Am 30.11.2011 00:10, schrieb Martina Nolte:
Hallo Johannes,
entschuldige die späte Antwort; ich war beruflich eingebunden.
Kein Problem! Vielen
Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast so
ausführlich zu antworten! Ich werde einfach mal der Reihe nach durchgehen...
Am 24.11.2011 15:37, schrieb Johannes Rohr:
Könntest Du mal darstellen, warum Du mit der
Regelung "CC-by-SA
oder freier und keine zusätzlichen Warnhinweise" Probleme hast?
Ich würde
sagen "mindestens CC-by-sa alle Versionen oder gleichwertige
Lizenzen". Meinem Verständnis nach wäre zum Beispiel die FAL dann
zulässig
Warum brauchst Du sie? Was kannst Du mit ihr machen, was Du mit
CC-BY-SA, CC-BY oder CC0 nicht kannst? Was ist das
"Alleinstellungsmerkmal" der FAL?
(es wäre schön, hiervon mal eine deutsche Übersetzung
professionell erstellen zu lassen und diese als offizielle Version zur
Anerkennung zu bringen).
Auch Mehrfachlizenzierungen würde ich erlauben. Es gibt Werke/Webseiten,
die komplett unter CC-by-nc-sa veröffentlicht werden - ein Beipsiel:
http://www.radreise-wiki.de/Radreise-Wiki:Cc-by-nc-sa; es gibt sogar
immer noch Webseiten, die der GFDL treu bleiben.
Solche Nachnutzer freuen sich, wenn sie bei uns Inhalte finden, die eine
nc- oder eine GFDL-Zweitlizenz haben. Wenn sie nicht unseren bunten
Lizenzwald erben und jedes Bild mit der abweichenden Lizenz
kennzeichnen wollen, können sie unsere einfach lizenzierten by-sa-Bilder
nicht nutzen. Auch wenn ich persönlich die Methode "ein Bild, eine
Lizenz" bevorzuge, sehe ich in einer Mehrfachlizenzierung eben keine
Einschränkung, sondern eine Erweiterung der Nutzbarkeit und verstehe
nicht, warum dies willentlich unterbunden werden sollte.
Das heißt - hier arbeiten
wir uns eigentlich an demselben Problem ab:
Wie kann man die Nachnutzung erleichtern? Wobei Du jetzt eine sehr
spezielle Nachnutzergruppe im Auge hast und ich erst einmal nicht
überzeugt bin, dass das ein so häufiger Fall ist, dass man seine
Regelungen danach ausrichten muss. Bzw. ich halte den Nutzen auf der
einen Seite für zu gering um den Nachteil auf der anderen aufzuwiegen.
Das Grundproblem ist: Bisher bewegt sich die lizenzkonforme Nachnutzung
der Bilder aus den Commons in einem kaum mehr messbaren Prozentbereich.
Und WMDE hat sich für das nächste Jahr als eine der Top-Prioritäten
vorgenommen, daran deutlich etwas zu ändern. Und dazu gehört es eben, es
so einfach und klar wie möglich zu machen. Ein Element davon (aber
natürlich nicht das einzige) wäre: Genau eine Lizenz pro Bild. Dass eine
solche Strategie die Nachnutzung wirklich vereinfacht, ist natürlich
erst einmal eine Annahme, aber ich würde sagen, es ist eine plausible.
Und, wie gesagt, das soll ja auch nicht die einzige Maßnahme bleiben.
Was wäre hier die Alternative? Wenn Du es allen Nachnutzern mit eigenen
Lizenzvorlieben recht machen willst, müsstest Du eben wirklich jedes
Bild unter 50 verschiedenen Lizenzen mehrfachlizensieren. Oder wonach
willst Du entscheiden, wann Du mit Rücksicht auf bestimmte Nachnutzer
bestimmte Mehrfachlizensierungen vornimmst und warum nicht? In diesem
Fall würde ich denken, es ist weniger schlimm, wenn die Nachnutzer, an
die Du denkst, etwas Mehrarbeit haben, weil sie CC-BY-SA-Bilder korrekt
attributieren müssen, als wenn der ganze Rest unseres Publikums durch
einen Wald an Doppel- und Dreifachlizenzen erschreckt wird.
[...]
Dabei sind dies noch sehr überschaubare Beispiele. Es
gibt massenhaft
Userbausteine auf Commons, die noch wesentlich mehr
Interpreationsspielräume lassen, was genau denn nun vom Nachnutzer
erwartet oder ihm nur (mehr oder weniger dringend) empfohlen wird oder
worum er nur lieb gebeten wird. Die Verbindlichkeit all dieser Bapperl
ist umstritten (meiner Aufassung nach sind einschränkende Zusätze
wirkungslos - diese Frage zu klären, wäre mal ein extrem hilfreicher
Prüfauftrag, den Verein vergeben könnte, um den Projekten ein bißchen
mehr rechtliche Klarheit zu geben).
