Am 11. November 2009 08:11 schrieb Henriette Fiebig <henriette.fiebig(a)snafu.de>de>:
On 10.11.2009, at 22:16, P. Birken wrote:
Die Diskussion zur Populärkultur ist immer etwas
schief. Richtig ist,
dass da die deutschsprachige Wikipedia da schärfere Relevanzkriterien
hat als die englische, übrigens im Gegensatz zum Bereich
Wissenschaftler. Das hat denke ich schon einen kulturellen
Hintergrund. So hat Populärkultur in Deutschland ein gewisses
Schmuddelimage, was sich auch in der wissenschaftlichen Rezeption
niederschlägt, die ist nämlich soweit ich das überblicken kann auf
Deutsch wesentlich dünner als im angelsächsischen Raum. Und das sehen
wir IMHO wiederum in der Artikelqualität, die ist nämlich in diesem
Bereich deutlich schlechter als in der englischen.
es ist wohl nicht von der Hand zu weisen, daß sich diese beiden Dinge
wechselseitig bedingen: Populärkultur ist gesellschaftlich nicht so
angesehen, daher beschäftigten sich auch wenige Wissenschaftler damit
(gibt halt kaum Punkte auf der Reputationsskala). Aber die
Wissenschaften ignorieren das Thema auch nicht komplett: Man muß nur
wissen wo man suchen muß. Im deutschsprachigen Bereich kann man z. B.
bei den Volkskundlern sehr spannende und spassige Texte zur
Populärkultur finden – darauf muß man allerdings auch erstmal kommen,
daß die Volkskunde seit einiger Zeit auch in solchen Themengebieten
arbeitet und nicht nur Bauernhäuser beschreibt ;)
Das hilft uns alles nichts, wenn es keine Leute gibt, die diese
Quellen auswerten. Ich merke das auch an mir, seit Jahren plane ich
mit Benutzer:Aristeides, der sich im Film- und im Serienbereich
wirklich auskennt, fuer den Worte wie Zielgruppe oder Drehbuchautor
keine Fremdworte sind, unsere gemeinsame Lieblingsserie auf
lesenswert-Status zu bringen. Nur, at the end of the day ist uns
beiden dann doch was anderes wichtiger. Die Qualitaet der Artikel sagt
mir, dass das nicht nur uns so geht und das hat glaube ich auch mit
diesem Schmuddelimage zu tun.
Die bestehende
Richtlinie zu Themen über Fiktives ist völlig in
Ordnung (
http://de.wikipedia.org/wiki/
Wikipedia:Artikel_über_Fiktives),
aber auch völlig neben der Realität, denn der gesamte Bereich ist mit
Fans überschwemmt, die überhaupt kein Interesse an der
Außendarstellung haben und jeden Hinweis auf Qualität als persönlichen
Angriff auf sich und ihre heißgeliebten Themen wahrnehmen. Leute die
sich mit den Themen neben dem Fansein auseinandergesetzt haben gibt es
fast keine.
Dem möchte ich widersprechen: Es gibt durchaus wissenschaftliche
Literatur dazu. Die ist aber für Leute, die in Recherche und
wissenschaftlichem Arbeiten noch nicht ausgebildet sind, ungleich
schwerer zu finden und vor allem zugänglich als ein Fanzine oder eine
Internetseite. Ich erinnere mich an unsere zähen – letztendlich aber
fruchtbaren – Diskussionen mit einem sehr jungen Benutzer, der das
Computerspiel „Legend of Zelda“ unbedingt exzellent schreiben wollte.
Zuerst war das arg unerträgliches Fangeschwafel, aber als wir ihm mit
der vorhandenen Literatur versorgt hatten, nahm das einen guten Weg.
Du hast mich missverstanden, Ich meine dass wir in der Wikipedia fast
keine Leute haben, die sich mit den Themen neben dem Fansein
auseinandersetzen.
Ich will nicht behaupten, daß alle Popkultur-Fans so
zugänglich,
diskussionsbereit und fleissig sind, würde aber behaupten wollen, daß
man mit geduldiger Anleitung und dem Willen den Leuten wenigstens die
Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens beizubringen, eine Menge
reißen und vor allem verbessern könnte. Das heißt dann allerdings, daß
wir mehr Leute brauchen die sich intensiv solchen Benutzern widmen und
denen ganz konkrete Hilfestellungen in Form von Literaturrecherchen
und vielleicht mal einem eingescannten Artikel geben – nicht nur Links
zu unseren Regeln, die sie nicht kapieren, weil sie nicht wirklich
verstehen worauf wir hinauswollen.
In allen meinen DIskussionen im Bereich Fernsehserien bin ich unter
den Fans selten auf Leute gestossen, die meinen Standpunkt ueberhaupt
versucht haben zu verstehen, geschweige denn verstanden haben, das ist
zu weit ab ihrer Fanwahrnehmung. Eine Grundbereitschaft, anhand von
Literatur gute Artikel zu erstellen, noch nie. Zu Tolkiens Werk ist es
ueberhaupt kein Problem, die Sekundaerquellen zu kriegen, da muss man
nicht auf den Dachboden der Staatsbibliothek. Wie sehen die Artikel
aus? Von Harry Potter fange ich gar nicht erst an...
Nochmal ein anderes Thema. Ich frage mich ja, wie es mit der Eignung
als Grundlage fuer die Erstellung guter Artikel aussieht: Wie stehen
"Neue Artikel anlegen", "schlechte Artikel neuschreiben" und
"Kurze
Artikel erweitern" bezueglich dieser Frage da?
Viele Gruesse
Philipp