Machbarkeit wird von externer Seite grundsätzlich bestätigt. Einige Aspekte fallen unter das Äquivalent von "Economy of scale".
Negroponte und Wales sind seit einiger Zeit im Kontakt. Als der OLPC vor einigen Wochen wieder in die Nachrichten schwappte, fanden sich von Negroponte einige lobende Zitate über Wikipedia als Projekt. Es ist - noch nicht offiziell - geplant, daß Wikipedia eine der default-Applikationen auf diesem Rechner werden soll.
Das schöne an diesem Projekt ist, daß es faktisch keine NPOV-Probleme gibt, wenn es um die Frage einer Unterstützung oder Zusammenarbeit ginge.
Eine Unterstützung könnte bedeuten, daß Wikimedia Deutschland oder eine andere Gruppe eine möglichst resourcenschonende und ergonomisch sinnvolle Softwareentwicklung für ein Wikipedia-Lesetool für diesen Rechner entwickelt, Entwickler zusammenbringt oder diese unterstützt. Den Specs nach wird das Gerät keine Festplatte im klassischen Sinne haben. Von den BIFAB-Kollegen wissen wir, daß es auch andere Lösungen geben kann. Ich weiss nicht, ob man dort schon an einer Unterstützung des OLPC nachgedacht hat, fände es aber uneingeschränkt klasse (Mit der Firmentochter Paetec ist man ja mitten drin im Geschäft).
Ich gehöre trotz meiner Zeit bei den Grünen nicht zu den Leuten mit den Eine / Dritte Welt-Basaren oder den Entschuldungsleuten.
Hat jemand Interesse, Lust, Bewanderung, sich um mögliche Umsetzungen Gedanken zu machen?
Mathias
Hat jemand Interesse, Lust, Bewanderung, sich um mögliche Umsetzungen Gedanken zu machen?
Hallo Mathias, ich bin schon dabei so etwas in der Richtung zu entwickeln. Es wird ein Lesetool für die Wikipedia die unter allen gängigen Betriebssystemen laufen wird und keine großen Anforderungen an die Hardware stellt. Vom aussehen wird es ähnlich wie mein aktuelles Projekt http://gollum.easycp.de nur das diese Applikation auf dem Client installiert wird.
Wenn es soweit ist, werde ich es hier posten.
Grüße Harald
Hallo Matthias, Hallo Liste,
(Antworte ausnahmsweise auf englisch, da ich den Text gleich als Artikel veröffentlichen wollte, siehe: http://intelligentdesigns.net/Distributed_Wiki )
The OLPC, also called the 100$ Laptop seems to be really popular already. Apparently, Wikipedia might become an application integrated into the device, which will otherwise run a simplified Linux Operating System. Embracing the principles of free software, it will not create new dependencies but give those countries and local IT personel the opportunity to develop software and infrastructure around those notebooks to their need.
The use of Mesh Networking makes it easy to connect a local group of noteboks and will probably go further by connecting local groups with their neighbors using cheap wireless technology. This is quite impressive, if you remember, that it's possible to link up distances with pretty cheap self-built antennas.
Integrating Wikipedia or Wikis in general in this environment there is one crucial point to think about: Wikipedia makes online connection to the server necessary. Wikipedia isn't just a webserver, if you want to edit an article it turns into a simple application server. It's an always online application, and if you only have modem link to the net and edit wikis a lot you'll wish to have a constant decent-speeded uplink.
Creating a local wiki on every notebook isn't a problem there is packages like didiwiki which you can apt-get and they're up and running. If you're looking at synchronisation of your notebook-wiki with a central server let's say, the cambodian village school's wiki server, this is already a bit harder, at least there is no out-of-the-box solution for this.
As Ward Cunningham mentioned in his talk at Wikimania the next step in WikiTechnology in his Point of View is to make Wikis work in a mesh-kind-of-way.
