Ulrich Fuchs wrote:
Am Dienstag, 13. September 2005 21:09 schrieb Gerhard
Jahnke:
Das ist denke ich zum Teil eine Folge dessen, das
seit Jahren versucht
wird, durch ein "Schüler und Schülerinnen" und ähnlich die weiblichen
Schüler mitzunennen, was im Umkehrschluss die "Schüler" immer mehr
vermännlicht. Bei "Schüler" in der Mehrzahl denke ich nicht eindeutig an
männliche solche, bei vielen Berufsbezeichnungen spontan schon - was wohl
daran liegt, dass ich (Jahrgang 1963 und männlich) mein Deutsch zu einer
Zeit gelernt habe, als viele Berufe ja faktisch fast nur von Männern
ausgeübt wurden und die wenigen Frauen zusätzlich eher als Exoten galten.
Korrekt, ich persönlich glaube ja, dieses nicht-Mitdenken der Frauen (dass es
durchaus geben mag), liegt eher darin, dass bei einer Berufsbezeichnung die
gesellschaftliche Realität gedacht wird.
Eine gesellschaftliche Realität, die sich seit den 1950er Jahren stark
verändert hat. Die Sprache ändert sich mit, auch wenn es länger dauert.
Bei "Schülern" werden die
Schülerinnen mitgedacht, bei "Pflegekräfte" denkt man trotz der
geschlechtsneutralen Form vermutlich die Männer nicht mit, und bei "Manager"
vermutlich eher an Männer, ganz einfach, weil der Frauenanteil auf den
Chefetagen noch dünn ist.
Um den Bogen zum Diskussionsausgang wieder zu kriegen: Im Grunde ist es
egal, wer bei welchem Ausdruck an wen denkt. Fakt ist, wenn man Frauen
ansprechen will, muss man sie direkt ansprechen.
Und noch was zum Nachdenken: Ich habe gestern Maischberger geschaut.
Dort war von "der Bürger" und "der Wähler" die Rede. Diese Ausdrücke
sind geschlechtsneutral, oder? Es sind gleichzeitig Frauen und Männer
gemeint? Weshalb denn ist der besagte Wähler identisch mit "der kleine
Mann von der Strasse" und wieso muss besagter Bürger "Frau und Kinder
ernähren können"? Sorry, aber meiner bescheidenen Meinung nach sind da
keine Frauen drin, auch wenn die Grammatik der dt. Sprache und die
Herren im 19. Jh. steckengebliebenen Sprachpuristen noch tausendmal das
Gegenteil behaupten.
Kat