Gut, ich nehme es auf mich, hier etwas klarer gesagt zu haben, welche
Gespräche mich nachdenklich stimmten und überlegen ließen, dass wir mit
Projekten anders umgehen müssen.
Robert Hubers Mail las ich mit Interesse. Dass wir hier eher eine
Qualitätssicherung als ein Gutachtergremium brauchen - ja, stimme ich
zu, und ich denke, das sollte passieren und ließ es im Zusatztext
anklingen: Du hast eine Idee, was du bei WMDE machen willst, Du kannst
sie vorstellen und mit anderen Mitspielern ausarbeiten, bevor Du sie in
den Begutachtungsprozess gibst.
Die Begutachtung sichert Dir zu, dass Deine Idee zur Kenntnis genommen
wird (ich verzichte auf eine Geschichte, die das Problem illustrieren
kann, habe aber eine solche). Die Begutachtung schafft vereinsinterne
Öffentlichkeit. Man kann Dir danach nicht einfach negativ begegnen, ohne
es klarer zu begründen. Natürlich kannst Du persönliche Feinde unter den
Gutachtern haben - doch sind die keine Vereinsführung, keine
Entscheider, die haben kaum einen Grund gegen Einzelne tätig zu werden,
solange sie sich nur durch ausgewogenes Nachdenken Gehör verschaffen.
Wähle sie von außen, wenn Du sichergehen willst.
Meine Frage, wie oft die Guutachter tätig werden müssen zielte auf das
Paradox dieser Debatte - angeblich bräche bei uns alles zusammen, wenn
wir Community-Initiativen begutachten, heißt es da - und dann heißt es
im selben Moment: aus der Community komme leider nichts. Dann wiederum
wird von dem erfolgreichen Projekt berichtet, bei dem man soeben mit
Gutachtern experimentierte - eine Jury erhielt um die 100 Einsendungen,
von denen sicherlich vieles nicht verwendbar ist, da die meisten
Mitglieder nicht genau wissen, mit welchen Projekten WMDE gut auftreten
kann. Da wird es erst einmal einen Prozess der Orientierung brauchen. Im
Moment sind unsere Mitglieder nicht sehr tief in Vereinsarbeit
involviert - so die Klage aus dem Vorstand wie Klage aus der
Mitgliederschaft. Um die Annäherung wird es gehen, um ein gemeinsames
Arbeiten an Projekten.
+++
Ich denke daneben, dass unser Verein mehr Potential an Leuten hat, die
eine gute Figur auf höchster Ebene machen könnten. Skillshare war für
mich eine bedenkliche Veranstaltung. Lassen wir offen, was im Vorfeld
ablief. Auf der Veranstaltung zeigten sich Leute, die nicht im
WMDE-Vorstand vertreten sind, die aber dennoch in der Lage waren,
Öffentlichkeitsarbeit auf hohem Niveau zu machen. Olaf Kosinsky
erstaunte mich. Ich denke, Ihr werdet mir zustimmen, dass er auf dem
Podium eine sehr gute Figur als Moderator gegenüber den Politikern abgab
- er musste nicht um deren Respekt ringen, hat das souverän gehandhabt.
Korrigiert mich aus dem Vorstand, aber ich glaube nicht, dass es danach
ein Vorstands-internes Gespräch darüber gab, dass das ein Mann ist, auf
den man zutreten sollte, um ihn doch näher an die Vorstandsarbeit
anzubinden. Mir fallen leicht noch einige Personen ein - in Frankfurt
machte neben Pavel Richter Philipp Birken eine gute Figur. Ich weiß das
Debora Wulf-Weber auf öffentlichem Parkett durchommt. Ich bin mir nicht
sicher, ob Wikimedia Deutschland ernsthafte Versuche macht, zu erfassen,
welche Vereinsmitglieder vom Standing her uns theoretisch jederzeit
repräsentieren könnten - und diese in die Vereinsarbeit zu ziehen.
Mein Gefühl ist, dass der Vorstand tatsächlich eher mit Abwehr allen
gegenübersteht, die Verantwortungspositionen füllen könnten. Man sieht
diese Leute nicht in eigenen Projekten bei uns und ich weiß auch: Sie
würden vermutlich nicht viel freie Hand in Projekten kriegen - zur Zeit.
Tatsächlich hätte ich gerne einen Verein, in dem der zukünftige
Aufsichtsrat mehr beaufsichtigt und repräsentiert. Einen Vorstand, der
beliebigen Projekten seine Arbeit und die der Geschäftsstelle zur
Verfügung stellt - und ich sähe gerne, dass wir Leuten auf breiter
Fläche die Chance gegeben mit WMDE-Arbeit öffentlich Gesicht zu
gewinnen. Die Zielsetzung Machterhalt im Vorstand ist da zur zeit so
kontraproduktiv wie die Entwicklung, die Projektarneit zunehmend auf
eine Person des Vorstands zu fixieren.
Ich werde für einige Tage vom Netz müssen und habe kein Problem mit
Achims Post. Von mir aus ändert sich da nichts, ich mag Achim,
Gruß,
Olaf
Die Gutachter versichern Dir, dass sie deine Ideen gesehen haben, was
geschieht.