Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich
vorwiegend (95% der
Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein
obskures Hobby interessiert und nicht für die sieben Weltwunder. Und aus
diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich
für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht
für die Weltwunder.
Es stimmt sicherlich, dass bei einem Projekt über den Herrn der Ringe mehr Kinogänger als
Physiker angelockt werden neue Artikel zu schreiben, aber auf der anderen Seite werden die
Physiker glaube ich davon nicht abgeschreckt. Ob ich es nun richtig finde, dass die
Simpsons mehr und bessere Artikel in der Wikipedia haben, als die Hochkulturen der Antike,
ist doch für mich als Schreiber erst einmal irrelevant (ohne getestet zu haben ob dieser
Vergleich stimmt). Ich konzentriere mich auf meinen Wissensteil, und arbeite halt nur an
ganz bestimmten Portalen mit. Anders ausgedrückt: Ist mir doch egal, ob die Leute einen
Artikel über Frodo schreiben, solange alle wichtigen Algorithmen der Informatik klar und
verständlich in der Wikipedia zu finden sind. Und ich glaube nicht, dass
"Trivialitäten" -- was jeder auch darunter definieren mag -- so abschreckend auf
andere wirken. Zwar fände ich es toller wenn "mein" Gebiet das Hauptgebiet der
Wikipedia wäre, aber daran kann man ja selbst arbeiten. Wenn es momentan ein
Nachschlagewerk für den Herrn der Ringe ist, dann schreibe ich halt ein bisschen was über
Botanik, und schon wird die Wikipedia eine Referenz für Botanik. Und wenn jemand etwas
sucht, und die Wikipedia nicht kennt, bemerkt er dann überhaupt was außerhalb seines
Fachbereiches los ist? Wenn ich etwas über die Antike suche und Google mich aufs Portal
Antike weiterleitet, dann kann ich in diesem Bereich doch vollkommen ungestört und
unbehelligt von all dem schnöden modernen Zeugs wie Informatik und Filmen arbeiten. Auch
in einem normalen Lexikon gibt es für jeden Menschen Artikel die Sinnvoll sind, und jene
die Sinnlos sind, und nur wertvollen Platz verschwenden. Nur, dass jeder halt die
Einteilung der Artikel in eine der beiden Klassen sehr verschieden handhaben wird.
"Haltet die Wikipedia von Trivialitäten sauber" ist zwar ein schönes Ziel, aber
klappt aufgrund der Definition von Trivialität schlicht und ergreifend nicht. Die
Wikipedia kann meiner Meinung nach sowohl ein Nachschlagewerk für miese Hollywoodfilme als
auch für die Pyramiden sein. Wir müssen keine Inhalte gegeneinander abwiegen weil wir nur
30 Bücher rausbringen dürfen.
Oliver