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Henriette Fiebig Henriette.Fiebig at snafu.de
Fr Jun 18 13:25:17 UTC 2004


Michael Wagner wrote:

> Nur narrative Literatur (also wohl nur Epen und Romane) würde ich ja
> etwas dürftig finden. Dann würde der ganze Shakespeare aus der
> Englischen Literatur rausfliegen. Weitere Hauptkategorien wie Poesie und
> Theater finde ich auch nicht wirklich sinnvoll. Nach altmodischem
> Verständnis ist Literatur schon alles Geschriebene, mit Ausnahme der
> Fachliteratur (Sachbücher).

Hi!

Achso ja...natürlich. "Narrative" Literatur war etwas bekloppt gewählt, 
sorry. Ich wollte eigentlich sagen, daß darunter alle Literatur fällt, 
_außer_ den Sachbüchern. Ich hab noch ein Problem mit den Zeitungen: Die 
sind nicht wirklich Sachliteratur. Die sollte man wohl als eigene 
Unterkategorie behandeln (nur wo?).

Poesie gehört dazu, aber als _Unterkategorie_ zu Literatur.

Theater ... ja, da kann man sich streiten. Theater besteht ja aus dem 
Text des Dramas, der Tragödie etc. und der Aufführung als solcher. Wenn 
wir aber gar keinen Zugriff auf die Aufführung haben (wie z.B. bei den 
mittelalterlichen Osterspielen oder den Fastnachtsspielen), dann haben 
wir nur den Text. Und zumindest in der Mediävistik wird der Text 
praktisch ausschließlich literaturwissenschaftlich behandelt. Es gibt 
ganz zarte Ansätze da auch aufführungsanalytisch 'dranzugehen, aber 
mangels Berichten über Aufführungen ist das nicht wirklich ergiebig.

> In den Büchern über Literaturgeschichte, die
> ich kenne, werden die Dramen und die Lyrik der jeweiligen Autoren immer
> mitbehandelt. 

Da gehts ja auch schon los: Unterkategorie "Dichter" gegen "Autor" ist 
Bullshit. Im Mittelalter sprechen wir tatsächlich von Dichtern, das 
liegt allerdings daran, daß damals auch die Epik in Reimpaarversen 
abgefasst wurde. Klar könnte man sagen, "wo es sich reimt, da ist 
Dichtung", aber einen Wolfram von Eschenbach kann man mit einem Paul 
Celan wohl nicht wirklich sinnvoll in einen Topf schmeissen.
Ich würde daher nur für die Unterkategorie "Autor" plädieren, denn wir 
haben ja das zusätzliche Problem, daß Autoren sowohl Gedichte wie Prosa 
geschrieben haben können. Und wer will da welchem den Vorzug geben?

> In der antiken Literaturgeschichte ist der Begriff sogar
> noch weiter. Da wird regelmäßig auch die 'wissenschaftliche' Literatur
> mitbehandelt. Wir sollten die Hauptkategorien nicht zu eng schneiden,
> sonst kriegen wir allein 200 Hauptkategorien.

Full ACK. Bei der Antike würde ich mir ganz dringend deine Hilfe 
wünschen. Die ist bei mir wirklich ein weißer Fleck auf der Landkarte!

Zum Thema Sachbuch: Wäre es ein gangbarer Weg, wenn in den einzelnen 
Oberkatagorien (wie Naturwissenschaften, Geschichte etc.) eine 
Unterkategorie "Fachbuch" eingeführt wird? Wie viele Artikel haben wir 
überhaupt, die sich ausschließlich mit einem Sach- oder Fachbuch 
beschäftigen? Haben wir Artikel über Kochbücher, über den Bronstein, den 
Lexer, den Duden? Ich glaube, daß da momentan der Bedarf gar nicht so 
gegeben ist. Und bei allen Autoren, die ein Sach/Fachbuch geschrieben 
haben - die allseits beliebte Eva Aschenbrenner taucht übrigens auch 
unter den Autoren auf :-)) - sollte doch Autor und dann Angabe des 
Fachgebietes ausreichend sein, oder?

Ganz grundsätzlich würde ich eh mit dem Einsortieren in Unterkategorien 
erst mal ein bisschen abwarten wollen: Wir sollten doch erstmal schauen, 
wieviele Artikel sich in einer Oberkategorie ansammeln und so den Bedarf 
an weiterer Unterteilung ermitteln. "Autor" (also "Artikel über einen 
Schriftsteller") und "Werk" (also "Artikel über ein literarisches Werk") 
scheint mir unstrittig, auch die Epocheneinteilung ist wohl sinnvoll 
(bzw. nötig). Da wäre ich ja für ein ganz simples Modell wie Vorzeit - 
Antike - (vielleicht Völkerwanderngszeit??) - Mittelalter - Neuzeit - 
Gegenwart. Die ganzen Feinunterfisselungen wie "frühes/hohes/spätes 
Mittelalter", "Barock", "Rokkoko", "Humanismus" etc. sollten wir erst 
dann erwägen, wenn wirklich Bedarf daran besteht. Und nicht jeder, der 
kategorisiert, kennt sich hinreichend gut mit einem Autor aus, um das 
wirklich korrekt hinzubekommen (und da nehme ich mich nicht aus).
Außerdem haben wir da auch wieder das Problem, daß es Autoren gibt, die 
in einem Aspekt schon eher der einen, neueren Strömung zuneigten, in 
einem anderen aber noch altmodisch waren.
Ganz krass ist das bei z.B. den "Naturwissenschaftlern" des Mittelalters 
und der Neuzeit. Deren Werke sind zwar nicht unbedingt passend zu meiner 
Definition der Hauptkategorie Literatur, aber so ganz frühe Versuche wie 
z.B. der Physiologus werden auch literaturwissenschaftlich behandelt. Da 
muß man im Einzelfall abwägen.

Gruß

Henriette
-- 
Reality continues to ruin my life (Calvin)