Juergen Fenn schrieb:
Wenn ich gemeinsam mit anderen einen Textkorpus
bearbeite, stellen sich
ja sehr viele Fragen. Woran habe ich denn dann überhaupt ein
Urheberrecht, beginnen wir mal damit? An den jeweiligen Edits. Die für
sich genommen nichts wert wären, sondern die nur zusammen mit denjenigen
der anderen überhaupt möglich sind und einen Sinn ergeben. Und wie
sollte das dann im Metis-System vergütet werden?
Da spielen dann sicherlich Begriffe wie Schöpfungshöhe, Hauptautoren und
Co-Autoren eine Rolle. Aber das zu klären, ist Aufgabe von METIS.
Sinnvollerweise sollte mit dem insoweit anfallenden
Geld genau dassselbe
passieren, was auch mit dem Text erfolgt war: Es sollte erst einmal an
die Gemeinschaft fließen, nicht an andere. Und die Gemeinschaft sollte
dann darüber entscheiden, wie damit weiter zu verfahren wäre.
Sobald "die Community" einen Artikel geschrieben hat, kann sie gern
über
die Rechte daran verfügen. Urheberrechte sind mW individuelle Güter.
Davon ab: ich mag die Community. Aber diesem hochwidersprüchlichen
Gemisch an Menschen die Kontrolle über Elemente des wirklichen Lebens in
dieser Form zu überlassen, ist imho keine gute Idee. Das wäre der
zerstörerischste Akt an ihr, der nur denkbar wäre.
Es bestände nicht nur
die Gefahr, daß sich das langfristig auf die Inhalte auswirken könnte,
sondern es würden durch die Teilnahme am Metis-Verfahren ja auch Mittel
von anderen Autoren abgezogen, die dann bei der Verteilung des
Metis-Kuchens nicht mehr so umfangreich zum Zuge kämen.
Freiheit von Metis bedeutet Unabhängigkeit von äußerer Einflußnahme und
"Unabhängigkeit von äußerer Einflußnahme" gibt es nur in der
Bedeutungslosigkeit. Solange die Wikipedia so viel gelesen wird, wie sie
es wird, wird sie Versuchen der Einflußnahme ausgesetzt sein und dabei
geht es sicher nicht primär um Geld für Autoren. Aber auch diese
Versuche jeder Art muss dieses vielbeschworen offene System aushalten
und wechseln können. Bisher hat das auch hervorragend geklappt und ich
wüßte keinen Grund, warum das Wiki-Prinzip dort versagen soll.
Der VG Wort kann man zumindest eines nachsagen: dass es ihr nämlich egal
sein wird, *was* in einem Text steht. Und dass die bisher Begünstigten
des METIS-Systems jetzt weniger bekommen, da hält sich mein Mitleid
ehrlich gesagt in Grenzen. METIS soll tatsächliche Lesezugriffe
nachzeichnen und dotieren, vom Bedienen der Interessen einer kleinen
Gruppe an aktuell Begünstigten war mW nicht die Rede. Sollte uns das
irritieren, hätte man am ersten Tag, an dem jemand in die Wikipedia
anstatt in einen Brockhaus sah, die Bude wieder schließen müssen.
Grüße,
Denis