On Saturday, January 01, 2005 11:22 PM
Matthias Walliczek <Matthias(a)Walliczek.de> wrote:
Agon S. Buchholz wrote:
Unsere Feinde sind diejenigen,
die unsere Inhalte verwenden und trotz freundlichem Hinweis und
Vermittlungsversuch ihr (c) druntersetzen und dann auch noch darauf
insistieren, dass es keine Urheberrechtsverletzung gegeben habe oder
dass es sich um Zitate handle, nicht Betreiber anderer Wikis.
Ok, dann nehme ich mal den Erst-Besten, den ich gerade gesehen habe:
www.lexikonia.de. Wer wäre bei einer Klage wegen Verstoß gegen das
Urheberrecht dabei? Klageberechtigt ist jeder Author, dessen Artikel
dort abrufbar sind (also eigentlich alle). Finanzielle Risiken für die
Kläger gibt es nicht (das wäre ja ein Strafverfahren).
Äh, hast Du gelesen was Agon schrieb? Ich lese da was von einem
"freundlichen Vermittlungsversuch". Hat es den bei lexikonia schon
gegeben bzw. wo ist der dokumentiert?
Man kann ja durchaus darüber streiten, ob ab einem gewissen Punkt
juristische Schritte ein geeignetes Mittel sein können, um die GFDL
durchzusetzen - ich hoffe aber sehr, dass wir uns hier alle darüber
einig sind, dass sowas nur das allerletzte Mittel sein darf.
Diejenigen, die anderer Ansicht sind, möchte ich herzlich einladen, sich
künftig um die vermeintlichen
Urheber-/Marken-/Persönlichkeitsrechtsverletzungen innerhalb der
Wikipedia zu kümmern. Glücklicherweise kamen bisher nur sehr wenige der
entsprechenden Mitteilungen von Anwälten. Das könnte sich allerdings
schnell ändern, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, "die
Wikipedia" (auch wenn es sich formal nur um einzelne Autoren handeln
sollte) würde ohne lange zu zögern zur juristischen Keule greifen.
Aber zurück zu den vermeintlichen GFDL-Verletzungen bei der
Weiterverbreitung von Inhalten aus der Wikipedia: Meiner Erfahrung nach
geschehen die meisten Lizenzverstöße aus Unkenntnis (wie übrigens auch
die meisten Rechtsverstöße innerhalb der Wikipedia). In vielen Fällen
reicht ein freundlicher Hinweis auf die Lizenz (verbunden mit
verständlichen Erläuterungen zur Rechtslage), um den Diensteanbieter zur
Einhaltung der Lizenz zu bringen.
Erst letzte Woche konnte ich dem Betreiber von
maxpedia.org erfolgreich
klarmachen, dass er sich bei Lizenzfragen nicht auf technische
Schwierigkeiten berufen kann. Trotz eines nicht unerheblichen Aufwandes
(bei einem WAP-Angebot fallen die von uns zwecks Autorennennung
empfohlenen Links auf die Artikelhistorie in der Wikipedia leider aus)
reagierte der Anbieter nicht nur freundlich, sondern auch schnell. Nach
zwei Tagen hatte er einen Weg gefunden, um die Autoren jedes Artikels
auf einer separaten WAP-Seite darzustellen.
Man sollte sich nur über die anderen Konsequenzen im
Klaren sein: Das
Ganze könnte auch dann öffentlichkeitswirksam werden, wenn das nicht
eingeplant wurde - die Frage ist, ob wir das möchten. Wir würden damit
das Signal setzen, dass wir uns nicht für dumm verkaufen lassen und
die Authoren bei Wikipedia schützen - andererseits könnte es auch
andere ungeplante und unkalkulierte Interpretationen geben.
Das Thema ist schon längst öffentlich (und zwar ganz ohne Anwalt). Siehe
dazu unter anderem den letzten Absatz der folgenden Heise-Meldung:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/54666
Ich denke auch, dass wir weiterhin auf individuelle Aufklärung setzen
sollten. Wer sich ein wenig mit der GFDL auskennt und gerne E-Mails
schreibt, findet unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Mirrors
reichlich problematische Angebote.
Vielleicht findet sich ja sogar eine Truppe, die das ganze organisiert
angeht und den gesamten E-Mail-Verkehr (nicht öffentlich) archiviert.
Dann können wir nach ein paar Wochen oder Monaten Zwischenbilanz ziehen
und daraus eine Pressemitteilung machen (unter Nennung besonders
schwarzer Schafe). Wenn auch das nicht zum Erfolg führt, könnte man sich
immernoch einen besonders gut geeigneten Kandidaten aussuchen und ein
Exempel statuieren. Lexikonia hielte ich übrigens für einen denkbar
ungeeigneten Kandidaten. Der Hinweis ist zwar lächerlich klein und
unzureichend, aber immerhin ist er da. Wenn man vor Gericht zieht,
sollte der Lizenzverstoß schon etwas deutlicher sein.
Letztendlich: Irgendwann wird es so oder so eine
rechtliche
Auseinandersetzung um die GNU-FDL geben. Die Frage ist nur, ob wir
darauf warten wollen, angegriffen zu werden, oder ob wir das
initiieren wollen.
Mal unabhängig davon, dass ich mit "Angriff ist die beste Verteidigung"
noch nie viel anfangen konnte: Kannst Du mir mal ein halbwegs
wahrscheinliches Szenario dafür nennen? Welche Art von Angriff kann uns
(wen genau meinst Du damit?) vor welcher Art von Angriffen schützen?
Viele Grüße
Arne
--
http://recentchanges.de