(Danke, Manuel, für die Erinnerung - ich habe tatsächlich eine Antwort
vorbereitet, aber schlicht noch nicht abgeschickt:)
Sowohl im Kurier (
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Kurier/Archiv/2014/01#.E…)
als auch auf der Mailingliste des Vereins (
http://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2014-January/007354.html)
kam es in letzter Zeit zu Diskussionen rund um die Personalpolitik von
Wikimedia Deutschland. Im Folgenden möchte ich als Vorstand des Vereins und
damit Personalverantwortlicher folgendes zu dieser Diskussion beitragen:
(Disclaimer: Personalpolitik kann per se nicht transparent sein; vielfach
sind die Umstände sehr individuell, und meine Möglichkeiten und auch meine
Bereitschaft, diese zu kommunizieren, sind aus gutem Grund sehr beschränkt.
Bitte beachtet dies bei meinem Beitrag, ebenso wie in der folgenden
Diskussion.)
Was wir bei Wikimedia Deutschland machen, ist in hohem Maße experimentell.
Wir sind nicht eine von 100
Umweltschutz/Menschenrechts/Tierschutz/Entwicklungshilfe-Organisationen,
die alle seit Jahrzehnten voneinander lernen (könnten). Woran wir arbeiten
sind in hohem Maße unbetretene Themenfelder.
Dies hat mit Bezug zur Personalpolitik zwei zentrale Auswirkungen: 2011
habe ich entschieden, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die
eingestellt werden, zunächst einen auf maximal zwei Jahre befristeten
Arbeitsvertrag erhalten. Nur so ist es möglich, dass wir Projekte und
Initiativen ausprobieren. Funktioniert etwas, so steht auch einer
Entfristung nichts im Wege.
Zweitens trägt diese Befristungsregelung dem Umstand Rechnung, dass auch
die Anforderungsprofile sehr speziell sind. Sehr häufig besetzen wir
Stellen, die es zuvor bei uns noch gar nicht gegeben hat. Durch die
Befristung sind wir in der Lage, sehr viel intensiver als nur im Rahmen der
sechsmonatigen Probezeit herauszufinden, ob Verein / Stelle und Person
wirklich zusammenpassen.
Alle Beschäftigten bei Wikimedia Deutschland führen einmal im Jahr ein
Entwicklungsgespräch mit ihrem Vorgesetzten bzw. ihrer Vorgesetzten. In der
Vergangenheit ist es vorgekommen, dass nicht rechtzeitig mit Angestellten
mit befristeten Verträgen über ihre weitere berufliche Zukunft gesprochen
wurde. Dies führte, berechtigterweise, zu Verärgerung und auch Enttäuschung
über Wikimedia als Arbeitgeberin.
Daraus haben wir die Konsequenz gezogen und führen folgendes Verfahren ein:
Ist der Vertrag befristet, so findet 6 Monate vor Auslaufen des Vertrags
ein Gespräch statt, in dem bereits deutlich eine Tendenz kommuniziert wird,
ob eine Entfristung / Weiterbeschäftigung möglich ist oder nicht. 3 Monate
vor Ende des Vertrags fällt dann die Entscheidung über die Entfristung, die
der betroffenen Person umgehend mitgeteilt wird.
Ein Sonderfall sind Projekte, die wir zusammen mit Partner durchführen und
finanzieren. Hier ist von Anfang an kommuniziert, dass mit dem Ende des
Projekts auch die Beschäftigung bei Wikimedia Deutschland endet. Die
betroffenen Kolleginnen und Kollegen haben die Möglichkeit, sich auf frei
werdende oder neu zu schaffende Stellen zu bewerben. Es gibt jedoch keine
bevorzugte Behandlung mit der Begründung, dass jemand bereits im Verein
arbeitet - alleine die Qualifikation ist entscheidend.
