Open Government Data: D-A-CH-LI Konferenz in Berlin
Von 2012 bis 2014 wird von Kooperationspartnern aus den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein (D-A-CH-LI) eine Konferenzreihe zu Open Government Data (OGD) veranstaltet. Die OGD D-A-CH-LI-Konferenz fand zum ersten Mal am 4. Oktober 2012 in Wien statt. Heute, 16. Mai 2013, folgte der zweite Teil in Berlin. Auch die Wikimedia-Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren - neben Vertretern von Ämtern, regionalen Behörden und Ministerien - bei der Konferenz eingeladen.
 
In Österreich stellt die Freigabe von offenen Daten (OGD) durch große Gemeinden wie Wien, Linz und Graz kaum ein Problem dar. Diese Gemeinden haben bereits entsprechende Portale. Wien.at hat kürzlich in einer Beilage zur Gratiszeitung „heute“ ausführlich über OGD informiert. Selbst die kleine oberösterreichische Gemeinde Engerwitzdorf im unteren Mühlviertel mit 8.416-Einwohnern hat einen umfassenden Datenkatalog auf dem österreichischen Datenportal data.gv.at veröffentlicht.
Diese bekommt am 29. Mai 2013 von der Free Software Foundation Europe (FSFE) anlässlich des “Document Freedom Day 2013″ eine Auszeichnung für die Nutzung und Förderung offener Standards.
http://opencommons.public1.linz.at/okfn-open-data-engerwitzdorf
 
In Deutschland gibt es noch Probleme. Einerseits hat man sich noch nicht ganz damit abgefunden, dass der Besitz großer Mengen von Daten allein noch kein Geschäftsmodell darstellt und der mögliche Verkauf von urheberrechtlich geschützten Daten nur in seltenen Fällen zu hohen Einnahmen führt. So lagen die Einnahmen der deutschen Bundespolizei im Haushaltsjahr 2012 bei 13 (dreizehn) Euro aus urheberrechtlich geschützten Werken oder Daten, das ist jedenfalls mehr als die 8 Euro des Bundesdatenschutzbeauftragten und die 6 Euro des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Informationsfreiheitsgesetze gibt es nur in einigen Bundesländern, siehe Karte:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Deutschland_Bundesl%C3%A4nder_mit_Informationsfreiheitsgesetzgebung.svg
 
Zweitens hat das Bundesministerium für Inneres in Deutschland bei Fraunhofer FOKUS eine Studie zu OGD in Auftrag gegeben, die mit zwei ganz neuen Datenlizenzen aufwartet. Eine davon schränkt die Nutzung auf den Bereich NC (non-commercial) ein.
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/OED_Verwaltung/ModerneVerwaltung/opengovernment.pdf?__blob=publicationFile
 
Was hat Wikimedia mit Open Data zu tun?
Schon bei der Zusammenarbeit von Wikipedianern in Österreich mit Regionalwikis, die die CC-BY-NC-Lizenz  bevorzugen, hat gezeigt, dass diese Einschränkung der Lizenz auf NC eine unüberwindliche Hürde beim Austausch von Fotos und Texten darstellt. Bei den OGD in Österreich wird mittlerweile einheitlich die Lizenz CC-BY (freie Lizenz unter Namensnennung, aber keine weiteren Einschränkungen)  verwendet.  Inzwischen haben Wikimedia DE (zuständig ist dort Matthias Schindler) und die Open Knowledge Foundation (OKNF) in Deutschland festgestellt, dass eine solche proprietäre NC-Lizenz für Open Data eigentlich keine offene Lizenz ist. Von Seiten der Auftraggeber der Fraunhofer FOKUS Studie wurde eingewandt, dass die NC-Lizenz die Bereitschaft der Gemeinden und Ämter erhöhen würde, Daten frei zu geben. Sozusagen: „Wenn wir nichts mit den Daten verdienen (können), soll es auch kein anderer tun können.“  Aus Österreich wissen wir, dass praktisch jede Schülerhomepage durch Werbung finanziert ist und so manches Regionalwiki im Eigentum eines kommerziellen Verlags steht. Hätten wir in Österreich dieselben Lizenzen wie sie in Deutschland propagiert werden, dann hätten wir in der Wikipedia auch nicht die von den Städten Wien und Linz als OGD veröffentlichten Daten aus dem Kulturgüterkataster verwenden dürfen, um die Listen der Kunstwerke im öffentlichen Raum für die Wikipedia aufzubereiten und den Fotowettbewerb „Wiki Loves Public Art“ zu starten.
 
WMAT arbeitet schon seit einiger Zeit mit den zuständigen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Der Wettbewerb Apps4Austria  beschäftigte sich mit Applikationen, Visualisierungen und Ideen für Apps , in denen die offenen Verwaltungsdaten eine Rolle spielen. WMAT war in der Jury vertreten und stiftete zusammen mit der Open Knowledge Foundation (OKNF) einen „Preis für Freies Wissen“. Die Preisverleihung wird am 11. Juni 2013 in Linz stattfinden. Ich nehme an, das Thema „Offene Daten“ und deren Visualisierung und Verbreitung wird für die Wikimedia-Organisationen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
MfG
Beppo