On Monday 23 August 2004 01:00, Martin wrote:
Am 22.08.2004 14:09 schrieb Marco Krohn:
Meiner Meinung
nach hat er damit zur Zeit Recht, da wir uns qualitativ
nicht mit dem Brockhaus messen können.
Ich kann vielleicht als nicht mehr ganz so junger Wikipedianer dazu
sagen, dass sich der Brockhaus nicht mit der Wikipedia messen kann. Denn
was bedeutet denn, dass im Brockhaus nur überprüftes Wissen an den
Kunden gebracht wird? Es ist völlig unklar, wer hinter den Artikeln
steht, wie sie überprüft wurden, ob sie in den letzten hundert Jahren
mal aktualisiert wurden usw. Aus meinem Fachgebiet, der Linguistik, kann
ich eine Reihe von Beispielen anführen, bei denen der Brockhaus etwa auf
dem Stand des 19. Jahrhunderts steht (und das ist keine polemische
Übertreibung).
Meine Wortwahl in meinem Ausgangsposting war schlecht; ich wollte auf die
Korrektheit von Artikeln hinaus. In der Wikipedia habe ich beim zufälligen
Lesen von Artikeln erheblich mehr Fehler gefunden, als in meinem 24bändigen
Meyers Taschenlexikon. Falsche Jahreszahlen für die Unabhängigkeit
Luxemburgs, falsche Jahreszahl bei der Besetzung Hannovers, falsches Datum
bei der Veröffentlichung einer KDE Version usw. (bezieht sich alles auf die
engl. WP) und mit etwas Nachdenken könnte ich ohne Probleme ein Dutzend
weitere hinzufügen.
Natürlich habe ich mehr in der Wikipedia gelesen, als im Meyers; aber ein so
offensichtlicher Fehler wie "(Prussia took possession of Hannover on January
30, 1809.)" darf einfach nicht zwei Monate unkorrigiert in einem Artikel
stehen bleiben.
Die Kritik an der mangelnden Transperenz beim Brockhaus ist sicherlich
berechtigt; aber im Ggs. dazu müssen wir uns eingestehen, dass wir nicht mal
garantieren können, dass Daten und Informationen _überhaupt_ überprüft
werden. Wir haben kein peer review System. Dazu kommt, dass es nicht mal
stabile Versionen gibt - wer garantiert mir als Leser, dass nicht 20min
vorher jemand im Artikel einen Fehler (evtl. unbeabsichtigt) eingebaut hat?
Um meine Ausgangsaussage etwas zu präzisieren: ich glaube, dass die
Wahrscheinlichkeit in einem Artikel auf einen Fehler zu treffen in der
Wikipedia erheblich höher ist, als in der Britannica (die kenne ich besser
als den Brockhaus). Die wenigen Fehler, die Wikipedianer über die Britannica
gelistet haben (
http://meta.wikimedia.org/wiki/Making_fun_of_Britannica)
bestätigen mich in dieser Annahme; denn im letzten Jahr habe ich alleine wohl
mindestens ebenso viele Fehler in der WP gesehen.
Langfristig werden wir sicherlich besser werden und ich hoffe, dass wir in
einigen Jahren auch ein transperentes review system haben, aber z.Z. hinken
wir Britannica & Co noch hinterher, jedenfalls was die Korrektheit anbelangt.
Viele Grüße,
Marco