Lieber Pavel, Liebe Lizzy, liebe Mitglieder
Gut, nun klärt sich einiges. Für mich in besagter AG waren die letzten
Tage delikat. In der AG geschah bislang nichts. Ich wurde den Verdacht
nicht los, da als Feigenblatt hingehalten zu werden. Martina hielt man
gestern vor, sie habe das Vertrauen des Vorstandes verletzt. Nicht so
ganz. Sie gab durchaus nichts weiter, was ihr vom Vorstand anvertraut
worden war. Sie offenbarte Dinge, die exakt mit diesen Details vom
Vorstand gegenüber denen ausgestreut wurden, die wir vertreten – und sie
tat dies, nachdem mittlerweile Vereinsmitglieder bei ihr wie mir
vorstellig wurden und uns fragten, ob wir wenigsten so viel wissen, wie
der Vorstand soeben anderen erzählt. Nein, liebe Vereinsmitglieder,
wussten wir nicht. Ihr erfahrt in Detailfragen, wie uns der Vorstand
dieser Tage zeigt, weit mehr als wir. Wir erfahren, ehrlich gesagt, gar
nichts. Es ist herb, das zeigen zu müssen, es ist noch herber, danach
aus Vorstandshand lesen zu dürfen, man hätte uns Alles zum gegebenen
Zeitpunkt erzählt, dann nämlich, wenn nichts mehr zu ändern ist. Auch
hätten wir doch vertrauensvoll fragen können, ob man uns Dinge
vorenthält, statt hier öffentlich – indes, wo man schon mal öffentlich
sei, dürften es alle erfahren, was Martina und ich alles nicht wissen.
Und das mit der gGmbH, habe doch sowieso nichts mit der
Verantwortungsstruktur zu tun über die wir im luftleeren Raum nachdenken
sollen.
Ich denke, ein paar Leute, werden das klarer sehen, danke Martina für
die erste Charge der Klärung.
Martina hat gestern den Termin 1. Oktober abgesagt, und jetzt den Posten
niedergelegt. Es ist dieser Termin das zweite Treffen der AG
Verantwortungsstruktur. Ich verstehe, wie peinlich es ihr gewesen wäre,
so, vom Vorstand coram publico als Unwissende ausgegeben, nun vor diesem
zu sitzen. Ich selbst bin da gelassen, fragte mich indes, wie das wohl
wird. Ich sitze am Freitag einer Vorstandsgruppe gegenüber, die eben mal
per Liste eröffnete, was meine Arbeit ist und was nicht. Löst doch die
AG auf und wir verhandeln hier in der Liste über die Vereinsstruktur.
Hier weiß ich, dass ein paar Leute mit Verstand mithören, und Euch zu
guten Aussagen zwingen. Hier steht Ihr Euren Wählern gegenüber. Hier
spielt ihr keine Spiele mit uns bei denen wir Stillschweigen nach außen
gewähren.
Mein Rat ist es zweitens, dem gesamten Vorstand das Misstrauen
auszusprechen. Niemand erfährt, was da in den letzten anderthalb Jahren
lief, wenn man nicht die Räder anhält und eine Übergabe an frische Leute
durchführt. Ich selbst stehe da nicht zur Wahl. Ich habe seit einigen
Monaten keine Zeit für den Vorstand mehr. Ich empfehle den 500
Vereinsmitgliedern Mut, sich auf die Positionen des amtierenden
Vorstands zu bewerben. Der amtierende Vorstand hat vor allem einen
Sachzwang geschaffen – ihn langsam aufgebaut, bis uns allen kein
Handlungsspielraum mehr blieb. Uns allen ist seit wenigen Tagen klar,
welche Katastrophe es gewesen wäre, wenn auch nur zwei Leute Sebastian
und Lizzy im März ersetzt hätten. Verantwortung für das Schiff sieht
anders aus. Die sieht so aus, dass die Amtierenden das Ruder jederzeit
abgeben können.
Eine interne Plattform? Ich sehe keinen Nutzen mehr in einer solchen.
Ich war soeben in einer, und erfahre hier weit mehr. Der Verein braucht
allerdings dringend eine Strukturreform. Dabei sind ganz andere
Parameter zu ändern als die bislang diskutierten. Nach den letzten Tagen
ist mir klar, dass es vor allem darum gehen wird, Amtszeiten zu
begrenzen. Es darf am wenigsten passieren, dass Amtsträger da Zeitbomben
von einer in die andere Amtszeit schleppen, Gefolgschaft aufbauen, indem
sie Posten verteilen, Informationen und Kontakte ansammeln, die nur sie
haben, und die sie unersetzbar machen. Meinetwegen hat der zukünftige
Verein gutbezahlte Vollzeit-Organisatoren, indes solche, die wissen,
dass sie das Kind nach drei Jahren weitergeben müssen. Drei Jahre
vollbezahlter WMD-Vorstand gewesen zu sein, sollte sich in einem
modernen Lebenslauf gut machen. Das sollen Leute nach dem Studium
machen. Gehalt und Verantwortung sollten das so attraktiv machen wie das
Kind, um das es geht, Wikipedia – eines der besten Projekte der Welt.
Die jetzigen Verantwortlichen sind primär damit beschäftigt, eine
Situation zu schaffen, in der sie selbst kaum zu ersetzen sind. Sie
verkaufen uns das als ihre Professionalität. Effektiv ist diese
Professionalität vor allem ein Informationsvorsprung den sie durch ihr
Amt gewinnen und ein Vorsprung an Vertrauen, das sie seitens der
Projektarbeiter gewinnen, nachdem diese ihnen Positionen verdanken. Die
beiden Währungen über die die amtierenden Vorsitzenden und der
Geschäftsführer verfügen, sollten nicht nutzbar sein, um die beliebige
Wiederwahl zu arrangieren. Im Moment sind sie das.
Mit dem besten Gruß
Olaf Simons