Maria Schiewe wrote:
Wenn die Erwartungshaltung ist, dass
Vorstandsmitglieder 8 oder mehr Stunden investieren müssen, dann kann ich diese Erwartung
nicht erfüllen. Das geht sicherlich den meisten der Vollzeitbeschäftigten ebenso.
Das Problem, was Maria anspricht ist in der Bewegungsforschung
spätestens seit den 1970er Jahren hinlänglich bekannt: Die meisten
erfolgreichen Freiwilligenprojekte rekrutieren vor allem Personen, die
"strukturell verfügbar" sind: Dies sind insbesondere Studierende, aber
auch Rentner, kinderlose Hausfrauen (und -männer), Arbeitslose und auch
Lehrer und andere Beamte mit recht flexibeler Arbeitszeitgestaltung.
Dies kann und sollte man bedauern, allein, eine gute Lösung des Problems
existiert eigentlich nicht.
In der Regel muss man für ehrenamtliche Tätigkeiten in größeren
Vereinen, sei es der Sportverein, Wikimedia oder die Ortsgruppe der SPD,
sehr viel Freizeit stecken, will man effektiv arbeiten: Acht Stunden
scheinen mir für Vollzeitbeschäftigte vertretbar, solange sie keine
besonderen anderen Verpflichtuingen (beispielsweise Kindererziehung oder
Verwandtenpflege) haben. Viele der Wikipedianer investieren sicher mehr
als acht Stunden ihrer wöchentlichen Freizeit, sei es durch
Artikelarbeit, sei es durch Metadiskussionen, sei es durch Orgnisation
von Projekten. All dies kann sehr resourcenaufwändig sein (sowohl
geldlich, als auch zeitlich).
Eine Lösung dieses Problems ist oft die Einrichtung von bezahlten
Stellen, im bewegungstheoretischen Jargon werden diese dann von
"Bewegungsunternehmer" besetzt. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass
die Zeitresource weniger knapp ist, aber den Nachteil, dass es zu
vermehrter Konkurrenz zwischen Bewegungs- bzw. Projektmitgliedern um
diese Stellen kommt, ein Problem, das bereits existiert, wenn es
lediglich um den sozialen Status innerhalb des Projektes geht, was durch
Geldanreize aber noch verschärft wird.
In letzterem Zusammenhang kann ich es mir aus wikimediaspezifischer
Sicht nicht verkneifen, hier darauf hinzuweisen, dass eine hauptamtlich
bei Wikimedia beschäftigte Community-Assisitentin in ihrer Freizeit sich
über Werbung für vom Verein gesponsorte Projekte mokiert, wie das dort
geschehen ist:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia_Diskussion:Hauptseite/W…
Ein solches Verhalten, bei dem eine hauptamtliche Mitarbeiterin des
Vereins ihre Freizeit dazu nutzt, vom Verein gesponsorte Projekte zu
behindern, lässt sich mit dem mir zur Verfügung stehenden Theorieapparat
eigentlich nur dann erklären, wenn die vereinsfinanzierte Position (a)
prekär ist (das weiss ich nicht, da ich die Veträge nicht kenne) und (b)
Konkurrenz um diese Position aus den Reihen der Projektmitarbeiter
bestünde. Gerade letzteres bestand aber, meines Wissens jedenfalls,
nicht (und ich würde mich wundern, wenn das fuer irgendeinen der bei
Skillshare Mitwirkenden der Fall wäre).
Um das ganze nochmal zusammenzufassen: Ja, Marias Problem ist sehr gut
nachvollziehbar und berechtigt. Nein, ich habe keine Lösung für dieses
Problem. Aber, immerhin kann ich eine Verhaltensweise aufzeigen, die das
Problem nicht nur nicht löst, sondern verschärft: Ich würde mir mir
wünschen, dass zumindest die im Verein hauptamtlich Tätigen ihre
Freizeit in Zukunkt nicht damit verbrächten, vereinsgesponsorte Projekte
zu behindern, sondern zu unterstützen, wie ich das dort:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Henriette_Fie…
extra nochmal öffentlich erbeten habe.
Fossa