Liebe alle,
danke erst Mal für euer Feedback.
Ich habe den Strategieprozess seitens WMAT mitbegleitet und möchte vor
diesem Hintergrund gerne auf eure Fragen eingehen. Ich kann die
Verunsicherung nachvollziehen, wie die meisten Leitbilder lässt auch
dieses viel Interpretationsspielraum, im Guten wie im Schlechten. Ich
glaube auch, dass das in anderen Communities ähnlich ausschaut,
zumindest habe ich beim CEE Meeting in Warschau letzten Monat ähnliche
Bedenken aus diversen Winkeln des Wikiversums gehört und ähnliche
Diskussionen geführt.
*Warum also brauchen wir das Leitbild und warum unterstützen wir das?*
Wie eigentlich immer im Wikiversum finde ich den Prozess hier sehr viel
wichtiger als das letztliche Ergebnis, also das eigentliche Dokument.
Bisher gab es nie einen globalen Dialog darüber was wir sind, was wir
sein möchten und was uns wichtig ist. Zum ersten Mal versuchen wir also
einen globalen Dialog zu diesen Fragen, der offen ist, so dass jeder und
jede sich einbringen kann. Davor gab es entweder ein Vakuum oder wir
wurden mit strategischen Leitlinien aus der Zeit von Sue Gardner
konfrontiert, an denen sich unsere Arbeit auszurichten hatte, deren
Interpretation auch meist von einzelnen Personen und der allgemeinen
Großwetterlage abhing. Auf dieser Basis verlässlich die Infrastruktur
für unseren Verein zu gewährleisten war oft mühsam und meist intransparent.
Im gegenwärtigen Prozess haben wir nun zum ersten Mal die Möglichkeit
diese Rahmenbedingungen mitzugestalten und unsere Visionen, Ideen und
Prioritäten einzubringen. Sicher lief nicht immer alles optimal, aber es
gab für so ein komplexes Projekt auch keine Blaupause, natürlich kann
dann nicht alles perfekt sein und solange konstruktive Kritik angenommen
wird - was meiner Erfahrung nach stets der Fall war - kann ich gut damit
leben.
Und daher möchten wir offenen Prozess auch weiterhin unterstützen, um
die Dinge mitzugestalten, die uns wichtig sind und dazu gehört ganz klar
die Communityarbeit. Was würde uns jetzt bringen aufgrund diffuser
Befürchtungen in Isolation zu gehen und uns ins Abseits zu manövrieren?
Es ist doch viel zielführendener sich auf die Chancen und die postiven
Aspekte zu konzentrieren und sich dort proaktiv einzubringen und
natürlich gleichzeitig mögliche problematische Entwicklungen im Auge zu
behalten. Denn, spannend und konkret - da gebe ich Cornelius und Philip
recht - wird es nun in der nächsten Phase. Und wir werden es nur
schaffen (um es mit Steffens Worten zu sagen), dass sich die WMF uns
annähert und nicht umgekehrt ;-) - oder zumindest uns die
Gestaltungsräume zu schaffen, die wir brauchen, um unseren Weg zu gehen
- wenn wir konstruktiv Teil des Prozesses bleiben.
Der aktuelle Entwurf muss vielen unterschiedlichen Bezugsgruppen im
Movement gerecht werden, dementsprechend breit und wollmilchsauig kommt
er daher. Dass heisst nicht, dass wir alle, alles machen werden oder gar
müssen - das wurde mehrfach unmissverständlich so kommuniziert. Uns
Organisationen ist es überlassen, uns auf die Aspekte zu konzentrieren,
die für unseren lokalen Kontext sinnvoll und richtig sind.
Die aktuelle Führung ist integrativer und transparenter in ihrem
Vorgehen als alles, was ich bisher erlebt in diesem Movement. Daher bin
ich persönlich zuversichtlich, dass auch weiterhin redlich daran
gearbeitet wird, dass wir alle die Möglichkeit haben uns einzubringen
und mitzugestalten. Das heißt nicht, dass alles 100% so laufen wird, wie
es WMAT oder die deutschsprachige Community gerne möchte - es wird
Kompromisse geben müssen, um allen Interessen gerecht zu werden und
manche werden vielleicht auch wehtun. Aber nur weil das eventuell
passieren könnte jetzt prophylaktisch den Verhandlungtisch zu verlassen,
halten wir nicht für die richtige Strategie.
Viele Grüße
Claudia
--
Claudia Garád
Geschäftsführerin
Wikimedia Österreich - Verein zur Förderung Freien Wissens
www.wikimedia.at
Am 16.10.2017 um 23:51 schrieb Cornelius Kibelka:
Lieber Steffen,
das bisher veröffentlichte und vom Vorstand unterstützte Dokument ist
ja eben keine Strategie („Movement Strategy“), sondern eine
strategische Ausrichtung („Strategic Direction“), auf die in den
kommenden Monaten noch eine klarere, deutlichere Strategie folgt. Wie
auf Meta beschrieben, kommt nun nach Phase 1 Phase 2. Dieser
phasenweise (oder stufenweise) Weg wurde gewählt, um den Prozess
klarer zu gestalten, und die Wünsche und Visionen von den zu
diskutierenden Fragen um Strukturen zu trennen – was ich für eine ganz
vernünftige Idee halte.
