Am Mittwoch, 30. November 2005 18:08 schrieb Tim 'avatar' Bartel:
Deine Meckere^WKritik in allen Ehren. Aber wir sind
uns doch vermutlich
soweit einig, dass es fuer die Qualitaet des Sieben-Weltwunder-Artikels
vollkommen egal ist, ob ein Artikel ueber Gozo den Gozorianer oder Frito
Windbeutel existiert.
Nein. Genau in dem Punkt sind wir uns eben nicht einig. Ich bin nämlich genau
der gegenteiligen Ansicht.
Wikipedia besitzt heute eine Community, die sich vorwiegend (95% der
Teilnehmer) für Gozo und Co, die Verewigung ihrer Heimatkäffer oder irgendein
obskures Hobby (ich sage zur Abwechslung mal: Eisenbahnbaureihen oder
S-Bahn-Stationen) interessiert und nicht für die sieben Weltwunder. Und aus
diesem Grunde zieht Wikipedia eben heute vorwiegend Teilnehmer an, die sich
für Gozo und Co, ihr Heimatkaff oder S-Bahn-Stationen interessieren und nicht
für die Weltwunder. Und aus diesem Grunde wiederum ist der Weltwunderartikel
auch Schrott und wird es vermutlich auch bleiben. Community und Inhalte
verstärken sich in einem Wiki gegenseitig. Und bei Wikipedia führt genau
dieser Verstärkungseffekt zu zunehmend mittelmäßiger Qualität von
allerbestenfalls Abiturniveau. Weil Leute, die es besser könnten, eben von
einem Wiki abgestoßen werden, dass sich so deutlich erkennbar vorwiegend mit
Gozo und Co beschäftigt, und Leute angezogen fühlen, die sich in einem
Geek-Umfeld wohl fühlen.
Es gibt ein sog. Collaboration Pattern, das heißt "Visible Pulse": Die
Erkennbarkeit dessen, was die aktuellen Themen/Diskurse einer Gemeinschaft
sind. In der Wikipedia ist der "Visible Pulse" die Liste der letzten
Änderungen und ein paar kritische Seiten (Portal, Kurier, Löschdiskussion,
Mailingliste etc.). Und der visible Pulse zeigt sehr deutlich eines: Das
Thema der Wikipedia ist nicht der Inhalt einer Enzyklopädie. Das eine Thema
der Wikipedia ist vielmehr das "Ich-will-mein-Hobby(Gozo, S-Bahn-Station
etc.)-enzyklopädisch-adeln", das andere Thema ist "Ich finde Wikis Klasse und
Wikipedia Klasse und uns alle ganz toll wichtig". Und das fällt eben
zunehmend auf.
Gozo und Co sind nicht nur Inhalt, sie entwickeln eine Außenwirkung. Das wird
immer wieder beharrlich übersehen.
Uli