Hallo allerseits,
der Einwand, dass die Diskussion über Wikinews nicht auf dieser Mailingliste geführt werden sollte, ist auf formaler Ebene sicherlich begründbar. Andererseits kann ich die Motivation, hierher auszuweichen, gut nachvollziehen. Welche Alternativen gäbe es? Eine Diskussion im Projekt selbst scheitert daran, dass sie von außen nicht wahrgenommen wird. Ich nehme an, dass kaum jemand von uns regelmäßig beim dortige "Pressestammtisch" vorbeischaut. Auf der Foundation-Mailingliste sind meines Wissens nach nur wenige deutschsprachige Wikimedianer angemeldet - und die übrigen dürfte das Thema kaum interessieren. Dazu tritt die Sprachbarriere. Für die Wikipedia-Mailingliste spricht vor allem, dass ein weiter Kreis von aktiven Wikimedianern erreicht wird und sich dadurch die Chance ergibt, dass gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für die Starre des Wikinews-Projektes gefunden werden. Mein Vorschlag deshalb: lassen wir die Formalitäten mal für einen Moment außer acht und führen die Diskussion hier möglichst unaufgeregt weiter. Mich persönlich stört bisher weniger die Tatsache, dass offtopic diskutiert wird als dass die Diskussion von verhärteten Positionen und persönlichen Angriffen geprägt ist.
Klaus Grafs Zuspitzungen sind nicht selten provokativ, seine Hartnäckigkeit irritiert manchen. Andererseits hat er bereits in zwei anderen deutschsprachigen Wikimedia-Projekten Reformen angestoßen, die bis heute wirken: Wikisource hat sich auf seine Initiative hin zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt; Wikiquote ist nach einem schmerzhaften Reformprozess heute wieder auf der Hauptseite der deutschsprachigen Wikipedia verlinkt. Und Ideen, wie das vor kurzem in Wikisource gestartete "Teamspiel" (http://de.wikisource.org/wiki/Wikisource:Teamspiel) erinnern in ihrer positiven Kreativität schon beinahe an Achim Raschka ;-) Mein Vorschlag: alle Graf-Kritiker lassen für einen Moment mal alle Argumente ad personam weg und Klaus seinerseits versucht bitte, weniger provokativ aufzutreten. Die Debatte ist ja inzwischen angestoßen - sie sollte nun mit der nötigen Sachlichkeit weitergeführt werden.
Zu Wikinews selbst: Tatsache ist, dass das Projekt unter einem Mitarbeitermangel leidet. Welche Gründe dies haben könnte, vermag ich nur mit einem Hinweis auf meine eigenen - und zeitlich schon weit zurückliegenden - Erfahrungen erklären.
Zunächst ein generelles Problem: Die Mitarbeit in Projekten mit sehr kleiner Community macht weniger Spaß. Ein Teufelskreis: Durchbrechen diese Projekte nicht irgendwann einmal aus eigener Kraft die Schallmauer von mehr als 50 aktiven Teilnehmern, dümpeln sie für alle Zeiten vor sich hin.
Zum deutschsprachigen Wikinews-Projekt im besonderen: die lange Zeit bestehenden Hemmnisse, originäre Berichterstattung beizusteuern, haben sich aus meiner Sicht als Hemmschuh für die Entwicklung des Projektes erwiesen. Als ich das Projekt entdeckte, gab es einen Akkreditierungsprozess, der mich persönlich abgeschreckt hat. Dass Bürgerjournalismus zu bemerkenswerten Ergebnissen führen kann, zeigt dagegen immer wieder die englischsprachige Ausgabe von Wikinews:
http://en.wikinews.org/wiki/US_presidential_candidate_Duncan_Hunter_speaks_t...
Allein Nachrichten aus anderen Internetquellen "umzutexten" habe ich persönlich dagegen nie als besonders sinnstiftend empfunden. Durch den internen Redaktionsprozess und die geringe Zahl der Mitarbeiter hinkt Wikinews zeitlich immer hinter anderen Newsportalen im Netz hinterher. Nichts ist so fad, wie die Nachricht von gestern. Warum aber sollte ein Leser eine Nachricht von gestern bei Wikinews lesen, wenn er sie heute schon auf Spiegel online oder einem anderen Nachrichtenportal präsentiert bekommt?
Letztendlich kommt es also aus meiner Sicht darauf an, ein individuelles Profil zu entwickeln, dass Wikinews für den Leser attraktiv macht. Ein Interview wie das oben zitierte aus dem englischsprachigen Schwesterprojekt hätte mich persönlich sehr interessiert und mich dazu motiviert, öfter bei Wikinews vorbeizuschauen.
Mein Vorschlag deshalb: der Bereich der origninären Berichterstattung sollte massiv ausgebaut werden. Dazu sollten Anreize geschaffen werden, sich mit gerade auf diese Weise zu beteiligen.
Sicherlich haben manche Leser dieser Mailingliste eigene Erfahrungen mit Wikinews gemacht. Deren Meinung würde mich persönlich sehr interessieren. Eine Diskussion über die Chancen und Probleme des Projektes sollte auf jeden Fall geführt werden. Sei es über diese Liste selbst, oder im persönlichen Gespräch:
http://de.wikinews.org/wiki/Wikinews:Wikinews-Treffen_2008
Herzliche Grüße Frank