I imagine that would work like this: People can have their WikiPages on their notebooks, maybe divided into a private wiki for personal notes and public wikipages. Whenever users meet each others, they can compare their public wikis content, and find out what changes have been made. If a user had been connected to someone who wrote new public articles they fetch those articles into their device. Changes would automagically been discovered and synchronised, so that information is distributed whenever people meet. Remember the usenet. Could Wiki-articles be distributed from one node to another similarly to the usenet? Instead of threads of argumentation, in that case let's think of articles and their history. Every new version will be distributed in the channel and differing versions visualized in a specialised local Browser. "Newsserver Nodes" might be based in a school and exchange information with remote locations every now and then or they might be integrated into the single OLDP device.
This might make it into a new culture. An Information Commons or even a ritual of exchanging information: Whenever you meet someone - no matter if you've been aquainted before or not. And don't forget.. this might not only apply to developing Nations, but could also spread on handheld device like the recent Nokia770.
If the Wikimedia foundation gets involved into the 100$ Notebook, I'd like to encourage it to make a call for the development of such a distributed Wiki technology.
This article is licenced under the CC attribution licence
http://intelligentdesigns.net/Distributed_Wiki
Mathias Schindler schrieb:
Es ist - noch nicht offiziell - geplant, daß Wikipedia eine der default-Applikationen auf diesem Rechner werden soll.
Gleichzeitig lernen wir (aus Wikipedia) dass:
Brasilien hat bereits für seine Schulen 2 Millionen Computer bestellt, China 3 Millionen Stück (Meldung vom 2. Juli 2005). Die PCs werden nicht über den Handel ausgeliefert, sondern direkt durch die jeweiligen Staatsregierungen bzw. ihre Schulbehörden geordert werden können
Wie funktioniert die Wikipedia-Verbreitung in Ländern wie China und Kuba? Diese Länder brauchen ja nicht Geld, Essen oder billiger Hardware, sondern Informationsfreiheit und Demokratie. Wie soll man das durch Zusammenarbeit mit den heutigen Regierungen erreichen können? Es gibt wohl mehr als 100 Millionen Schulkinder in China. Die nur 3 Millionen Laptops für China sind vielleicht für die Kinder von Regierungsfunktionären berechnet?
Ist dies der neue $100 "[[Volksempfänger]]"?
Lars Aronsson schrieb:
Wie funktioniert die Wikipedia-Verbreitung in Ländern wie China
wie wir vor kurzem hier erfahren durften bisweilen überhaupt nicht.
und Kuba? Diese Länder brauchen ja nicht Geld, Essen oder billiger Hardware, sondern Informationsfreiheit und Demokratie.
ach, das ist ja eine für mich völlig neue erkenntnis. verrate mir doch bitte wie du es schaffst von informationsfreiheit und demokratie satt zu werden. das würde ich gerne lernen.
voller neugieriger erwartung moca
___________________________________ Yahoo! Messenger: chiamate gratuite in tutto il mondo http://it.messenger.yahoo.com
Am Donnerstag, 17. November 2005 00:51 schrieb Monika:
Lars Aronsson schrieb:
und Kuba? Diese Länder brauchen ja nicht Geld, Essen oder billiger Hardware, sondern Informationsfreiheit und Demokratie.
ach, das ist ja eine für mich völlig neue erkenntnis. verrate mir doch bitte wie du es schaffst von informationsfreiheit und demokratie satt zu werden. das würde ich gerne lernen.
Wird in Kuba verhungert?
Ebenfalls neugierig, Eike
Hi Wikipedianer,
ich wollte gerade ein OT in das Topic einbringen, aber dann fiel mir auf, dass das Thema ja gar nicht offtopic ist.
Monika schrieb am 17.11.2005 00:51:
Lars Aronsson schrieb:
und Kuba? Diese Länder brauchen ja nicht Geld, Essen oder billiger Hardware, sondern Informationsfreiheit und Demokratie.
ach, das ist ja eine für mich völlig neue erkenntnis. verrate mir doch bitte wie du es schaffst von informationsfreiheit und demokratie satt zu werden. das würde ich gerne lernen.
Verhungernde Kinder in Afrika (in Kuba gibts die wohl weniger) sind nicht die Zielgruppe.
