[Wikide-l] Ein neues Projekt, das morgen annonciert werden wird: Wikipedia geht in Druck

Mathias Schindler mathias.schindler at gmail.com
Mo Apr 21 18:35:07 UTC 2008


2008 hat angefangen als das Jahr, in dem Lexika der alten Schule
zunehmend ihren Hauptwohnsitz ins Internet verlegen. Es wird enden als
das Jahr, in dem Bäume endlich wieder in der Hoffnung sterben können,
am Ende Abladestelle für Weltwissen sein zu dürfen. In wenigen Stunden
wird offziell bekannt gegeben, dass ein namhafter Verlag im Herbst ein
"Wikipedia-Lexikon in einem Band" herausgeben wird. Wir möchten Euch
schon vorab über Hintergründe und wesentliche Eckpunkte des Projekts
informieren.

Es gab schon verschiedene Ansätze, Wikipedia-Inhalte in gedruckter
Form zu verbreiten, so zum Beispiel die von Community-Mitgliedern
zusammengestellten WikiReader ("Schweden", "Internet") oder die von
DirectMedia Publishing in Berlin produzierte Taschenbuchreihe
WikiPress. Nun soll erstmals ein allgemeines Nachschlagewerk in
gedruckter Form auf der Basis der Wikipedia-Inhalte entstehen. Die
ersten Ideen zu einem Einbänder liegen schon einige Jahre zurück [1].
Wir sind froh darüber, einen Verlag gefunden zu haben, der das Projekt
auf die Beine stellen kann: Das "Wikipedia-Lexikon in einem Band" wird
im Bertelsmann Lexikon Institut (Wissen Media) erscheinen.

Der Einbänder wird ca. 50.000 Einträge enthalten. Direkte Textquelle
für die jeweiligen Artikel sind die jeweils ersten Absätze eines
Wikipedia-Artikels. Sie stellen (in der Regel und im Idealfall) eine
geschlossene Einheit dar, geben einen ersten Überblick über ein Thema
inklusive Alleinstellungsmerkmal. An Informationstiefe und Aufbau sind
sie grundsätzlich mit den kompletten Einträgen einbändiger Lexika
vergleichbar. Mit einem Preis von 19.95 EUR ist das knapp 1000 Seiten
starke Werk relativ preiswert. Es ist durchgehend im Vierfarbdruck und
als Hardcover ausgelegt. Knapp 1000 Bilder zieren den Text.

Die Lemmaauswahl erfolgte aus dem Datenpool der Seitenzugriffe auf die
deutschsprachige Wikipedia. Die Zahlen dazu stammen von Domas Mituzas
(http://dammit.lt/wikistats/) und wurden ein wenig gewichtet, um
weniger die "Aufreger des Tages" als jene Artikel zu sammeln, die
dauerhaft nachgefragt werden. Das Ergebnis wurde dann noch ein wenig
mit dem abgeglichen, was sonst üblicherweise in Einbändern zu finden
ist, Wikipedias Handschrift ist weiterhin mehr als deutlich zu sehen.

Wikipedia profitiert hier in mehrfacher Hinsicht:

   1. Die Lexikonredaktion des Verlags wird ihre Arbeit in die
Wikipedia zurückfliessen lassen, beispielsweise die Arbeit an den
jeweiligen Einleitungsabsätzen.
   2. Wir erreichen mehr Leser und möglicherweise auch neue Autoren.
   3. Für jedes verkaufte Exemplar fließt ein Euro an Wikimedia.

Teil des gedruckten Werkes ist natürlich auch die (nicht kleine) Liste
der bei den verwendeten Artikeln involvierten Autoren. Auch in den
anderen Punkten wird die GNU Free Documentation License eingehalten.

Wir sind gespannt darauf, welche Resonanz es sowohl von der
Ankündigung als auch von dem eigentlichen Einbänder später im Jahr
geben wird.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Mathias_Schindler/concise