Lieber Marcus,
Du hast recht, ich kenne den Verein nicht mehr so gut von Innen wie andere,
ich kenne nicht seine Probleme und auch die handelnden Akteure nur ein
wenig. Das erlaubt mir keine Beurteilung der Hintergründe für diese
Entscheidung des Präsidiums und ich zweifle auch gar nicht an, dass es gute
Gründe dafür geben mag.
Was mich stört, ist, dass dieser Schritt aus meiner "normales
Vereinsmitglied"-Perspektive quasi aus heiterem Himmel und ohne plausiblen
Grund ziemlich lapidar erfolgt. Die genannte Begründung trägt in keiner
Weise der außergewöhnlichen Situation Rechnung und der Verweis auf
irgendein unveröffentlichtes Strategiepapier macht die Sache nicht besser,
denn bevor so etwas Grundlage wichtiger Entscheidungen werden sollte,
sollte das vielleicht auch vom Verein in Person seiner Mitglieder in
irgendeiner Form bestätigt und mitgetragen werden. Und die Tatsache, dass
all das auch noch so kurz vor einer Mitgliedsversammlung passiert erzeugt
bei mir den Eindruck, als wolle man noch schnell Fakten schaffen, bevor da
die Mitglieder am Ende noch anderer Meinung sind; es erweckt den Eindruck
selbst wenn das gar nicht so intendiert sein sollte.
Viele Grüße,
André
Am 19. Mai 2014 17:09 schrieb Marcus Cyron <marcus.cyron(a)wikimedia.de>de>:
Lieber André,
wieviel weißt du eigentlich noch vom Verein? Ich stelle fest (so ich denn
einigermaßen recht mit meiner Sichtweise haben sollte), daß es mit dem
Wissen um all das bei Vielen offenbar nicht weit her ist. Die Klagen aus
der aktiven Community sind mittlerweile so laut, daß sie das Präsidium gar
nicht mehr überhören kann. Die Frage ist ja eher - Vorstand oder ein großer
Teil derer, die überhaupt noch aktiv beitragen. Und ich meine mit aktiv
beitragen die, die rausgehen. Die Aufklären. Die fotografieren. Die ihre
Artikel schreiben. Etc. Ihr könnt euch gegenseitig alle schön feiern und im
Erfolg der Spendengelder sonnen - aber was bringt das, wenn nicht mehr
viele Leute überhaupt mit WMDE in den Strukturen zusammen arbeiten wollen?
Im Fußball sagt man so schön, daß die Wahrheit auf dem Platz liegt. Unserer
ist derzeit ein Kartoffelacker. Zu verantworten hat das natürlich in erster
Linie der Vorstand, der zum einen eine immense Machtfülle hat, zum anderen
diese auch noch interpretativ sehr weit zu seinen Gunsten auslegt. Tobias
hat ja schon einige Dinge aufgezählt, die völlig daneben liefen. Ich könnte
auch noch einiges dazu beitragen. Der Bericht der Kassenprüfer ist eine
Katastrophe.
Das Problem ist ja Dasselbe, das ich vor einigen Wochen bei meinem offenen
Brief hatte. Man weiß sehr vieles - sagen darf man aber nur wenig. Und das
aus verschiedensten Gründen. Damit hat man natürlich immer die "Arschkarte"
gezogen. Daß jetzt einige frühere Granden Krokodilstränen weinen, weil es
der neue, "junge" Vorstand wagt, den von ihnen implementierten Vorstand
"abzusägen" (Copyright Anneke Wolf) ist nicht so verwunderlich. Daß die
Kommunikation beklagt wird hingegen schon. Es ging jetzt um die Mitteilung
eines Faktes. Vielleicht sollte man mal die MV abwarten, was da noch gesagt
wird. Daß das vor der MV passiert ist ja wohl richtig. Das auf der MV zur
Diskussion zu stellen ist ein wenig absurd, oder? Denn genau das obliegt
dem Präsidium. Das zu entscheiden. Die MV hat nun dank der Mitteilung
natürlich ihrerseits die Gelegenheit das zu diskutieren. Eventuell sogar
etwas anderes zu beschließen (dann kann man natürlich das Präsidium
abschaffen, dann ist es nie weider einen Pfifferling wert). Lustig die
Idee, das alles überhaupt erst auf der MV zur Diskussion zu stellen - und
dann? Diskutieren wir dort über den Vorstand? Möglicherweise noch über
dessen Arbeitsvertrag? Na das würde sicher "lustig"...
