Lieber André,
wieviel weißt du eigentlich noch vom Verein? Ich stelle fest (so ich
denn einigermaßen recht mit meiner Sichtweise haben sollte), daß es mit
dem Wissen um all das bei Vielen offenbar nicht weit her ist. Die Klagen
aus der aktiven Community sind mittlerweile so laut, daß sie das
Präsidium gar nicht mehr überhören kann. Die Frage ist ja eher -
Vorstand oder ein großer Teil derer, die überhaupt noch aktiv beitragen.
Und ich meine mit aktiv beitragen die, die rausgehen. Die Aufklären. Die
fotografieren. Die ihre Artikel schreiben. Etc. Ihr könnt euch
gegenseitig alle schön feiern und im Erfolg der Spendengelder sonnen -
aber was bringt das, wenn nicht mehr viele Leute überhaupt mit WMDE in
den Strukturen zusammen arbeiten wollen? Im Fußball sagt man so schön,
daß die Wahrheit auf dem Platz liegt. Unserer ist derzeit ein
Kartoffelacker. Zu verantworten hat das natürlich in erster Linie der
Vorstand, der zum einen eine immense Machtfülle hat, zum anderen diese
auch noch interpretativ sehr weit zu seinen Gunsten auslegt. Tobias hat
ja schon einige Dinge aufgezählt, die völlig daneben liefen. Ich könnte
auch noch einiges dazu beitragen. Der Bericht der Kassenprüfer ist eine
Katastrophe.
Das Problem ist ja Dasselbe, das ich vor einigen Wochen bei meinem
offenen Brief hatte. Man weiß sehr vieles - sagen darf man aber nur
wenig. Und das aus verschiedensten Gründen. Damit hat man natürlich
immer die "Arschkarte" gezogen. Daß jetzt einige frühere Granden
Krokodilstränen weinen, weil es der neue, "junge" Vorstand wagt, den von
ihnen implementierten Vorstand "abzusägen" (Copyright Anneke Wolf) ist
nicht so verwunderlich. Daß die Kommunikation beklagt wird hingegen
schon. Es ging jetzt um die Mitteilung eines Faktes. Vielleicht sollte
man mal die MV abwarten, was da noch gesagt wird. Daß das vor der MV
passiert ist ja wohl richtig. Das auf der MV zur Diskussion zu stellen
ist ein wenig absurd, oder? Denn genau das obliegt dem Präsidium. Das zu
entscheiden. Die MV hat nun dank der Mitteilung natürlich ihrerseits die
Gelegenheit das zu diskutieren. Eventuell sogar etwas anderes zu
beschließen (dann kann man natürlich das Präsidium abschaffen, dann ist
es nie weider einen Pfifferling wert). Lustig die Idee, das alles
überhaupt erst auf der MV zur Diskussion zu stellen - und dann?
Diskutieren wir dort über den Vorstand? Möglicherweise noch über dessen
Arbeitsvertrag? Na das würde sicher "lustig"...
Problem ist die einer einzelnen Person übertragenen Machtfülle. Und das
ist eine Sache, die letztlich ein gut Teil der Unterzeichner des bösen
Briefes gegen die Entscheidung des Präsidiums zu verantworten haben.
Statt jetzt mit Derartigem zu kommen, sollte man dort mal mit der
Selbstkritik anfangen. Denn den Nachfolgern wurde allein diese
Ausgangslage hinterlassen. Das Präsidium hat ja kaum andere
Möglichkeiten, es wurde weitestgehend zur Randerscheinung degradiert. In
Anbetracht dessen, daß zwischen den Mitgliederversammlungen das
Präsidium die Mitglieder des Vereins repräsentiert ist das eine
unhaltbare Situation. Der Vorstand (völlig ungeachter der dort
agierenden Personen) ist ein ausführendes Organ. Das vom Präsidium
eingesetzt, überwacht, geführt und zur Not auch wieder entlassen wird.
