Ralf Roletschek schrieb:
Ja, diese Freibiermentalität ist es auch, was mich
immer ärgert. Wenn ich
Werke frei gebe, können sie frei benutzt werden. Das schließt aber nicht
ein, daß ich aufs Urheberrecht verzichte (was auch garnicht geht). Freie
Werke sind auch weiterhin urheberrechtlich geschützt und können vom Urheber
vermarktet werden. Auch wenn das einigen Freiheitskämpfern nicht gefällt,
die das Urheberrecht am liebsten abschaffen möchten.
Hier geht ja nun einiges durcheinander.
Wenn ich gemeinsam mit anderen einen Textkorpus bearbeite, stellen sich
ja sehr viele Fragen. Woran habe ich denn dann überhaupt ein
Urheberrecht, beginnen wir mal damit? An den jeweiligen Edits. Die für
sich genommen nichts wert wären, sondern die nur zusammen mit denjenigen
der anderen überhaupt möglich sind und einen Sinn ergeben. Und wie
sollte das dann im Metis-System vergütet werden?
Sinnvollerweise sollte mit dem insoweit anfallenden Geld genau dassselbe
passieren, was auch mit dem Text erfolgt war: Es sollte erst einmal an
die Gemeinschaft fließen, nicht an andere. Und die Gemeinschaft sollte
dann darüber entscheiden, wie damit weiter zu verfahren wäre.
Und dann stellt sich die Frage, ob man es überhaupt soweit kommen lassen
sollte, daß der große Tanker Wikipedia kommerzialisiert wird und sich in
das verwertungsgesellschaftliche System einbindet. Es bestände nicht nur
die Gefahr, daß sich das langfristig auf die Inhalte auswirken könnte,
sondern es würden durch die Teilnahme am Metis-Verfahren ja auch Mittel
von anderen Autoren abgezogen, die dann bei der Verteilung des
Metis-Kuchens nicht mehr so umfangreich zum Zuge kämen.
Freiheit von Metis bedeutet Unabhängigkeit von äußerer Einflußnahme und
bedeutet auch, daß man nicht Gefahr läuft, sich an irgendwelchen äußeren
Maßstäben zu orientieren -- das fängt bei der Mindestlänge von zu
vergütenden Texten an und geht über die Zugriffszahlen und wie diese zu
steigern wären bis hin zur sonstigen stromlinienförmigen Gestaltung des
Produkts "Wikipedia". Alles sehr problematisch und zu durchdenken, bevor
man das Geld-Faß der VG Wort aufmacht.
Jürgen.