Du hilfst armen Menschen (wenn sie halbwegs genug zu essen haben) nicht dadurch, dass du Ihnen Hilfsgüter zum Verbrauch zur Verfügung stellst, sondern dadurch, dass du Ihnen u.a. durch Bildung die Möglichkeit gibst, aus ihrer Stellung aufzusteigen und selber gutes Geld verdienen zu können, mit dem sie sich schliesslich selber helfen können. Andernfalls wird sich die Abhängigkeit von Hilfsgütern nie ändern.
Tschuess, Tim.
On 11/18/05, Tim 'avatar' Bartel wikipedia@computerkultur.org wrote:
Verhungernde Kinder in Afrika (in Kuba gibts die wohl weniger) sind nicht die Zielgruppe.
Du hilfst armen Menschen (wenn sie halbwegs genug zu essen haben) nicht dadurch, dass du Ihnen Hilfsgüter zum Verbrauch zur Verfügung stellst, sondern dadurch, dass du Ihnen u.a. durch Bildung die Möglichkeit gibst, aus ihrer Stellung aufzusteigen und selber gutes Geld verdienen zu können, mit dem sie sich schliesslich selber helfen können. Andernfalls wird sich die Abhängigkeit von Hilfsgütern nie ändern.
Gib einem hungenden afrikanischen Kind einen Fisch und es hat für einen Tag genug zu essen. Gib einem hungenden afrikanischen Kind eine Angel und es hat für immer zu essen. Gib einem hungenden afrikanischen Kind eine Enzyklopädie und es macht eine Fabrik für Fischverarbeitung auf.
- altes wikipedianisches Sprichwort
Mathias Schindler schrieb:
Gib einem hungenden afrikanischen Kind einen Fisch und es hat für einen Tag genug zu essen. Gib einem hungenden afrikanischen Kind eine Angel und es hat für immer zu essen. Gib einem hungenden afrikanischen Kind eine Enzyklopädie und es macht eine Fabrik für Fischverarbeitung auf.
- altes wikipedianisches Sprichwort
ganz witzig. allerdings frage ich mich, ob soviele fabriken zur fischverarbeitung erstrebenswert scheinen...und was tut das kind mit der enzyklopädie, wenn es nicht lesen kann?
ein weites feld und ansich kaum thema dieser liste.
gruss moca
Monika schireb:
Lars Aronsson schrieb:
und Kuba? Diese Länder brauchen ja nicht Geld, Essen oder billiger Hardware, sondern Informationsfreiheit und Demokratie.
ach, das ist ja eine für mich völlig neue erkenntnis. verrate mir doch bitte wie du es schaffst von informationsfreiheit und demokratie satt zu werden. das würde ich gerne lernen.
Genau so dachte man beim Einführen des Volksempfängers (in 1933): Informationsfreiheit ist wohl nicht so wichtig, so lange wir etwas zu speissen haben. "Unsere letzte Hoffnung", u.s.w.
Vermutlich ist es sehr interessant für Nicholas Negroponte mit Kofi Annan in Tunesien sprechen zu dürfen, aber wir sollen nicht glauben dass die Bestellung von 3 Millionen 100-Dollar-Laptops an Chinas Regierung die Verbreitung von Wikipedia in diesem Land hilft. Also: Wenn wir diese Verbreitung wünschen, müssen wir auf andere Wege denken. Chinas Regierung ist Wikipedias Gegner.
On 11/19/05, Lars Aronsson lars@aronsson.se wrote:
Also: Wenn wir diese Verbreitung wünschen, müssen wir auf andere Wege denken. Chinas Regierung ist Wikipedias Gegner.
Die Regierung der Volksrepublik sollte eher früher als später einsehen, dass die konsequente Anwendung des NPOV bei Formulierungen das beste ist, was sie bekommen können. Ich würde sie nicht als Gegner begreifen. Auch ein Umgang mit der Sperrung kann durchaus noch durch Dialog geschehen. Alle subversiven Aktionen, den Ban zu durchbrechen, sollen bitte third parties machen ( die wir dabei gerne unterstützen können ).
Mathias