Und bei der ausführenden Arbeit erschöpft sich am Ende alles auch. Es
sei denn, es gibt einen anderen Auftrag.
Fakt ist - wenn man mich als Beispiel nimmt, fällt es mir derzeit sehr
schwer, noch etwas mit WMDE zu machen. Ich bin Mitglied, es steht mir zu
unterstützt zu werden - aber ich kann derzeit nicht bei um UNterstützung
für Irgendwas bitten. Ich hatte ursprünglich sogar die
Zedler-Preisverleihung abgesagt (wo ich bei einem Projekt Co-nominiert
bin), weil ich derzeit selbst mit dem Einreichen einer
Fahrkostenabrechnung Probleme hätte. Ich habe das Gefühl, ich bin
Bittsteller in meinem Verein. Wo Angestellte über mich befinden, die
davon bezahlt werden, daß ich meine ehrenamtliche Wikipedia-Arbeit
mache. Ich finde es gut, daß wir diese Angestellten haben und ich habe
leider heute schon mitbekommen, daß es offenbar eine Verunsicherung
unter den Angestellten gibt - also ganz deutlich, es geht hier in keiner
Weise um euch, wir schätzen euch und euer Engagement! - aber richtig ist
für mich, daß ich zu WMDE gehe und sage, was ich machen möchte. Und nur
wenn es geichtige Gründe gibt, warum das nicht passieren kann, soll so
etwas abgelehnt werden. Das Geld ist doch da. Derzeit komme ich mir aber
wie ein Bettler vor.
Und das ist die derzeitige nicht nur von mir so empfundene Entwicklung
des Vereins. Einerseits wird gesagt, man tut alles für die Freiwilligen,
erbittet auch immer wieder Anfragen - aber wenn es wirklich dazu kommt,
fühlt man sich wie ein Bettler. Wenn man diese Hürde erst genommen hat
läuft es meist recht gut (obwohl es auch hier immer wieder enrsthafte
und fortlaufende Probleme gibt, Tobias hat auch hier Dinge genannt).
Weil wir unglaublich gute Mitarbeiter haben. Ob das aber so bleibt, in
Anbetracht wie zuletzt mit Einigen umgegangen würde, ist fraglich. Wir
zahlen sicher nicht schlecht, aber auch nicht am Besten. Somit stehen
wir im Wettbewerb. Wenn es sich rumspricht, wie zum Teil zuletzt mit
Angestellten umgegangen wurde, sind wir als Arbeitgeber sicher nicht
mehr so attraktiv. Aber selbst unsere guten Mitarbeiter konnten nicht
verhindern, daß sich immer mehr Freiwillige fragen, ob es nicht so
geplant war, daß der Verein mit seinen Strukturen für uns da war, uns
unterstützen sollte - oder ob es wirklich so sein soll, daß wir für den
Verein da sein sollen. Anders kann ich mir die ganzen bei WMDE geplanten
Sachen nicht erklären, die in keiner Weise aus der Community kommen, die
den Verein letztlich ausmacht. Sondern aus den Büros der
Geschäftsstelle. Das kann es einfach nicht sein. Nicht in meiner
Vorstellung.
Marcus
Am 19.05.2014 16:04, schrieb Andre Darmochwal:
Mitgliederversammlung haben, erschreckend. Die Kommunikation des Präsidiums
ist nicht mal mehr unter "dürftig" zu fassen, sie existiert nicht. Und so
wollt ihr den langjährigen Vorstand entlassen?
Vor allem erwarte ich eigentlich zwingend unter so einer Ankündigung
wenigstens die Andeutung plausibler Gründe für einen derartigen Schritt.
Die nebulös beschriebene "neuer Ausrichtung" rechtfertigt eine sofortige
Abberufung in keinem Fall, abgesehn davon, dass man die vielleicht vorher
auch mal mit den Mitgliedern hätte diskutieren können (auf einer
Mitgliederversammlung vielleicht...)
Grüße,
André
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