Nein, Denis - ich werde mich nicht in den übersichtlichen Reigen der
Dankenden einreihen. Und trotz der hierzulande geltenden bürgerlichen
Konvention, nicht allzu schlecht über die Toten zu sprechen, werde ich
mich nicht mit Kritik an deinem Führungsstil und deinen Entscheidungen
zurückhalten. Dafür hast du viel zu viel kaputtgemacht und dich zu sehr
an der Wikipedia versündigt.
Zum Beispiel hast du erst in der vergangenen Woche mein Angebot an Nico,
die Grubenfahrt auf über 1.200 Meter Tiefe - um die ich die RAG bereits
vor drei Jahren gebeten habe - mit einer Spezialkamera zu dokumentieren
und einmalige Bilder und Videos für Commons zu machen, auslaufen lassen
und warst dir auch nicht zu schade, daraus nach dem Ereignis einen
Team-Communities-Antrag zu stricken (der keiner war!) um es mit einem
eiskalt verhöhnenden Kommentar abzulehnen.
Ja - das ist der übliche von dir geprägte WMDE-Stil. Und NEIN - so darf
es nicht sein, ganz gleich was vorher geschah; und erst recht darf es
nicht so weitergehen.
Doch lass uns kurz in die nicht allzu weit entfernte Vergangenheit
blicken. Noch vor einem Jahr haben wir - nicht unisono, doch gemeinsam,
für die Wikipedia - nach der WikiCon in Karlsruhe, wo Conny und ich das
unausgegorene, wenngleich richtige Konzept einer Hotline für potentielle
Mitstreiter und Autoren vorgestellt haben, welches zu meiner großen
Überraschung in Österreich in Teilen erfolgreich praktiziert wurde,
vereinbart, dass wir an der Idee weiterarbeiten werden.
Warum gab es deinerseits keine Hinweise, wie sie hätte umgesetzt werden
sollen? Warum musste ich erst im Mai von deinem Nachfolger in Köln
erfahren, dass sie mit einem einfachen Antrag hätte ins Leben gerufen
werden können? Warum hast du der Wikipedia - ich weiß gar nicht wie
viele - neue Freiwillige vorenthalten?
Unsere persönliche Auseinandersetzung hat wesentlich später begonnen.
Doch auch da ist es mir bis heute überhaupt nicht klar, warum du dich
für diese Konfrontation entschieden hast. Auch wenn ich - übrigens nicht
ohne Grund und Vorgeschichte - die falschen Worte in der Kommunikation
mit deinen Mitarbeitern gewählt haben sollte, hattest du weder die
Absicht, die hierzu vorausgehenden Ursachen zu beseitigen noch über die
internen Gepflogenheiten aufklärend, Frieden zu stiften. Nein, vielmehr
hast du Sanktionen verhängt und intrigiert, so dass in Folge
beispielsweise solch ein wunderbares Projekt wie WikiVoyage im Vergleich
zur Wikipedia noch immer ein Schattendasein fristet und sich nicht
entwickeln kann.
Nein, es war nicht alles schlecht, was du gemacht hast. Du hast dich
richtig entschieden, mich beim 99. Katholikentag zu unterstützen und
auch die öffentliche Sitzung der Mitglieder des Ordens Pour le mérite
für Wissenschaften und Künste zu begleiten. Daraus sind viele Fotos
entstanden, die etliche Wikipediaartikel in unterschiedlichen Sprachen
ergänzt haben. Doch auch hier kam es nicht ohne Stress voran. Anstatt
mehrere Wochen im Voraus mir und Ralf Roletschek die Zustimmung zu
erteilen, musste wenige Tage vor der Veranstaltung für viel zu viel Geld
eine Unterkunft gebucht und die Kamera nach Regensburg per Kurier
ausgeliefert werden. Diese so unnötig verschwendeten Spendengelder
hätten nicht in diesem Umfang ausgegeben werden müssen.
Doch sind hier immerhin brauchbare Bilder entstanden. Dazu hatte ich in
Paris beim dt.-franz. Finanz- und Wirtschaftsministertreffen in Bercy
keine Chance, weil in der Canon ganz einfach die Speicherkarte fehlte
und unterwegs nicht eingekauft werden konnte. Glücklicherweise führte
das zu Veränderungen. Nunmehr werden die Geräte auf ihre Vollständigkeit
geprüft. Nach sieben Jahren WMDE ist das keine schlechte Bilanz.
Zur Bilanz gehört aber auch Christoph Jackel. Er musste auf der Strecke
bleiben. Warum? Und nur er allein? Wohl kaum.
Ach ja. Erinnerst du dich an meine letzte Anfrage nach der
Unterstützung, am Revolutionstag den franz. Botschafter und sein Haus
abzulichten? Da gab es - mal wieder - eine deutliche Absage, diesmal mit
der Begründung, das Team Communities sei schon im Wochenende.
Nun gönn' ich dir das kommende Wochenende, und das durchaus gern.
Welch ein Glück, dass die Wikipedia stärker ist als alle ihre
Widersacher zusammen!
Beste Grüße
AT
Am 05.11.2014 15:55, schrieb Denis Barthel:
Liebe Wikimedianer und Wikipedianer,
Als ich im August 2007 bei WMDE antrat, bekam ich die Gelegenheit,
mein Hobby zum Beruf zu machen. Siebeneinhalb Jahre hatte ich das
Privileg bei Wikimedia Deutschland viel lernen, erleben und gestalten
zu können. Ein kleiner Verein entwickelte sich zu einer großen
Non-Profit-Organisation, das war eine bemerkenswerte Transformation,
an der ich da teilhaben konnte. Insbesondere die letzten Jahre, in
denen ich in Berlin das Verhältnis zwischen Verein und Communitys zum
Zentrum meiner Arbeit machen durfte, waren sehr erfüllend.
Die anstehenden Herausforderungen werden den Verein erneut deutlich
verändern, hier entscheide ich mich für einen anderen Weg. Darum
verabschiede ich mich mit dem 7. November aus den Reihen der
Mitarbeiter von Wikimedia Deutschland.
Mein Dank gilt den Mitgliedern der Community für Ihr geduldiges und
unermüdliches Engagement, das alles andere als selbstverständlich war
und ist. Ebenso danke ich den Mitarbeitern der Geschäftsstelle, mit
denen es mir eine Freude war, lange so vertrauensvoll
zusammenzuarbeiten, unter ihnen vor allem die Mitarbeiter des Team
Communitys, die durch ihre hingebungsvolle Arbeit dazu beitrugen, das
die Freiwilligen gebührende Unterstützung erhielten.
Bis zur Neubestellung eines Bereichsleiters wird der Bereich
übergangsweise von Sebastian Sooth geführt, eine Aufgabe die bei ihm
in guten Händen liegt.
Ich bleibe dem Movement natürlich als Teil der Community und auch des
Vereins verbunden, wir werden uns sicher weiter begegnen.
Beste Grüße,
Denis Barthel