Am 28.12.2015 um 11:10 schrieb Denis Barthel:
Nur um dieses Ziel zu erreichen, wird die
Fundraisingkampagne gestaltet.
Insofern geht jede vorgebrachte Kritik bisher am Punkt vorbei, denn
ästhetizistische Gesichtspunkte (kein gutes Design, aufdringlich,
ignoriert das eigene CD, etc.) sind denen zur Effizienz gegenüber
nachrangig (mit Ausnahme des Punktes zur Barrierefreiheit). Ob es gut
aussieht oder auch nur praktisch ist, ist egal. Das ist nicht die
Funktion von Fundraising.
Wie kommst Du eigentlich darauf, dass sich Design und Funktionalität
ausschließen? "Form follows function" ist immerhin ein weithin
anerkannter Design-Grundsatz. Und natürlich muss sich auch ein
ansprechender gestalteter Banner der Herausforderung stellen,
entsprechende Beträge einzuwerben.
Diese Herausforderung aber garnicht erst anzunehmen und stattdessen seit
Jahren mit minimalen Änderungen dieselbe inhaltlich und ästhetische
Zumutung zu plazieren, ist schlicht konzeptionell/gestalterische
Arbeitsverweigerung.
Und auch das vielgerühmte Testing kann nur zu vernünftigen Resultaten
führen, wenn man auch echte Alternativen im Angebot hat. Oder ums mal
überspitzt auszudrücken:
Wenn man beim A/B-Testing dem Tester (A) Pferdeäpfel oder (B) Kuhfladen
vorsetzt, wird das Resultat in jedem Fall Sch***e sein.
Wer schöne Farben, sanfte Übergänge, bescheidene
Fenster, große
Wegklickkreuze und kurze Texte haben möchte, der muss auch der WMF und
WMDE erklären, dass diese ästhetischen Belange vor der Erfüllung der
Vorgaben gehen sollen. Oder mag beweisen, dass das Geld trotzdem
unverändert fließe würde. Ersteres wie Letzteres ist offensichtlich
undenkbar.
Aha?! D.h. wir haben unsere finanziellen Ansprüche mittlerweile in
Regionen geschraubt, in denen wir uns keinerlei Experimente mehr
erlauben dürfen und müssen deshalb bis in alle Ewigkeit mit dem
weitermachen, was wir jetzt haben???
Wenn das tatsächlich die einzige Erfolgs versprechende Strategie wäre,
frage ich mich, warum alle großen Konzern dieser Welt und auch die
meisten Hilfsorganisationen so viel Zeit und Energie in die stetige
Weiterentwicklung eines auf Ihrer Coporate Identity basierenden
Markenauftrittes stecken? Sind die alle blöd? Oder könnte es vielleicht
sein, dass visuell vermittelte Seriösität gepaart mit kontinuierlicher
Innovation von den Kunden/Nutzern honoriert wird?!
http://www.derwesten.de/wirtschaft/digital/spendenaufruf-wofuer-braucht-wik…
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/wikipedia-sammelt-uebe…
http://www.deutschlandfunk.de/spendenaktion-wikipedia-autorin-wuenscht-sich…
Wie diverse kritische Medienberichte beweisen sind wir gerade an einem
Knackpunkt angelangt, wo dieses „Wir sind die Guten und wir brauchen das
Geld“ nicht mehr unhinterfragt hingenommen wird. Wenn wir darauf nur mit
immer höheren Spendenzielen und immer penetranterer Spendenwerbung
reagieren, laufen wir in Gefahr, dass man es uns in ein paar Jahren
überhaupt nicht mehr glaubt, das ganze auf Skandalniveau aufgebauscht
wird, wir einen erheblichen Spendeneinbruch erleben werden und das ganze
Projekt Schaden nimmt.
Aus diesem Grund ist es jetzt an der Zeit über eine inhaltlich wie
formal seriöse und nachhaltige Spendenwerbestrategie zu diskutieren!
// Martin