Marcus Cyron schrieb:
> Wow. Mein Gott, Uli. Du warst in Göttingen so
> zahm und hier hast du
> wieder eine große Klappe. Sehr interessant. Im
> übrigen möchte ich mal
> sehen, wieviel Leute kommen, wenn du rufst. 20
> Leute, die nur darüber
> diskutieren, wie böse die Wikipedia ist
> (sicher wäre das das einzige
> Thema *g*) und 2 Reporter von irgendwelchen
> regionalen Werbeblättern.
von Thomas Hochstein
Das dürfte analog zu den Abonnementzahlen von FAZ
und Bild sein. So
schlecht ist der Vergleich also vielleicht gar nicht. *g*
Wir werden am Ende sehen, wer erfolgreicher war.
Die Frage ist eben immer, woran man Erfolg mißt.
Es bestreitet
niemand, daß Wikipedia erfolgreich ist, wenn es
um Seitenaufrufe,
Google-Ranking, Umfang, Medieninteresse und
Anzahl der angemeldeten
Teilnehmer geht. Wenn daß das Ziel des Projekts
ist, ist es erreicht
und übertroffen. (Dann sollte man das allerdings
auch so darstellen.
;))
Ich würde das "erfolgreich" in Anführungszeichen setzen.
Wenn die WP als das genutzt würde, für das sie mal
erschaffen war, nämlich als anonym benutzbares Auffangbecken
für alles mögliche, das subjektiv wem als Wissen gelten
könnte, und das dann in der Nupedia redaktionell aufbereitet
würde, so könnte das zutreffen. Der Ansatz wurde letzens in
Berlin mal zum Druck der deutschen WP verprobt und ist
mangels Subskriptions- und Beteiligungswillens jämmerlich
gescheitert.
Aber die Revolutionskinder töten ihre Väter. Keine
Pockensuppe fragt heute noch ein Wörtchen der Nupedia
hinterher. Statt dessen läuft man sich tot in dem
Affenzirkus, den die viel zu vielen halbgar
Wissen-Behauptenden per Zeitreichtum in der WP anstellen,
und die sehr wenigen sowohl innenkundigen (WP-"Benutzer" -->
Editoren) wie auch außen-tätigen Kritiker (z.B. WEB-Blog)
(mit fundierten Argumenten!) wie Fossa aufgrund von
"Ungefälligkeit" mundtot zu machen unternehmen. Die
Wikipedia (DE-) ist in recht vielen Ecken zu einem Mob
verkommen, in dem Leute das Sagen sich anmaßen, die über
nichts weiter gebieten müssen als ...
1- fast unendliche Zeit, weil sie arbeitslos sind oder noch
studieren,
2- in aller Fernseh-"Talkshow"-geschulter Penetranz auf dem
Recht der "eigenen" Meinung (gern auch
BILD-Zeitungs-gestählt) beharren,
3- auf dem Recht, diese auch allüberall kundzutun,
3a- sich zu "organisieren", Mail, Chat, usw., sowie
4- die brutale Entschlossenheit, jeden Sach-Kritiker
frühzeitig ad personam anzugreifen und ihn wahlweise als
Troll, Vandalen oder oder oder zu denunzieren. (Mir auch
schon geschehen. Gruß an Achim R aus B.)
Nachdenkliche Leute stören da nur: mit Kritikern wird man
(Chat-)Mob-organisiert locker fertig, und die paar doofen
Hanseln wie meinereiner, die noch Assume Good Faith im Sinne
haben, überläuft man einfach; sie sind ja gutwillig, also
darf man schadfrei auf sie einprügeln, das kostet ja nichts,
und es gibt noch Beifall in der Peergroup der Schlagetots,
...
<sarkas>diese vorgestrigen, fernseh- und Fußball-Unkundigen,
also nee, die wissen ja nichtmal, wie die Weltmeisterschaft
steht, und DAS ist doch das relevante WISSEN unserer Zeit!!
</sarkas>
Ob aber "so" eine Enzyklopädie entstehen könne..?..
Fragezeichen. Vielleicht ist das auch gar nicht mehr
wichtig. Hauptsache, man hat so seine kuschelige Peergroup,
in der man sich wechselseitig selbstbestätigt, sowie seinen
Satz "Feinde", an dem man sich geifernd abreagieren kann,
damit einem im Zeitreichtum nur nicht zu langweilig werde.
<sarkas> (..besser, die "nicht zeitreichen" gehen brav ohne
WP arbeiten, damit die Sozialbeiträge weiter reichhaltig
fließen....</sarkas>)
Ob aber "so" eine Enzyklopädie entstehen könne..?..
... und, zur eigentlichen Frage: ob eine so sich
darstellende Wikipedia für andere als "Zeitreiche" attraktiv
sei? ... geschweige denn für denken könnende Akademiker.
NB auf mein "Right to leave" braucht man mich nicht
hinweisen: eines der allerbilligsten hier verfügbaren
"Argumente".
Freundlichen Gruß in die Runde
Bernd B