Am Mittwoch, 30. November 2005 19:19 schrieb Christian Eyrich:
Ulrich Fuchs wrote:
Die WP schreibt zu [[Wiki]]: "Änderbarkeit der
einzelnen Seiten durch
jedermann" und "die von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch
online geändert werden kann". Jedermann und Änderung durch die Benutzer
Kuck in eine richtige Enzyklopädie, wenn Du ne richtige Definition haben
willst ;-)
http://www.wikiweise.de/wiki/Wiki
(da die Benutzer jeder mit Webzugang ist, müsste also
auch jeder mit
Webzugang ändern können müssen). Ich weiß allerdings nicht, wie Ward
Cunningham Wiki definiert(e).
Nicht als das, was die Wikipedia oder auch Wikiweise macht: Er sieht, sofern
ich ihn richtig verstehe, ein Wiki nicht als Werkzeug zur gemeinsamen
Texterstellung (Unterstützung des Produktes), sondern zur Kommunikation in
Gruppen (unterstützung des Weges). Während Wikipedia, Wikiweise etc. zeigen,
dass Wikis, richtiges Management vorausgesetzt, für ersteres durchaus
geeignet sind, taugen sie für das, was Ward Cunningham in ihnen sieht, nur
bedingt und nur für kleine Gruppen.
Gerade für die Wikipedia, die ja Wiki im Namen führt
wäre es also recht
seltsame vom Wikiprinzip abzurücken. Gut, wollen wir Wiki anders
definieren? Aber was unterscheidet ein Projekt wie Wikiweise oder eine
auf angemeldete Benutzer reduzierte Wikipedia von einer normalen
Webseite (von der Organisation, nicht der Technik)?
Das sog. "Shared Display"-Pattern: Leute arbeiten gemeinsam an einem Text,
haben die Änderungen der anderen mehr oder minder sofort vor Augen, und
können über diese Änderungen außerhalb des Textes kommunizieren
(Diskussionsseite). Wikis sind Werkzeuge für eine virtuelle Gemeinschaft. Aus
welchen Personen eine virtuelle Gemeinschaft besteht, ist erstmal unabhängig
von der Technologie "Wiki".
Eine Anmeldepflicht wäre für die Wikipedia aber sicher kein Heilmittel. Sie
würde, wenn man die Hürden etwas höher legt (E-Mail-Bestätigung) bestenfalls
den Vandalismus eindämmen (das allerdings würde sie ziemlich zuverlässig).
Der ist nun zwar nervig, hat mit dem Hauptproblem der Wikipedia (mangelnde
Qualität) aber nix zu tun. Das kriegt man nur in den Griff, wenn man sagt,
was man an Texten haben will und was nicht, und sich wesentlich schneller
traut, grausam zu sein bei den Benutzern, die nicht mitziehen. Bspw. stellte
ich mit Entsetzen fest, dass ein eigentlich dauerhaft gesperrter Hans Bug
wieder ungestraft aktiv sein kann. Wer Regeln auftstellt, aber keine
Mechanismen hat, für ihre Einhaltung zu sorgen, kann es gleich lassen.
Wikipedia funktioniert sicher sehr anarchistisch. Sie zeigt im positiven
Sinne, dass die nicht-Organisation als Organisationsprinzip bis zu einer
gewissen Größenordnung funktioniert. Sie zeigt aber auch, dass sie ab einer
gewissen Größenordnung an Teilnehmern eben nicht mehr funktioniert. Dann
läuft vieles nämlich über Erscheinungen wie Gruppenzwang, Mobbing,
Geheimabsprachen, Wahlfälschung (Mehrfachidentitäten) etc., die sich in der
Wikipedia ebenfalls wunderbar beobachten lassen. Viel Hintenrum-Methode. Da
ist mir ne anständige Hierarchie ehrlich gesagt lieber.
Uli