Aus diesem Grunde gibt es hier, glaube ich, ein Missverständnis. Ich
schrieb, dass sich die WMAT-Strategie hoffentlich an die noch zu
schreibende, zukünftige Strategie ausrichtet – nicht notwendiger an
die bisher nur knappe strategische Ausrichtung.
Deine Sorgen um eine mangelnde Beachtung der Freiwilligengewinnung
finde ich sehr berechtigt und finde gut, dass du sie äußert. Ich sehe
zwar nicht ganz so, weil ich glaube, der Satz „We will welcome people
from every background to build strong and diverse communities.“ (Wir
werden Menschen mit jedem Hintergrund willkommenheißen, um eine starke
und vielfältige Gemeinschaft aufzubauen.) steht für genau das. Wie
würdest du das noch deutlicher machen wollen, Steffen?
Viele Grüße
Cornelius
----
Cornelius Kibelka
Twitter: @jaancornelius
Mobile:+49-1520-7226062
2017-10-16 23:30 GMT+02:00 Steffen Prößdorf <wiki(a)stepro.de
<mailto:wiki@stepro.de>>:
Lieber Vorstand,
im Gegensatz zu Cornelius hoffe ich inständig, dass sich die
Strategie von WMAT nicht jener der WMF anpassen wird, sondern eher
umgekehrt. WMAT ist für mich in seiner Ausrichtung [1] vorbildhaft.
Im Übrigen bin ich keinesfalls der Meinung, dass es sich bei der
hier betreffenden Strategie der WMF um die "Strategie des
Wikimedia-Movements" handelt.
Zu der Frage von Marcus: Ich würde es anders formulieren, teile
aber grundsätzlich seine Bedenken. Ich sehe nicht, was daran
zielführend sein könnte, jetzt eine Strategie zu unterstützen, um
"konkrete Auswirkungen erst in der nächsten Phase zu diskutieren".
Meiner Meinung nach sollte man sich, bevor man neue Strategien
beschließt oder diese unterstützt, deren mögliche Auswirkungen
sehr bewusst machen.
Und meines Erachtens hat die hier vorgestellte Strategie sehr wohl
konkrete Auswirkungen. Mich persönlich beunruhigt die mehrfache
Betonung offener Schnittstellen, ohne im langen Begleittext auch
nur ansatzweise auf die geringer werdende Zahl der Freiwilligen
einzugehen.
Für mich besteht hier die konkrete Gefahr, dass bei allen
positiven Gründen dafür, diese Schnittstellenfixiertheit den
Verlust an Freiwilligen noch beschleunigt und die Bemühungen um
die Gewinnung neuer Freiwilliger konterkariert.
Es mag mein subjektiver Eindruck sein, aber ich bin nicht der
Einzige, der seit langem das Gefühl hat, dass die Bemühungen der
WMF um eine Softwareverbesserung für die aktiv Beitragenden sehr
sehr schleppend verläuft, und statt dessen sehr viel Energie in
(technische) Kooperationen mit Externen investiert wird.
Daher würde ich es - ebenfalls als Vereinsmitglied - sehr
begrüßen, wenn der Vorstand zu der durchaus berechtigten Frage von
Marcus ausführlich Stellung nehmen würde. Ich denke, es wird wohl
noch einige Vereinsmitglieder mehr geben, die sich diese stellen.
Beste Grüße
Steffen
[1]
https://www.wikimedia.at/ueber-uns/verein/leitbild/
<https://www.wikimedia.at/ueber-uns/verein/leitbild/>
Am 16.10.2017 um 22:25 schrieb Cornelius Kibelka:
Lieber Vorstand,
Ich freue mich, dass ihr euch entschlossen habt die neue
strategische Ausrichtung zu unterstützen. Ich bin gespannt auf
den - sich hoffentlich anschließenden - Prozess wie sich die
Strategie von WMAT an die Strategie des Wikimedia-Movements
anpassen wird.
Glück auf und viel Erfolg,
Cornelius
Am 16.10.2017 21:39 schrieb "Michael Karolzak"
<michael.karolzak(a)wikimedia.at
<mailto:michael.karolzak@wikimedia.at>>:
;2. Oktober 2017
* Beschluss: Es wurde ein neues Fördermitglied mit der
Mitgliedsnummer 4017100201 aufgenommen.
* Information: Am 26. Oktober soll das neue strategische
Leitbild der Wikimedia Bewegung verabschiedet werden. WMAT
wird dieses unterstützen:
https://meta.wikimedia.org/wiki/Strategy/Wikimedia_movement/2017/Direction/…
<https://meta.wikimedia.org/wiki/Strategy/Wikimedia_movement/2017/Direction/de>
--
Michael Karolzak
Schriftführer Stellvertreter
Wikimedia Österreich - Verein zur Förderung Freien Wissens
www.wikimedia.at <http://www.wikimedia.at>
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https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinat-l
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