Kurt Jansson schrieb:
Wenn es darum geht, Institutionen zu überzeugen ihren
Content frei
zu geben, braucht es genau sowas. Prinzipiell finden immer alle
ganz toll was wir machen, eine "prima Sache". Aber wenn es darum
geht, den "eigenen", mit Steuermitteln finanzierten Content
freizugeben kommt fast immer das Argument: Damit vernichten
wir doch Arbeitsplätze! Zum Beispiel von Fotographen, die keine
Aufträge mehr bekommen, weil die Bilder ja für jedermann nutzbar
im Netz stehen.
Das ist meiner Meinung nach genau der Punkt: wir finanzieren als
Steuerzahler die wahnsinnigste Dinger - aber irgendwelche
Nutzen davon wollen die HerstellerInnen natürlich privatisieren.
Das ist der Wurm an dieser ganzen Forschungsförderung in
Deutschland und andere Ländern.
Deshalb brauchen wir mehr Vorzeigeprojekte, an denen
wir demonstrieren können, welche Innovationen durch Freie Inhalte
möglich geworden sind, z.B. auf der Basis des von NASA oder der BBC
freigegebenen Materials. Hier immer nur auf Wikipedia zu verweisen,
und wenn die Arbeitsplatzkeule kommt Analogien zur Freien Software zu
prognostizieren, ist jedenfalls noch nicht der Weisheit letzter
Schluss.
Kurt
Muss es immer so große Projekte sein? Warum nicht auch kleiner
anfangen?
Ein weiteres Problem ist aber auch, dass nicht jeder sein Content
astrein selber erzeugt hat. Man hat auf Arbeiten andere aufgebaut,
hat Bilder übernommen, verfremdet, vergessen, wo man das Zeugs
her hat. So lange man das dann selber verstecken kann und für
Weiterbildungszwecke (= Geld verdienen) oder in der eigene
Lehre (= Zeit sparen) einsetzen kann, das ist okay. Aber man hat
Angst davor, öffentlich aufzutreten. Weil dann passieren bestimmt
Dinger wie:
a) Du alter Plagiarist, hast geklaut!
b) Du Idiot, wie kannst Du nur behaupten!
Mit a) habe ich ja viel Erfahrung, mit b) kann man mit der
Wikipedia tatsächlich was anfangen, aber wir müssen versuchen,
die Vorwürfe niedrig zu halten und stattdessen einfach
Alternativen zu zu lassen. Wikipedia macht mich nicht
gerade optimistisch, dass wir das alles konstruktiv hinbekommen
können. Aber ich will so was im Kleinem in der Wikiversität
versuchen!
Schöne Grüße,
WiseWoman (FHTW nicht TFH!)
--
Prof. Dr. Debora Weber-Wulff
FHTW Berlin, FB 4, Internationale Medieninformatik
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