Problem ist die einer einzelnen Person übertragenen Machtfülle. Und das
ist eine Sache, die letztlich ein gut Teil der Unterzeichner des bösen
Briefes gegen die Entscheidung des Präsidiums zu verantworten haben. Statt
jetzt mit Derartigem zu kommen, sollte man dort mal mit der Selbstkritik
anfangen. Denn den Nachfolgern wurde allein diese Ausgangslage
hinterlassen. Das Präsidium hat ja kaum andere Möglichkeiten, es wurde
weitestgehend zur Randerscheinung degradiert. In Anbetracht dessen, daß
zwischen den Mitgliederversammlungen das Präsidium die Mitglieder des
Vereins repräsentiert ist das eine unhaltbare Situation. Der Vorstand
(völlig ungeachter der dort agierenden Personen) ist ein ausführendes
Organ. Das vom Präsidium eingesetzt, überwacht, geführt und zur Not auch
wieder entlassen wird. Und bei der ausführenden Arbeit erschöpft sich am
Ende alles auch. Es sei denn, es gibt einen anderen Auftrag.
Fakt ist - wenn man mich als Beispiel nimmt, fällt es mir derzeit sehr
schwer, noch etwas mit WMDE zu machen. Ich bin Mitglied, es steht mir zu
unterstützt zu werden - aber ich kann derzeit nicht bei um UNterstützung
für Irgendwas bitten. Ich hatte ursprünglich sogar die
Zedler-Preisverleihung abgesagt (wo ich bei einem Projekt Co-nominiert
bin), weil ich derzeit selbst mit dem Einreichen einer Fahrkostenabrechnung
Probleme hätte. Ich habe das Gefühl, ich bin Bittsteller in meinem Verein.
Wo Angestellte über mich befinden, die davon bezahlt werden, daß ich meine
ehrenamtliche Wikipedia-Arbeit mache. Ich finde es gut, daß wir diese
Angestellten haben und ich habe leider heute schon mitbekommen, daß es
offenbar eine Verunsicherung unter den Angestellten gibt - also ganz
deutlich, es geht hier in keiner Weise um euch, wir schätzen euch und euer
Engagement! - aber richtig ist für mich, daß ich zu WMDE gehe und sage, was
ich machen möchte. Und nur wenn es geichtige Gründe gibt, warum das nicht
passieren kann, soll so etwas abgelehnt werden. Das Geld ist doch da.
Derzeit komme ich mir aber wie ein Bettler vor.
Und das ist die derzeitige nicht nur von mir so empfundene Entwicklung
des Vereins. Einerseits wird gesagt, man tut alles für die Freiwilligen,
erbittet auch immer wieder Anfragen - aber wenn es wirklich dazu kommt,
fühlt man sich wie ein Bettler. Wenn man diese Hürde erst genommen hat
läuft es meist recht gut (obwohl es auch hier immer wieder enrsthafte und
fortlaufende Probleme gibt, Tobias hat auch hier Dinge genannt). Weil wir
unglaublich gute Mitarbeiter haben. Ob das aber so bleibt, in Anbetracht
wie zuletzt mit Einigen umgegangen würde, ist fraglich. Wir zahlen sicher
nicht schlecht, aber auch nicht am Besten. Somit stehen wir im Wettbewerb.
Wenn es sich rumspricht, wie zum Teil zuletzt mit Angestellten umgegangen
wurde, sind wir als Arbeitgeber sicher nicht mehr so attraktiv. Aber selbst
unsere guten Mitarbeiter konnten nicht verhindern, daß sich immer mehr
Freiwillige fragen, ob es nicht so geplant war, daß der Verein mit seinen
Strukturen für uns da war, uns unterstützen sollte - oder ob es wirklich so
sein soll, daß wir für den Verein da sein sollen. Anders kann ich mir die
ganzen bei WMDE geplanten Sachen nicht erklären, die in keiner Weise aus
der Community kommen, die den Verein letztlich ausmacht. Sondern aus den
Büros der Geschäftsstelle. Das kann es einfach nicht sein. Nicht in meiner
Vorstellung.
Marcus
Am 19.05.2014 16:04, schrieb Andre Darmochwal:
Mitgliederversammlung haben, erschreckend. Die
Kommunikation des
Präsidiums
ist nicht mal mehr unter "dürftig" zu fassen, sie existiert nicht. Und so
wollt ihr den langjährigen Vorstand entlassen?
Vor allem erwarte ich eigentlich zwingend unter so einer Ankündigung
wenigstens
die Andeutung plausibler Gründe für einen derartigen Schritt.
Die nebulös beschriebene "neuer Ausrichtung" rechtfertigt eine sofortige
Abberufung in keinem Fall, abgesehn davon, dass man die vielleicht vorher
auch mal mit den Mitgliedern hätte diskutieren können (auf einer
Mitgliederversammlung vielleicht...)
Grüße,
André
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