Am Wed, 6 Jan 2010 hat Kurt Jansson folgendes geschrieben:
Dass ich mit dem Relevanzbegriff meine Probleme habe, ist ja mittlerweile bekannt. Und genau darum mag ich diesen Schritt auch nicht mitgehen.
Man sollte hier vielleicht unterscheiden: Relevanz für den Einzelnen, oder Relevanz generell (mögliche Definition für letzteres: je mehr Leute sich interessieren desto relevanter; äh, ja, da is dann auch Paris Hilton dabei).
Für denjenigen, der sich in der Wikipedia gerade über einen wenig bekannten Autor informieren will, ist dieser eben nicht irrelevant.
Sicher. Die Frage die sich mir stellt ist aber, ob man die (im Vergleich) wenigen Leute die sich für diesen Autor interessieren, aus pragmatischen Gründen nicht unter den Tisch fallen lassen sollte, so hart das jetzt klingt (bin mir da ja selber noch nicht einig). Das wäre dann halt der Preis dafür daß mit der (womöglich unentscheidbaren) Relevanzfrage die Wikipedia nicht irgendwann doch noch aufgerieben und an die Wand gefahren wird.
Ihm wird es nicht egal sein, ob alle negativen Rezensionen zum Werk des Schriftstellers unter den Tisch gefallen sind, weil der Verfasser dessen Agent war und sich sonst niemand um den Artikel kümmern mag. (Um mal ein weiteres und meiner Erfahrung nach alles andere als abwegiges Beispiel zu nennen.) Vielleicht überlegt er sich, ein Buch des Autors zu kaufen oder eine Lesung besuchen. Ganz normale, "realweltliche" Entscheidungen, bei denen jemand auf Basis von Wikipedia-Informationen Geld und Zeit investieren will und bei denen er erwarten kann, von uns ausgewogen informiert zu werden.
Hier müsste man beim Wikipedia-Nutzer soviel Medienkompetenz voraussetzen (oder ihm diese vermitteln) daß er sich desto weniger auf Wikpedia verlassen darf je "generell irrelevanter" eine Sache bekanntermaßen ist (Definition siehe oben).
Zu dem Einwand, es seien von solchen Falschinformationen nur wenige Leute betroffen, verweise ich mal auf den (leider sehr zusammengebastelten) Artikel [[The Long Tail]]: Wäre das Vorhandensein von Belegen das einzige Entscheidungskriterium für die Aufnahme neuer Artikel, so ließe sich deren Anzahl in überschaubarer Zeit in einen neun- bis elfstelligen Bereich hieven. In der Summe könnten die Leser solcher Artikel, die wir nicht auf einem akzeptablen Qualitätsstandard halten können, sogar die Mehrheit stellen.
Da gebe ich dir recht. Allerdings trifft das nur auf die Wikipedia als Gesamtheit zu, aus der Vogelperspektive betrachtet sozusagen. Der gemeine Nutzer sieht das aber von seinem persönlichen fokussierteren Blickwinkel aus (wie du ja oben auch geschrieben hast). Der will in den meisten Fällen ...:
... wissen wer dieser eine Politiker ist, der gerade in den Nachrichten erwähnt wurde
... nachlesen was am nächsten Tag im Geschichtsunterricht behandelt wird
... nachschlagen worüber neuerdings alle Welt zu reden scheint
... und vieles anderes solches mehr.
Bzgl. des einen Autors, für den sich außer ihm kein Mensch kaum jemand interessiert, wird er sich halt zusätzlich mit anderen Quellen absichern müssen.
Nochmal zusammengefasst: Wenn der "ausschließende Ansatz" gangbar ist, bin ich dafür. Wenn er sich als nicht praktikabel erweist, oder die Inklusionisten mit schierer Quantität die Wikipedia stürmen, sollte man vielleicht einen pragmatischen Weg einschlagen.
Jan