Was ebenfalls in der Wachstumsphase der letzten Jahre zu kurz kam ist das
Thema Fortbildung. Der experimentelle Charakter unserer Themefeld (siehe
oben) bedingt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele
Möglichkeiten haben, neue Tools und Ansätze zu erlernen. Dies kann aber
keinen strukturierten Fortbildungsansatz ersetzen, damit sich die
Angestellten weiter entwickeln und mit den sich ändernden Anforderungen
einer wachsenden Organisation. Zusammen mit den Bereichsleitern arbeite ich
daher an einem für Wikimedia Deutschland passenden Ansatz für
Fortbildungen, sowohl innerhalb der Organisation, durch Workshops,
Coachings, etc, als auch mittels Unterstützung von ausserhalb, etwa durch
(Online-Kurse) oder ähnliches.
Abschließend, um ein paar Fakten in die Diskussion zu bringen: Ich denke,
dass wir eine eher geringe Fluktuation an Mitarbeitenden haben.
Seit der Verein hauptamtliche Mitarbeiter einstellt,
* haben 18 Angestellte den Verein aus eigenem Antrieb verlassen oder weil
das Praktikum / die Stelle auslief und sie keine Weiterbeschäftigung bei
Wikimedia Deutschland anstrebten
* mussten 2 Menschen den Verein verlassen, weil die Probezeit nicht
bestanden wurde
* hatten 5 Mitarbeitende einen befristeten Vertrag, den sie gerne
verlängert hätten, WMDE jedoch nicht. Die Gründe dafür sind sehr
unterschiedlich; entweder ist die Aufgabe weggefallen und der interne
Bewerbungsprozess auf eine Stelle war nicht erfolgreich, oder es hat sich
im Verlaufe der Beschäftigung herausgestellt, dass die Person und die
Anforderungen der Stelle nicht zusammenpassen.
* wurde 3 Beschäftigten gekündigt, in allen drei Fällen wurden
Aufhebungsvereinbarungen geschlossen.
(diese Zahlen sind mit einer Prise Salz zu nehmen - es kann sein, dass es
einige wenige Arbeitsverhältnisse in der Anfangszeit des Vereins gab, deren
Unterlagen mir nicht unmittelbar zugänglich waren)
Ich hoffe, ich konnte etwas Licht in meine Personalpolitik bringen. Gerne
können wir im Folgenden diskutieren, ich möchte nur nochmal betonen, dass
ich nicht einmal andeutungsweise über einzelne Personen sprechen werde,
kann und möchte.
Mit freundlichen Grüßen,
Pavel Richter
Vorstand
Wikimedia Deutschland e.V.
Tel.: +49 - 30 - 219 158 260
Twitter: @pavel
Am 31. Januar 2014 11:14 schrieb Raimond Spekking <
raimond.spekking(a)gmail.com>gt;:
In den letzten Tagen und Wochen las und hörte ich von
(gefühlt) vielen
Kündigungen/Nicht-Vertragsverlängerung unter den angestellten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins.
So mancher Abgang ist für mich nur sehr schwer nachzuvollziehen, da es
aus meiner Erfahrung heraus gute und fähige Mitarbeiter/innen sind, die
nicht länger für den Verein arbeiten.
Auch wenn es sich für die Bereichsleiter und den Vorstand verbietet,
konkrete Aussagen über die Gründe der Nicht-Weiterbeschäftigung
einzelner Personen zu machen, so habe ich doch im Moment das Gefühl,
dass es sich um ein schwarzes Loch handelt.
Ich kann nicht einschätzen, was sich dahinter verbirgt. Ich mutmaße mal
ein wenig:
1) Konsolidierung auf Grund fehlenden Geldes, da die Mittel aus dem
letzten FDC-Antrag deutlich gekürzt wurden
2) Unwilligkeit, befristete Arbeitsverträge in unbefristete Verträge zu
wandeln
3) Umstrukturierungen in den Bereichen
4) ...?
Als Vereinsmitglied, das schon lange mit vielen Bereichen im Verein
zusammenarbeitet, würde ich mir daher wünschen, über derartige
Veränderungen um Vorfeld informiert zu werden. Nicht nur in Form eines
Jahresplanes, der mit VTEs [1] hantiert, sondern konkret monatlich in
Form "Bereich A erhält 2 neue Mitarbeitern, im Bereich B wird 1
Mitarbeiter weniger benötigt" etc.
Diese zeitnahe Information würde mir zumindest die Einordnung
personeller Veränderungen erleichtern.
Viele Grüße
Raimond.
[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Vollzeitäquivalent
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