On 20.11.2012, at 16:03, Juergen Fenn wrote:
Am 20.11.2012 um 11:53 schrieb Liesel:
Wie wird es eigentlich in Österreich gesehen,
dass Aufgaben die
eigentlich mit Steuermitteln bezahlt werden sollten, durch Spender
bezahlt werden? Ist es die Aufgaben der Wikimedia-Vereine Staatsaufgaben
zu finanzieren?
Ist das denn so? Ist es eine "Staatsaufgabe", Bücher einzuscannen, um ihre
Inhalte allgemein verfügbar zu machen und sie für die Zukunft zu erhalten? …
Hiho,
ich würde sagen, daß es Aufgabe der Bibliotheken ist, Bücher und Zeitschriften
anzuschaffen, zu konservieren und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Diese Aufgabe
erledigen sie im Großen und Ganzen sehr gut.
Das es – speziell wohl auch Wikipedianern – nicht reicht, wenn ein Buch erst nach 2 Tagen
oder 4 Wochen (im Falle einer Fernleihe) geliefert wird, ist eine relativ neue
Entwicklung. Hier dürfte wohl auch Google-Books nicht wenige Begehrlichkeiten und Hunger
nach mehr geweckt haben ;) Und wer sich jetzt an der Formulierung „neue Entwicklung”
stört: Das Beharrungsvermögen von Archivaren und Bibliothekaren ist enorm. Das liegt zum
einen daran, daß die Bibliotheken sich überhaupt erstmal mit sowas wie digitalisierter
Literatur auseinandersetzen müssen (Herstellung; wie und wo aufbewahren; wie über den
Katalog verfügbar machen; wie dem Nutzer zugänglich machen; etc.). Zum anderen liegt das
wohl auch daran, daß für digitalisierte Ausgaben gedruckter Werke von den Verlagen
teilweise derartige Mondpreise aufgerufen werden, dass die Anschaffung einer gedruckter
Ausgabe für den Handapparat deutlich günstiger sein dürfte, als eine Mehrfachnutzer-Lizenz
für eine CD oder DVD (ich erinnere mich an das Lexikon des Mittelalters, das gedruckt
2.000,- DM gekostet hat – für die CD wollten sie um die 1.500,- DM!).
Letztendlich ists aber m. E. so: Die Bibliotheken sollten finanziell deutlichst besser
ausgestattet werden; dann können sie sich auch mit der Digitalisierung der Altbestände
beschäftigen (am Ende sind _das_ ja auch wieder Arbeitsplätze!). Das wäre aber Aufgabe der
Politik und des Staates – oder meinethalben auch einer Freies-Wissen-Lobby, die die
Politik aufs korrekte Gleis bringt (wenn man sich als Beispiel das Trauerspiel um das
Leistungsschutzrecht anschaut, beginnt man allerdings an der Vernunftbegabung der
Politik(er) zu zweifeln …). Meanwhile wird uns wohl nix anderes übrigbleiben, als selber
für Digitalisate zu sorgen und wenigstens mit gutem Beispiel voranzugehen.
Übrigens: Es ist ja auch nicht ausgemacht, daß es den WP-Spendern unrecht ist, wenn ein
Teil des Geldes für die Digitalisierung von Werken eingesetzt wird. Mal angenommen das die
Spender Freies Wissen insgesamt großartig finden und nicht nur enzyklopädische Artikel
über Gurkensalat oder Schnurbandkeramiker, würde das Geld ganz in deren Sinne investiert
:)
Gruß
Henriette