Hallo DaB., hallo zusammen,
Am 02.01.2011 17:00, schrieb DaB.:
Wenn der Verein einer Veranstaltung Geld gibt, dann
hat er
natürlich das Recht die Regeln dazu zu bestimmen;
Was sind denn die Kriterien des Vereins zur Vergabe von Fördermitteln
für Community-Projekte und -Veranstaltungen? Welche Regeln genau gibt es
für Veranstaltungen zu bestimmen?
Unsere Satzung legt nahe, dass inhaltlich solche Projekte förderfähig
sind, die der "Beschaffung, Bereitstellung und Verbreitung von
Informationen zum Thema Freie Inhalte ... beispielsweise durch
Veranstaltungen" dienen. Ein Schwerpunkt soll, so sagt unsere Satzung
wiederholt, auf den verschiedenen internationalen Wikimedia-Projekten
liegen.
Hierzu sollten wohl auch Information und Austausch *innerhalb der
Community* über Freies Wissen und die Wikimedia-Projekte zählen. In
diesem Korridor war Skillshare ausgerichtet auf aktive Beiträge aus der
deutschsprachigen Wikimedia-Community. Also ganz auf Linie des Vereins.
In einem zweiten Schritt wird bei der Vergabe von Fördermitteln sicher
zu überlegen sein, ob Antragsteller über die zur Umsetzung ihrer
Projektidee erforderlichen Kompetenzen verfügen. Ein kniffliger Punkt,
weil hier individuelle Bekanntheit und persönliches Vertrauen in die
Antragsteller zu unscharfen Kriterien werden können.
Skillshare war eine von einer Wikipedianer-Gruppe geplante
Veranstaltung. Diese Gruppe bestand nun nicht aus irgendwelchen Honks,
von denen man hätte befürchten müssen, dass sie Fördermittel des Vereins
sinnlos verpulvern würden, sondern die Leute sollten spätestens seit der
Free-Travel-Shirt-Aktion ab März 2009 als planungs- und
realisierungsfähig bekannt gewesen sein (weder gewinnt man Jimbo Wales
oder Christian Wulff mal eben so im Vorbeigehen für eine solche
Wikipedia-Aktion noch greift die Wikipedia-Gemeinschaft jedermanns Idee
bereitwillig auf).
Ich nehme an, dass der WMDE-Vorstand im Sommer 2009 auch im Wissen um
die Kompetenzen der Antragsteller - in Hinblick sowohl auf die Gewinnung
namhafter Schirmherren/Sponsoren als auch auf ihr Aktivierungspotenzial
in der Community - eine Förderzusage für die Veranstaltung erteilt hat.
Das erfolgreiche Fotoprojekt im Niedersächsischen Landtag im November
2009 dürfte dieses Vertrauen bestätigt haben.
Welche "Regeln" genau hätte es also seitens des Vereins sonst noch zu
"bestimmen" gegeben? Was drohte denn aus dem Ruder zu laufen? Ist
"Regeln bestimmen" gleichbedeutend mit Einflussnahme dahingehend, ob
bestimmte Teilnehmer/Redner zugelassen oder als persona non grata
auszuschließen sind? Um Inhalte, die den Vereinszielen und dem Ansehen
des Vereins entgegen gestanden hätten, ging es ja offenbar nicht,
sondern - so verstehe ich den Schriftwechsel hier - lediglich um
einzelne Personen.
Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Pavel im Sommer 2009 gerade
erst frisch die Verantwortung als Geschäftsführer innehatte und dass -
angesichts von weniger als 350.000 Euro aus dem 2008er-Fundraiser im
Rücken und dem November/Dezember noch weit vor sich - die vom Vorstand
bewilligte Summe von 5.000 Euro für Skillshare wohl kein Pappenstiel
war, den er hier zu handhaben hatte.
Nach dem erfolgreichen Fundraiser Ende 2009 hätte die Sache aber Anfang
2010 endlich in Gang kommen dürfen. Als Außenstehende bleibt mir völlig
unverständlich, warum WMDE es so weit kommen ließ, dass eine Handvoll
Community-Mitglieder einen eigenen Trägerverein gründen musste, um
Skillshare realisieren zu können. Sowas macht ja nun keiner von uns ohne
Not.
Und natürlich trat WMDE dann nur noch als einer von etlichen Sponsoren
auf. Wohlgemerkt: Bei der bisher größten Veranstaltung der
deutschsprachigen Wikimedia-Gemeinschaft. Den Skillsharern ist hoch
anzurechnen, dass sie sich in ihrer Pressearbeit vorrangig als
freiwillige Wikipedianer und nicht deutlicher als eigenständiger Verein
profiliert haben.
Zurück zum ursprünglichen Thema dieses Threads:
Der Schlagabtausch um Skillshare bestätigt in meinen Augen durchaus
Olafs Anliegen, die operative Vereinsebene (Vorstand/GF) und die
inhaltiche Prüfung von Projektideen in personell voneinander unabhängige
Gremien zu geben.
Natürlich werden hier noch geeignete Schnittstellen zwischen
Geschäftsstelle/Vorstand/Aufsichtsrat und dem Gutachterausschuss sowie
ein praktikables Regelwerk (besagte "Geschäftsordnung" mit sachgerechten
Vergabekriterien und Entscheidungsabläufen) entwickelt werden müssen.
Aber die Gefahr, dass supergute Projektideen an Unverträglichkeiten
zwischen wenigen Einzelpersonen scheitern, dürfte durch die breitere
Streuung der Prüfaufträge und Entscheidungskompetenzen tatsächlich
verringert werden. WissensWert war m.E. ein guter erster Schritt in
diese Richtung.
Viele Grüße
Martina