On 3/30/06, Henriette Fiebig <Henriette.Fiebig(a)snafu.de> wrote:
Bleibt noch eine Frage, die ich nicht nur mir, sondern
auch anderen
schon häufig gestellt habe: Züchten wir damit nicht auch Trolle, die
dann aus Rache nicht mehr nur schlampige oder löschenswerte Edits
machen, sondern wirklich schlimme?
Praxisbeispiel aus en.wp, aus der Erinnerung: Wir hatten einen User,
der vor allem Artikel über Bands und ihre Lieder editiert hat. Seine
Edits waren zu 80% OK, zu 20% total falsch. Der User wurde, auch wegen
anderer Verhaltensprobleme, geblockt. Er kam in ungefährt 50
Inkarnationen zurück, wurde extrem beleidigend, aggressiv,
vandalisierte. Dann hat sich ein en.wp-User des Menschen angenommen
und ausgehandelt, dass der Block aufgehoben wird und er sich um die
Edits kümmert und auch den User "betreut". Mittelfristig wurde so eine
Reform des Users erzielt.
Mentoring und sanfte Strafen funktionieren viel besser als
Permanentblockaden. Wenn du permanent blockiert wirst, hast du zwei
Möglichkeiten: Entweder du bleibst dem Projekt fern, oder du kommst
unter anderem Namen wieder - womit du schon automatisch
Troll/Sockenpuppe bist - Eskalation, Eskalation, Eskalation. Darüber
hinaus wird es viel schwieriger, zu verfolgen, was der User tut - mit
oder ohne Checkuser-Tool.
Wie die "Abstimmen ist böse" Fraktion nur zu gut weiß, ist es trivial
möglich, unter anderer IP wieder zu kommen. Technisch sind Blocks für
den typischen T-Online-User leicht umgehbar. Die Vorstellung von
Blocks als effektive Verbannung aus dem System ist eine Illusion. Was
Blocks tun können ist eine Reputation zerstören oder beschädigen. Wer
aber keinen Ruf zu verlieren hat, dem ist das egal.
Als mehr Beobachter als User der de.wp sehe ich diese
Eskalationsspirale aufgrund der häufigen Permanentblockierungen hier
sehr viel stärker als etwa in en.wp. Das hat dann dazu geführt, dass
de.wp-Admins auch allgemein sich weitaus mehr erlauben können als
en.wp-Admins, etwa was Seitensperrungen angeht (nach meiner letzten
Evaluation war die de.wp hier mit Abstand führend vor allen anderen,
was Länge und Zahl der Sperrungen angeht). Das Arbitration Committee
in en.wp hat eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit einem Problemuser
umzugehen. Dabei wird das konkrete Problem analysiert und z.B. ein
Hinweis gegeben, dass der User bestimmte Artikel nicht mehr editieren
darf. So wird eine Eskalation vermieden, und die Edits des Users
können weiterhin von anderen überwacht werden.
Damit will ich nicht sagen, dass die de.wp böse ist oder irgend etwas
in der Richtung. Ich habe eine sehr hohe Meinung von den meisten
de.wp-Admins und weiß, dass jeder unter den gegebenen
Rahmenbedingungen sein Bestes tut. Ich persönlich halte die Prozesse
der en.wp aber für sinnvoller und effektiver im Umgang mit
Problem-Usern. Wikipedia ist ein total offenes System. Exklusion +
Offenheit = Eskalation.
Erik