Gute Idee, ich kann das ja mal mit unseren
Content-Befreiern besprechen.
Ist aber für sich wahrscheinlich ein komplexes Projekt. Ich denke, man
könnte allenfalls eine Gesamteinschätzung erarbeiten, aber nicht im
Detail auf die vielen Eigenkonstruktionen eingehen.
Nun könnte man natürlich sagen: Eben weil so vieles unklar ist oder
zumindest hinterfragt wird und weil es bei Userbapperln so weite
Interpretationsspielräume gibt, wollen wir überhaupt keine
Zusatzbausteine sehen, sondern die Lizenz pur (und noch einen Hinweis
auf die WMDE-Förderung). Vielleicht sogar nur genau nach vorgegebenem
Lizenz-Template. Klingt schön einfach, ist es aber leider nicht.
Das Commons-Template der cc-by-sa 3.0 verlinkt nicht auf den deutschen
Lizenztext. Nachnutzer, die dieses Template übernehmen, machen also
direkt einen gravierenden Fehler. Denn die Lizenz verlangt
unmissverständlich eine Kopie oder mindestens die Internetadresse des
Lizenztextes, nicht nur einen Link auf den Deed. Hinweise auf dieses
Problem werden auf Commons immer wieder ignoriert, weil die mehrheitlich
englischsprachige Commons-Community die deutsche Lizenz ignoriert, die
aber das URI-Missverständnis mancher Englisch-Leser eigentlich eindeutig
klärt.
Das ist für mich jetzt aber eher ein Argument dafür, diese Missstände
anzugehen. Ein Wildwuchs an Bapperln erscheint mir dagegen eher die
Pest, mit der die Cholera bekämpft wird.
Ich persönlich (für meine Bilder) habe kein Problem
mit der Cc-by-sa 3.0
pure as pure can be. Ich sehe nur nicht, welches tatsächliche Problem
wir mit einer solchen restriktiven Vorgabe abschließend lösen würden.
Es wäre, wie
gesagt, ein Element in einer Gesamtstrategie zur
Vereinfachung der lizenzkonformen Nachnutzung, die eines der Hauptziele
von WMDE für das nächste Jahr ist.
Auf der anderen Seite würden wir hier mit einem
quasi-Verbot ein
Riesenfass aufmachen, wo ich das Ende nicht sehe und für das es nach
vielen langen und engagierten Diskussionen auch auf Commons kein Ende
gab. Die diskutieren ja nicht aus Spaß jeden (problematisierten) Fall
einzeln, sondern weil es immer wieder gute Gründe gibt, hier nicht
pauschale Verbote auszusprechen.
Ein Pauschalverbot von Zusatzbapperln
.... gibt es natürlich nicht. WMDE verbietet
Dir doch nicht, Deine Werke
auf Commons nach Deinen Wünschen mehrfachzulizensieren und zu
verbapperln. Es geht doch ausschließlich um Werke, in deren Erzeugung
Spendengelder eingeflossen sind. An die Förderung sollen bestimmte
Bedingungen geknüpft werden, die im Einklang mit den Vereinszielen
stehen. Aber es ist doch niemand gezwungen, solche Förderung in Anspruch
zu nehmen.
hieße: Ich darf dann nicht mehr
die Creditline [1] einsetzen, wo ich zeige, welche Namens- und
Lizenznennung ich erwarte. Ich darf dann nicht mehr per Bildbeispiel [2]
zeigen, wie die gängigste Kennzeichnung in der Praxis aussieht. Beides
hat zu einer deutlich geringen Fehlerquote bei Nachnutzungen meiner
Bilder geführt.
Wenn es bestimmte Elemente gibt, mit denen Ihr sehr gute
Erfahrungen
habt, dann wäre es toll, wenn wir das einmal zusammenstellen könnten.
Denkbar wäre die Lösung, dass wir für von WMDE geförderte Werke ein
einheitliches Gefördert-Von-Template entwickeln, bei dem man solche
Dinge, soweit praktikabel, berücksichtigt. Das wäre auf jeden Fall
besser als wenn jeder für sich das Rad neu erfindet.
[...]
Bei
Wikipedia-Texten geht es ja auch ohne.
Wikipedia-Texte sind doppellizenziert; da
schleppen wir sogar die GFDL
mit und erklären Nachnutzern noch dazu in den Lizenzbestimmungen, dass
sie frühere Versionen nach GFDl- only- und CC-only- Anteilen durchsuchen
müssen. Ich sehe nicht, was daran einfacher wäre als drei Lizenzen
untereinander. ;-)
Stimmt auch wieder, ist aber auch kein Argument für
Mehrfachlizensierung... ;-)
Liebe Grüße,
Johannes
--
Johannes Rohr
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