Hallo Marucs,
Marcus Cyron wrote:
unter anderem, daß Angestellte bei der MV kein
Stimmrecht haben. Oder willst du sagen, daß Interessenkonflikte nicht vorkommen können,
wenn die Angestellten des Vereins mit bestimmen, etwa wofür der Verein sein Geld ausgibt?
Wenn sie die Entwicklung des Vereins mit bestimmen? Und daß dort nie an sich selbst
gedacht wird? Das ist nichts Verwerfliches. Aber ist es objektiv? Ich denke nicht. Ganz
ausdrücklich: es geht mir dabei um theoretische und grundsätzliche Probleme. Nicht um
derzeit aktuelle.
Ich bin ehrlich etwas verwundert über diese Argumentationslinie. Eine
solche Argumentation wäre genauso geeignet, die betriebliche
Mitbestimmung mittels Betriebsrat oder Arbeitnehmersitzen im
Aufsichtsrat einer AG anzugreifen. Natürlich kann es vorkommen, dass
Interessenkonflikte dabei entstehen. Das ist aber jedem System immanent,
dass allein die Gewissensentscheidung eines Wählers zum Kriterium für
die Stimmabgabe macht. Es ist doch völlig richtig, dass ein Wähler den
Kandidaten stützt, der am ehesten das macht, was er will. Genauso ist es
völlig richtig, dass ein Wähler die Initiativen und Beschlüsse
unterstützt, die er selbst für richtig hält, ob zu seinem Vorteil oder
dem eines anderen.
Entsprechend macht mir auch dein letzter Doppelsatz "Aber ist es
objektiv? Ich denke nicht." Was veranlasst dich zu der Annahme, dass die
Mitglieder des Vereins ihre Stimme aus rein objektiven Gründen abgeben?
Und vielmehr: was veranlasst dich zu der Annahme, dass dem so sein soll?
Wenn wir Demokratie ernst nehmen wollen, gehört für mich dazu, dem
Wähler die freie Entscheidung zu geben, aus welchen Motiven er wie seine
Stimme abgibt.
Um auch mal vom Abstrakten etwas wegzukommen: ich finde es völlig
richtig, dass unsere ehrenamtlichen wie hauptamtlichen Mitarbeiter aktiv
die Entwicklung des Vereins mitbestimmen. Wir haben ausnahmslos hoch
engagierte Menschen als Mitarbeiter, die weit mehr Einsatz und
Bereitschaft zeigen, als was üblicherweise erwartet werden kann. Es wäre
fatal, ihre Kreativität, Kompetenz und Gestaltungsfreude gerade damit zu
belohnen, sie aus dem Verein auszuschließen bzw. ihnen die Mitsprache zu
verweigern. Betriebliche Mitbestimmung ist schließlich nicht nur erst
dann sinnvoll, wenn das Gesetz sie wegen der Größe des Betriebs vorschreibt.
Beste Grüße
Sebastian